Video
Du sollst dir ein bewegtes Bildnis machen. Können. Da es einige Videos und Kurzfilme von und mit mir, sowie, auch das, über mich gibt, mag ich Ihnen die gerne zeigen. Weil: Es nützt ja nichts, Sie finden Sie ja auch, wenn ich mich hier bedeckt halte. So fliehe ich vorwärts, Ihnen entgegen. Und weil immer das Neueste erwartet wird, hier zuerst einmal Historisches.
bertl muetter selbdritt (arte, Paris, 2007)
Eine vom Regieteam drapierte Collage einzeln aufgenommener Stücke, irgendwie reizvoll, weil ich ja generell praktisch nie mit Multi-Track arbeite: Alles bio, alles live, so mein Prinzip. Indes – SERVICE! – Sie können monologo, tremendo und trovando gerne auch separat anschauen, wenn sie die den Titeln unterlegten Links aufrufen.
[Stiegenhausmusik]#51 (Innsbruck, 2019)1
Ein ungeschöntes Konzertdokument; man erwarte sich also nichts makelloses.
Anfänglich war Bertl Mütter meist der Jüngste, aber das ist noch keine Leistung (wie auch nicht jene, der Älteste zu sein). Mittlerweile hat Mütter manche (Egon Schiele, Franz Schubert, Wolfgang Amadeus Mozart, Henry Purcell, Franz Kafka, Robert Schumann, Frida Kahlo) überlebt, zuletzt (15.5.2016) Gustav Mahler und (11.3.2018) Bob Ross.
Indes, von so etwas wie einem Lebenswerk kann noch nichts wirklich Wesentliches berichtet werden. Ob ihm dies gelingen wird, bis er (wenn überhaupt) Georg Christoph Lichtenberg und Charles Mingus (1. bzw. 21.3.2022) hinter sich gelassen haben wird, muss lebhaft bezweifelt werden. Nichtsdestotrotz hofft er auf ein ihm weiterhin (gerne auch gesteigert) gewogenes Publikum: Braucht Mütter es doch allein der künstlerischen wie wirtschaftlichen Selbstvergewisserung halber, gerade in Zeiten eines vielfach geleugneten und dennoch (oder gerade deswegen) unweigerlich sich beschleunigt ereignenden Klimawandels.
Ankündigungsprosa, 2019
Mit dem Bahnhof im Rücken stehe ich im Halbstock2 vor einer güldenen Rettungsfolie (beschriftet mit ›Die Vielen‹, wer immer das sei), gegenüber meiner das atemlose Publikum: Unerhörte Intimität, Spiel zwischen reifenschleifend kreischenden Rangierzügen und maibedingt singenden Vögeln, viel Stille dazwischen.
Au|di|ti|on3 (Stiftskirche Viktring, 2018)
Au|di|ti|on steht für: (1) Auditive Wahrnehmung (Hörvermögen); (2) ein individuelles Hörerlebnis in der Religion; (3) eine Bewerbung in der Unterhaltungsbranche; (4) einen japanischen Horrorfilm aus dem Jahre 1999. Da der Filmtitel an Bedeutung (3) andockt, tasten wir die Rillen (1) bis (3) ab, in stetig wie willkürlich wechselnder Abfolge: Die Nadel will springen!
Fangen wir bei der Hörschwelle an, wo auch sonst: Was hören? Was für ein Hören? Welche Botschaften? Höhere Mächte? Höheres Hören? … Meine Ohren sind meine Augen. Und meine Posaune ist mein Hörrohr, Hörbarmachrohr, und das passt sich individuell an, wie es sich gerade schickt (opportet). Weil genau so bequem brauchen wir es in dieser Zeit (in illo tempore), sonst gefällt man nicht sondern wird es, wie Mahlers Held in der Tragischen.
Wie nennt man eigentlich das Gegenteil von Hörschwelle? Hörgrenze? Schmerzschwelle? Wie geht es weiter? … Keine Angst, ich spiele nur, es tut nicht weh, sicher nicht. Meine Tinnitusbehauptung ist nur temporär: Wer Auditionen hat, braucht keinen Arzt. Und die Musik, wusste schon Monteverdi zu fordern, muss vorausdenken; allzu billig ist es, im Nachhinein schon vorher klüger gewesen zu sein.
Ankündigungsprosa
Hernach hat es geheißen, dass ›sowas wie eine Entrückung‹ geschehen sei. Ich war wohl nahe dran an dem, was ich ›absichtsfreies, pures Spiel‹ nennen würde; sowas ist alles andere als alltäglich:
Große Rührung und Entrücktheit unter den Umstehenden.
Endergebnis einer Handung in drei Aufzügen (1865)
Zwei noch aus den aus|cul|ta|tio|nes (2020)
(1) Wien, Stephansdom, 13. Mai 2020. Blick zum Hochaltar, ich spiele in den Großen Raum. Meine Posaune und ich sind wenig sichtbar, und darum geht es hier ja auch nicht. Mit diesem nächtlichen, ins Verebben gehenden Stück waren die Aufnahmen im Dominneren fertig. Man kann einige der beschriebenen Beiklänge gut hören: Betende, Weihrauchfassklimpern, Türscharniere, … außerhalb des Gatters, am südwestlichen Seitenaltar fand, es war gegen 22.00 Uhr, zeitgleich die Aussetzung des Allerheiligsten für den kommenden Tag statt. Dann haben sie zugesperrt; wir konnten rechtzeitig entkommen.
(2) Die abschließende Aufnahmesession am frühen Abend des 29. Juni 2020. Abermals freundlich unterstützt von maßgeblichen Menschen am, im, um und unterm Dom konnten Robert Pavlecka und ich auch die beiden Türme (die Pummerin hängt im Nordturmstumpf) akustisch-sinnlich vermessen. Zusammen bilden sie jene Region des Doms, die ich als ›dem Himmel nah‹ benenne. Eine beeindruckende Erfahrung (abgesehen von der traumhaften Aussicht) war, wie klein man unter dieser gigantischen Glocke ist: der Klöppel größer alswie mein Kopf. Und doch, du kannst sie zum Schwingen anregen, rein durch Resonanz. Ein bisschen was davon ist uns gelungen einzufangen.
Ungeschönt, wie alles bei diesem außergewöhnlichen Projekt.
Genug geschaut. Sind ohnehin daunddort weitere Videos von bzw. mit mir eingewoben hiersites. Außerdem gibt es ja noch den Giftkübel, für Kenn:er.
- Peter Warum und Daniela M. Span vom ›KG21GA_verein zur förderung der hinterhofkultur‹ hatten mich zu ihrer Veranstaltungsserie eingeladen.
- (Eine Treppe ist eine billige Metapher fürs Leben, im Stiegenhaus.)
- ›Eine Tour d’Imagination aus der Schule des Staunens‹