Stefano erklärte ihm die vielen Fresken; besonders stolz war er auf jene, die das Wunder des heiligen Guido zeigten, eines Abtes der Pomposa, der Wasser in Wein verwandelt hatte.
»Warum hat er das getan?«
»Wieso warum? Was soll die Frage?«
»Ich meine, hatten die Mönche Durst oder hatten sie kein Geld, sich zu betrinken?«
»Du sollst über ein Wunder nicht derart reden!«
»Ich finde, wenn man schon ein Wunder vollbringt, kann es ein sinnvolleres sein.«
Helmut Krausser, Melodien
Traum von einer Zugfahrt, ich sitze mit Blick aufs Gleis, also ganz vorn, aber nicht in der Lokomotive, im Traum ist das ja möglich ohne Erstaunen. Im Gleiskörper steht das Gras hüfthoch, der Mai in all seiner Pracht. Rechts neben dem Bahndamm ein Fluss, es sieht aus wie an der Salzach oberhalb der Salzachklamm, Richtung Bischofshofen. Dann, ohne großes Herumgetue, Umleitung, Rohrbruch, der gesamte Zug, also kein Umsteigen in Busse des Schienenersatzverkehrs. Ein schmerbäuchiger, etwas verwahrloster Mann um die fünfundsechzig beaufsichtigt die Versetzung des gesamten Zuges (alser ganzer, nicht waggonweise!), die Böschung rauf und wieder runter, je ca. elfeinhalb, zwölf Meter.
Die Frage kommt mir in den Sinn, ob nicht die schlichte Reparatur des Wasserrohres wesentlich einfacher gewesen wäre, als jeden Zug hier so umständlich hochzuhieven. Aber dann geht es auch schon weiter, und wenn etwas wie am Schnürchen läuft, hinterfragen wir selbst die (auch im Traum) größten Wunder nicht, wozu auch.
Im Aufwachen, nachsinnend, die Erinnerung an die Meldung, dass sie bei ITER in Südfrankreich den aller-allerstärksten Magneten gebaut haben, sie brauchen ihn für die künstliche Herbeiführung einer Kernfusion, dereinst. Der sei so stark, dass er einen Flugzeugträger heben könnte. Wenn er wollte. Aber wer wollte einen Flugzeugträger heben, und wozu.
Alle Flugzeugträger träumen vom Fliegen.
Schweben, wenigstens schweben.
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[WSW] = ZOTIG