vorbei

Es ist sehr verschieden, in die Zukunft – und in die Vergangenheit zu lügen.
Jean Paul (1799)


Dienstag, 10. September 2024

Innsbruck, Dom St. Jakob
»Räume öffnen – und nach Gott fragen«

Architektur und Bildwelt des Doms vermitteln eine starke Botschaft. Nicht zuletzt sind es die barocken Fresken, die den Blick nach oben ziehen. Sie vermitteln ein Lebensgefühl des Aufbruchs ohne die realen Abgründe zu verschweigen. Faszinierende Gäste erzählen an diesem Abend von ihren Erfolgen und Niederlagen, von menschlicher Genialität und nötiger Demut, von ihrem Glauben und ermutigenden Neuanfängen.
Bischof Hermann Glettler

Angelika Stegmayr (Diözese Innsbruck)
im Gespräch mit
Sr. Barbara Flad, Krankenhausseelsorgerin (Zams)
Samuel Koch, Schauspieler und Autor
María Fernanda Nieva, Astrophysikerin
Benjamin Raich, Profi-Skifahrer i.R.

Hermann Glettler macht, wie sich das für den Gastgeber ziemt, eine Einleitung und überlässt dann uns das Haus. Uns, weil er in seinem Ankündigungstext noch mehr geschrieben hat.

»Und: Freuen Sie sich auch auf ein klangliches Highlight!«

Bitteschön, da kommt es auch schon, gleich drei- wenn nicht viermal:

Bertl Mütter (*1965)
Ab-/Um-/Rück- : Drei Versuche übers Stürzen
(Auftragswerk, UA)
Für Tuba, Posaune und Tuba. Und Subbass.

Es stürzen (und stehen auf):
Christine Graßmann, Tuba
Bertl Mütter, Posaune
Lukas Hanspeter, Tuba

(Ein Sturz fehlt hier bewusst, weil einen Einsturz woll’n wir bitte nicht herbeitröten.)

Jetzt — sind wir gespannt!


Intensiver Abend. Der Dom klingt sowas von schön. Und die Orgel. Danke dem Domkapellmeister Klemm für den initialen Cluster. Danach und mit Christine Graßmann und Lukas Hanspeter an den wunderbar geschmeidigen Tuben konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Mittwoch, 4. September 2024

Radio Österreich 1
Zum Nachhören (bis ca. 4. Oktober 2024) hier klikken:
Anton Bruckners Geburtstags-Party

Am 4. September 2024 jährt sich der Geburtstag des Komponisten Anton Bruckner zum 200. Mal.
Kalendarische Meldung, oe1.orf.at

zweimal Bruckner im sog. Bischofzimmer des Stadtpfarrhofs Steyr, 21.12.2023

Johannes Leopold Mayer & Bertl Mütter lassen im Gespräch mit Eva Teimel Anton Bruckner an seinem 200. Geburtstag hochleben; nahe- und fernliegende Preziosen des romantischen Großmeisters aus Ansfelden inklusive.
Ankündigungsprosa, oe1.orf.at

So kann es gehen: Ich war dabei in Ossiach, beim Ö1-KulturPicknick im Rahmen des Carinthischen Sommers. Eine gute – niederschwellige – Gelegenheit, sich endlich einmal den Bertl Mütter anzuschauen, mit wenig Risiko, weil die Veranstaltung noch etliche andere, gesichert leiwande Programmpunkte in einem Gesamtpaket (wie man sagt) anbot. Nun, auch Eva Teimel hat mir bei meinen aus|cul|ta|tio|nes in der Stiftskirche Ossiach zugehört, und hat sich – mit ein paar Tagen Inkubationszeit – bei mir gemeldet, ob ich bei der Sendung zu Bruckners Zweihunderter Live-Gast sein wolle und ob ich mir auch vorstellen könne, live zu musizieren (JA! – gern!); der andere Gast sei Johannes Leopold Mayer.

JLM! — Endlich (Zeit isses wurn!) darf ich die so beredte Moderatorenlegende, Polyhistor von Gnaden, persönlich kennenlernen!


[Da ich am 4. September nicht live dabeisein hätte können, wurde liebenswürdigerweise ermöglicht, dass wir uns vorab Ende August trafen. Aber – Ehrenwort! – wir haben unter Live-Bedingungen agiert!]


