Passagen
Unglaublich zart und spröd und schön begleitete Posaunist Bertl Mütter Lassnigs letzten Weg mit abstrakten Interpretationen von Schuberts Wanderers Nachtlied.
Der Standard, 22.5.2014
Rites de passage, so nennt man Übergangsrituale in der Anthropologie.

Bertl Mütter schaut Christof Zachl an, während ihn dieser photographiert; hinter ihm allerley Reliquia
Ich finde mich seit je immer wieder in Situationen, wo man sich ganz sicher nicht deshalb versammelt, weil jetzt gleich Der Bertl Mütter Posaune spielen wird, sondern aus einem besonderen (außermusikalischen) Grund. Meine Musik passiert einen solchen Anlass – ein spezieller (nicht notwendigerweise runder) Geburtstag, eine Hochzeit (o.Ä.), Trauer- oder Gedenkfeier, Eröffnung, Akademisches, Zeremoniäres, … – gestaltend begleitend. Wo man sich halt was Anderes, was Spezielles wünscht. Als gelernter Ministrant (ich meine das salopp und ernsthaft zugleich) habe ich reichlich Erfahrung im Umgang mit solchen Situationen, gehe auf sie ein, erspürend, was die Menschen gerade brauchen1 – keine (angeblich) bewährten Stückln also.2

Meine Posaune kann gut zuhören, persönlich und anlassadäquat. (Photo: Stefan Nuetzel)
Und doch, es ist schon vorgekommen, dass ich am Friedhof Happy Birthday spielen durfte, ein 90er war’s, wobei die Jubilarin lebend unter, will heißen: neben uns weilte, befreiend-bewegender Moment bei der KZ-Gedenkfeier am Steyrer Friedhof, davor Bella ciao!, und das ist allerdings wirklich alles andere als ein Partykracher.

Auguri!
Bei der Privatheit der von mir musikalisch begleiteten Passagen versteht sich von selbst, dass die meisten Anfragen via Mundpropaganda hereinkommen: Sieht man von gewissen Rezensionen (s.o.) ab, so liegt es in der Natur der Sache, dass, zumindest bei Trauerfeiern, keine Dankesschreiben aufliegend sind. Indes Gert Jonke (2009), Maria Lassnig (2014) oder Philipp Harnoncourt (2020) dürften, wo auch immer, getrost als Referenz gelten. Martin Hornstein. Didi Macher. Arnulf Rohsmann. Der Wintersteiger Sepp, die Elfie Marinelli, der Holub Oscar. (…).
Wenn jemand für jemanden etwas spielt, ist es auch beim hundertsten Mal nicht blöd oder egal.
Saša Stanišić
Ich freue mich über Ihre geschätzte Kontaktaufnahme.
PS: Wenn es nun so ist, dass die auftraggebende Person selbst im Zentrum der Feierlichkeiten zu stehen gedenkt, so gelte, insbesondere für Trauer- und Gedenkfeiern: Um unbedingte Vorauszahlung wird dringendst gebeten. Diskretion ist selbstredend garantiert: Ich kann schweigen wie ein Grab.