Unbestellte Erläuterungen

In den Ton hineinnehmen.

Wien, Stephansdom, Katakomben, 19.9.2022 © Klaus Fritsch

Als wär’s umgekehrt proportional zur verbleibenden Spielzeit, die die Lebenszeit sei, spiele ich lange Töne, zunehmend lange Töne: Der Klang an sich treibt mich um, und am pursten offenbart sich dieser im Reichtum eines (des) einzigen Tons.

Fürs Einswerden mit ihm reicht aber nicht die Dauer eines noch so voll geholten Atems: Zum verletzungsfreien Eindringen bedürfen wir des flachest möglichen Winkels, weniger als eine Bogensekunde, annähernd asymptotisch, dann können wir, gewissermaßen qua Osmose, in den Ton übergehen und endlich selbst zum Klang werden. Mag sein, dass mir selber das – ich habe die Übung, es ist mein Beruf – rascher (in Pizzicato-Kürze) gelingen könnte, ich will aber Sie, mein Publikum, mit hineinnehmen in meinen – unseren! – Ton, auf dass sich das Bewertungshirn einmal erhole, wenn es diesen einen (unendlichen) Atem lang Pause machen darf. Tut das wohl!

Was auch so gut tut, ist, dass uns hernach Kriterien fehlen, zu benennen, was da eben geschah, wir wissen nur um das Gemeinsame, den Einklang, der uns zuinnerst (für buchstäblich immer) miteinander verbindet – und für den es keinen Marktplatz gibt, auf dem wir damit, ausbeutend, Handel treiben könnten, glücklicherweise. Kein Vertrieb, kein Vertreiben also, indes Pure Inklusion, oder, wie man heute sagt: Immersion – da haben wir auch das Immer drinnen, und immer ist vor allem: Jetzt!


Merke: Ich bin Materialist. Töne sind physikalische Schwingungen, und unsere Empfindungen und Gefühle (…) sind Meta-Phänomene unserer reichlich komplexen physischen Verfasstheiten.
En bref: Nehmen Sie meine Ton-Einladung als schwurbelfrei intendierte an. Treten wir also näher. Zueinander.