Ich glaube, gelungen. Dankschreiben eingetroffen.

Bruckner war ja selbst nie in Italien, jedoch so erklang er am Abend seines Zweihunderters in der Via Guglielmo di Ravenna zu Salerno, kann ich Ihnen jetzt verraten. Zuvor, am Nachmittag, beim Üben, mit akkurat geblasener Posaune irreprehensibilis als Privatreverenz.

Sonntag, 21. Juli 2024

Gerlitzen Alpe
Carinthischer Sommer
Klangwandern auf der Gerlitzen (mit 360° Panorama)
Nina Polaschegg, Wanderführerin, Kontrabass
DAC – Die Actuelle Capelle
Bertl Mütter, Posaune

Foto: Violetta Stuchlik / Carinthischer Sommer

Die Radio-Moderatorin, Bergwanderführerin und Kontrabassistin Nina Polaschegg lädt dazu ein, Neue Musik in wunderschöner Natur auf der Gerlitzen Alpe zu entdecken. Bertl Mütter, der große Posauenindividualist, begleitet sie dabei.
Carinthischer Sommer

Hee, und Die Actuelle Capelle (DAC) war bitte auch dabei!

DAC 2024
Erich Berger
E-Bass
Maria Alraune Hoppe Hulusi, Kalimba, Kyl Kobys, Mundharmonika, Okarina
Markus Lorber enhanced E-Guitar
Anna Melach Blockflöten, Kalimba, Okarina
Bertl Mütter Posaune, Spielertrainer
Werner Sattlegger Gitarre
Johannes Maria Schwarzgruber Bassblockflöte, Bratsche, Posaune
Karin Tobisch Hackbrett
Johnny Traar Sopransaxophon
Evelin Woitsch Prima Donna
Special Guest
Nina Polaschegg Bassgeige


Foto: Violetta Stuchlik / Carinthischer Sommer

Was für ein Debut! – Nachgerade ein Gipfelereignis!

Ein RIESENLOB an den (ich glaub, so heißt er) Herrn Daniel von unserem Shuttletaxi (kann man das bitte auch an seine Chefitäten weitersagen!?), der uns von der Villa For Forest abgeholt und auf die Gerlitzen (und wieder zurück) geschattlt hat. Der ist so professionell und angenehm gefahren, hat beim Fahren entspannt-entspannend mit uns geplaudert und war überhaupt so unaufdringlich nett, wie man es sich eigentlich gar nicht zu wünschen wagt. Man kann dem Carinthischen Sommer zu so einem Fahrdienstpartner nur herzlich gratulieren.
Selbiges gilt für den Pacheiner, also die liebe Frau Pacheiner und sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit denen wir zu tun haben durften: Man spürt, dass die Leute dort gern arbeiten. Ich konnte beim Abreisen die Frau Pacheiner grad nicht finden und mich persönlich bei ihr bedanken. … Vielleicht wollen wir einmal einen kleinen Ausflug hinauf machen und oben essen gehen, im Herbst, ha?
Nachricht an den Carinthischen Sommer

Samstag, 20. Juli 2024

Klagenfurt, Villa For Forest
SPIELEN! – DIE 20. GALANACHT DER IMPROVISATION
Bertl Mütte
r & Die Actuelle Capelle (DAC)

DAC 2024 (v.l.n.r.): Johnny Traar Sopransaxophon | Evelin Woitsch Prima Donna | Erich Berger E-Bass | Bertl Mütter Posaune, Spielertrainer | Anna Melach Blockflöten, Kalimba, Okarina | Johannes Maria Schwarzgruber Bassblockflöte, Bratsche, Posaune | Karin Tobisch Hackbrett | Maria Alraune Hoppe Hulusi, Kalimba, Kyl Kobys, Mundharmonika, Okarina | Markus Lorber enhanced E-Guitar | Werner Sattlegger Gitarre

Musik ist eine Kunstgattung, deren Werke aus organisierten Klängen bestehen, die Empfindungen oder Assoziationen hervorrufen können. Als Ausgangsmaterial dienen Töne, Klänge und Geräusche, sowie deren akustische Eigenschaften, wie Lautstärke, Klangfarbe, Tonhöhe und Tondauer.
Wikipedia

Dass die hier abgebildeten Menschen mit ihren Instrumenten (Detaillierungen weiter unten) Musik erzeugen können, dazu bedarf es umfangreicher technischer gleichwie moralischer Gebrauchsanweisungen, eines wachen Verstands und, insbesondere im Setting einer quasianarchischen Gruppe, einer unerhört umsichtigten Umsetzung des Kategorischen Imperativs.

Wir danken allen Menschen, bei denen wir zu Gast sein dürfen, im Musilhaus, Künstlerhaus, und in der Villa For Forest. Und morgen, beim Carinthischen Sommer, auf der Gerlitzen.
Bertl Mütter & Die Actuelle Capelle

Die Blockflöte ist ein Holzblasinstrument, das zur Gruppe der Kernspaltflöten gehört. Zur Tonerzeugung enthält ihr Kopf einen Kern (genannt Block) aus Holz oder Kunststoff, der nur eine enge Spalte (den Kernspalt) frei lässt. Wegen der Form ihres Mundstücks (bei den häufigsten, kleineren Typen) wird dieser Flötentyp auch »Schnabelflöte« genannt. Die Blockflöte bildet eine größere Instrumentenfamilie mit Flötentypen in allen Tonlagen, die meistens in C oder in F gestimmt sind. (…) Bratsche (italienisch viola, französisch alto) ist der heute im Deutschen gebräuchliche Name für ein Streichinstrument, dessen Alternativbezeichnung Viola (Mehrzahl: Violen) ein Relikt der historischen Violenfamilie des 16. und 17. Jahrhunderts ist. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine größere Violine, ist jedoch etwas anders proportioniert, tiefer gestimmt (Altinstrument zur Violine) und klingt dunkler. (…) Der elektrische Bass oder kurz E-Bass (englisch bass guitar) ist eine zumeist aus Holz gefertigte und auf elektrische Verstärkung angewiesene Bassgitarre. (…) Eine E-Gitarre ist eine Gitarre mit elektrischer Tonabnahme. Im Gegensatz zur akustischen Gitarre braucht sie keinen akustischen Klangkörper zur Verstärkung der Saitenschwingungen. Dadurch sind Bauformen möglich, die vielen E-Gitarren unter anderem eine besonders leichte Bespielbarkeit verleihen. Ein weiterer Vorteil ist die Vielfalt an Klängen, die mit Gitarrenverstärkern und Effektgeräten erzeugt werden können. (…) Das Hackbrett ist ein Typ einer Kastenzither, deren Saiten mit Klöppeln angeschlagen werden. Die Klöppel oder Schlägel bestehen aus Holz und können mit Leder oder Filz überzogen sein. Hackbretter sind Saiteninstrumente, die nach der Art der Tonerzeugung auch zu den Schlaginstrumenten gezählt werden. Zwischen Nordamerika, West- und Osteuropa, dem Mittleren und dem Fernen Osten sind regional unterschiedliche Formen von Hackbrettern verbreitet. (…) Hulusi ist eine Mundorgel, die in der chinesischen Musik gespielt wird. Die Windkammer des Durchschlagzungeninstruments besteht aus einem getrockneten Flaschenkürbis (Kalebasse), in die drei dünne Bambusrohre eingesteckt sind. Die mittlere Bambuspfeife besitzt sieben Fingerlöcher, deren Anordnung der wie eine Flöte aussehenden bawu entspricht. (…) Die Kalimba ist ein Lamellophon. Diese sind in der traditionellen afrikanischen Musik des subsaharanischen Afrika verbreitete verschiedenartige Formen von Musikinstrumenten, die zu den Zupfidiophonen gezählt werden. Mehrere Lamellen sind auf einem Brett oder Resonanzkasten befestigt und werden mit den Fingern angezupft. (…) Kobys, auch qobyz, ist eine mit dem Bogen gestrichene Schalenhalslaute in der Volksmusik von Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan, die auch qyl qobyz (»Pferdehaar-Kobys«) zur Abgrenzung von der gleichnamigen Maultrommel kobys genannt wird. Dem zweisaitigen Streichinstrument werden magische Fähigkeiten zugesprochen. (…) Die Mundharmonika ist ein Musikinstrument aus der Gruppe der Harmonikainstrumente mit Durchschlagzungen aus Metall in parallel angeordneten Luftkanälen. Die Luftkanäle werden direkt mit dem Mund angeblasen. (…) Die Okarina (aus italienisch ocarina, wörtlich »kleine Gans«) ist eine 1853 in der norditalienischen Region Emilia-Romagna entwickelte Gefäßflöte, eine kleine rundliche Kernspaltflöte aus Ton oder Porzellan mit mehreren Fingerlöchern und einem Schnabel zum Anblasen. Die heute in vielen Formen vorkommenden Okarinas sind beliebte Volksmusikinstrumente. (…) Die Posaune ist ein tiefes Blechblasinstrument, das wegen seines weitgehend zylindrischen Rohres (enge Mensur) zu den Trompeteninstrumenten zählt. Der Ton wird mittels Anregung der natürlichen Resonanzen der Luftsäule im Instrument durch Lippenschwingungen des Bläsers an einem Kesselmundstück erzeugt. (…) Eine Primadonna (italienisch, eigentlich »erste Dame«) war ursprünglich die »erste« Sängerin einer Operngesellschaft, sie sang die Hauptrolle in einer Oper. (…) Ein Sopransaxophon ist ein Saxophon der hohen Lage in B. Es besitzt einen näselnden bis durchdringenden, sehr biegsamen Klang, der sich gut für solistische Arbeit oder zur Führung eines Satzes eignet, die Bedienung aber für den Anfänger deutlich erschwert.
Wikipedia

Wer das obige Bild der Actuellen Capelle vorm Musilhaus anklikkt, wird zu youtube weitergeleitet, wo es als Standbild für den dankenswerterweise von Maria Alraune Hoppe hochgeladenen, vom lieben Raimund Spöck verfertigten Tonmitschnitt der 20. Galanacht der Improvisation dient. Wenn Sie zusätzlich noch eine Art visualisierte Klangwolke geboten bekommen wollen, klikken Sie einfacherweise genau hierher, und Sie erleben eine ebensolchige, dankenswerterweise erstellt von Markus Lorber, unserem Elektrogitarristen.

Viel neugieriges Hör- und Schauvergnügen!


Bevor die Blätter fallen, ein spätsommerlicher Nachtrag

Diesen Sommer waren wir unter anderem in Salerno. Dort prangt an etlichen Lokalen ein Aufkleber:

(»Ich zahle den Pizzo nicht. Und ich melde jeden, der mich darum angeht.«)

So wollen wir’s halten allfälligen Heckenschützen und Trollen gegenüber, und im Herbst fallen sowieso alle Blätter ab.

Mittwoch, 17. Juli 2024

Klagenfurt, Künstlerhaus
Bertl Mütter solo
aus
|cul|ta|tio|nes (K.I.-angereichert)

Ich darf wieder ein die aktuelle Ausstellung bespiegelndes Konzert geben. – Unplugged,selbstredend!

(Manchmal schon, aber nicht immer; wenngleich mein Spielen im KHK am 12. April 2024 eine klassische Guerilla-Intervention war.)

Im englischen Sprachraum sagen sie »Artificial Intelligence«: Das Ai, wir wissen es vom Kreuzworträtsel, ist ein Faultier. K.I., das bedeute jedoch hier (im Rahmen der Ausstellung »F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt«), bei mir: Künstlerische Intelligenz. Die gibt es nämlich auch, und an der mag ich mich orientieren. Mögen also andere, kaninchengleich, die Schlange anstarren.
Mit den aus|cul|ta|tio|nes nun ist es bitte folgendermaßen: Ich horche mit meiner Posaune interessante Räume ab. Diese Musizierpraxis habe ich erstmalig 2020 bei meinen akustischen Erkundungen des Stephansdoms so genannt, aber eigentlich tue ich das seit eh und je. Dabei sind Räume, die ich mehrmalig auscultieren darf, für mich von einem besonderen Reiz: Wir entwickeln uns nämlich gewissermaßen wechselseitig, an einander. Und das Künstlerhaus Klagenfurt ist ein für meine Musik erwiesenermaßen nachgerade idealer Klang- und Schauraum.
Es erwartet Sie ein musikalisches Spiel erhörenden Zutrauens an die humane Kreativität.
Flyertext, Bertl Mütter

In vielen Zeitschriften und Magazinen war in großen Lettern zu lesen: »Die künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben«. Wie wird damit in der Kunst umgegangen? Wie werden KI und virtuelle Welt das, was wir jetzt unter ›Kunst‹ verstehen, in einigen Jahren oder Jahrzenten beeinflusst und verändert haben? Wird es in Zukunft überhaupt einen Kunstverein als Zusammenschluss kreativ Schaffender geben? Oder stellt sich jeder kunstinteressierte Mensch in Zukunft mittels Computer und KI jeweils die Kunst selbst her, die er eben sehen und haben will? Es stellt sich also wirklich die Frage: Können wir darauf vertrauen, dass wir und unsere Kunst so einzigartig sind, dass sie Bestand haben werden? Initiiert als Vereins-Ausschreibung geht die Ausstellung diesen und weiteren Fragestellungen rund um das Thema künstliche Intelligenz nach mit Fokus auf die Stimmen aus den eigenen Reihen.
Ausstellungsteaser, Kunstverein Kärnten

Die Gastfreundschaft des Kunstvereins Kärnten ist eine großzügige, herzliche, für die ich mich gar nicht genug bedanken kann. Indes, heuer können sie mir kein Honorar zahlen, sind lediglich zu einer Abgeltung der basalen Aufwendungen in der Lage: Der Kärntner Kulturvogel (eine Krähe, die ich 2023 für meine »absurd selbstausbeuterische Kulturarbeit in und für Kärnten« erhalten habe) kreist weiterhin adelnd um mein Haupt. Auf ein derartiges Abo aber verzichtete ich gern, so launig-vergnüglich die verleihzeremoniale Veranstaltung auch sein mag. Undaber wer weiß, vielleicht kann hier ja kurzfristig noch eine Sponsorendankeseloge angestimmt werden!


… da ist sie auch schon (in der Knäppe der Zeit steht mir leider lediglich Prosa zu Gebote): Obzwar ich antragsmäßig reichlich potschat agiert habe, hat mir das Land Kärnten (im amtlichen Schreiben in Person von Landeshauptmann Peter Kaiser) kurzfristig einen »Fair Pay-Zuschuss« gewährt.


Wer schnell hilft, hilft doppelt: DANKE! – Der in der Folge zur Anerkennung einer sachgerechten, antragsgemäßen Verwendung der Förderung amtlicherseits eingeforderte Tätigkeitsbericht ist ganz unten, am Fuß dieses Beitrags angefügt.1


Einfach einen Ton spielen. Die Posaune ist so reich im Klang, es braucht nicht mehr.


Tätigkeitsbericht

Bertl Mütter solo: »aus|cul|ta|tio|nes (K.I.-angereichert)«

Das Konzert konnte am Mittwoch, 17. Juli 2024, planmäßig im Künstlerhaus Klagenfurt durchgeführt werden. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des Kunstverein Kärnten gab ich eine kurze allgemeine Einleitung, Verweise auf verschiedenen Exponate, die ich bespielen würde.

In der Folge hub ich mit ruhigen Klängen an und ließ mich, wie intendiert, allmählich auf unterschiedliche Aspekte im Themenfeld »selbstbestimmt – fremdbestimmt – automatisiert – allfällig korrigierender Eingriff eines (wie immer gearteten) Freien (sic!) Willens« ein, immer ausgehend von einem beispielhaft einfachen Tonmaterial. Nach und nach geriet es gewissermaßen »aus dem Ruder«, gefolgt von einem abrupten Stop, quasi »Nothalt«, worauf ich mich auf einen Parcours durch die Ausstellung machte, wobei ich, insbesondere, wenn ich dem Publikum, das planmäßig auf seinen Sesseln verharrte, unsichtbar war, mit oft auch grellen akustischen Effekten die faszinierende Akustik des Künstlerhauses vermittelte. Die unterschiedlichen Exponate zeitigten oftmals erstaunliche Inspirationen, die auch, wie sich an der Reaktion des Publikums (und auch bei nachfolgendenen Gespräch) entsprechend rezipiert und goutiert wurden. Zurück wieder, in der Mitte, die Frage, wieweit wir einander (und selbst) abhanden kommen, wenn wir dies und das abgeben. Sich sammeln zu einem Großen Ton, ausatmen…

Als inkludierte »Zugabe« gab ich das Werk »MKL ENC ABHANDEN«, eine multiphonische Posaunenparaphrase auf Gustav Mahlers auf ein Gedicht von Friedrich Rückert komponiertes Lied »Ich bin der Welt abhanden gekommen«.

Genau so war es.

DANKE!

Bertl Mütter, mp

Sonntag, 14. bis Samstag, 20. Juli 2024

Wir SPIELEN! täglich in zwei Blöcken (10–13, 14–17; flexibel nach gemeinsamer Übereinkunft) im Saal des Musilinstituts, dort sind wir herzlich willkommen – und auch inhaltlich bestens aufgehoben: Ist (unser) SPIELEN! doch ein einziger Poetischer Act, nichts weniger alswie eine musilmusikalische Parallelaktion!


AnSPIELEN: Sonntag, 14. Juli 2024, 10:00. 


Danke den lieben Leuten vom Musilinstitut und vom Verein Innenhofkultur in der Villa For Forest, wo wir am Samstag, 20. Juli 2024 um 19:30 unsere legendäre, nunmehr 20. GALANACHT DER IMPROVISATION zelebrieren werden, für ihre großzügig unterstützende Gastfreundschaft!

Samstag, 13. Juli 2024

Graz, Helmut List Halle (Start)
Fahrradkonzert (4 Turnusse)
Eine Musikreise durch Graz mit dem Fahrrad in fünf Stationen
1. Halt: Business Center Reininghaus

Bertl Mütter, Posaune
Anna Guggenberger, Tuba

Bertl Mütter (*1965)
Ohrenbrauen, für Hopfenposaune und Malztuba
Erste Gärstufe1
(Auftragswerk der Styriarte 2024, UA)

(1) Die Duodualität von Hopfen und Malz ist ohrenfällig. Dazu braucht es zümpftige Instrumente, und was ist bitte bieradäquater alswie eine Tuba – und fürs (Jahrgangs-)Pils die Posaune? … Geh bitte, muss es wirklich so plump sein!?

(2) Der sagenhafte, dem Bacchus aus allzu durchsichtigen Gründen werbewirksam gegenübergestellte Germanenkönig Gambrinus habe einst »auß Gersten Maltz gemacht / Vnd das Bierbrauen erst bedacht«, wobei ihm, weil sie grad zufällig dahergeradelt kamen, Isis und Osiris geholfen haben sollen. … Was für eine hanebüchene Erzählung! Könnten wir daran anknüpfen, indem wir Tuba- und Posaunentöne miteinander in Schwebung, Gärung, bringen? Nun denn, staunend wollen wir gewahren, was dabei – in seiner ersten Gärstufe – herauskommt, im Business Center Reininghaus, einem durchunddurch bierokratischen Ort. Isis, Osiris und, sehr dezent, Ervín Schulhoff mögen uns beistehen.

(3) Heben wir also die Ohrenbrauen, die uns sogleich wachsen und die wir (Morgensterns Tagtigall pfeift grunzend/grunzt pfeifend) der Natur vorschlagen wollen. Da ist nämlich jedwede Scham völlig unangebracht: Es ist so viel mehr Natur in uns und um uns, als wir gemeinhin meinen möchten.

(Auftragswerk der Styriarte 2024, UA)

Das wäre die Alte Tennenmälzerei. Gewesen. © E.mil.mil, Wikimedia

»Gleichgültig, ob Händel oder Robert Stolz, Mozart oder Bertl Mütter: Musik dringt direkt zum Herzen und macht jeden Widerstand zwecklos.«

… schreiben die Leute von der Styriarte doch tatsächlich als einleitendes Statement ihrer Programmvorschau zum Festival 2024, Motto: »Die Macht der Musik«. Wie ich das gelesen habe, musste ich erst einmal kräftig durchatmen: Ich meine, die haben doch ganz andere künstlerische Kaliber in ihrem Portfolio, publikumsziehendere zumal!

Bei unseren Fahrradkonzerten planen wir auch in diesem Jahr wieder ein Uraufführungsprojekt, dieses Mal bei unserem Stopp in der Tennenmälzerei in Eggenberg. Das Gebäude aus dem Jahr 1888, heute denkmalgeschützt, war ursprünglich eine Stätte zur Malzherstellung. Heute steht sie inmitten des neuen Stadtteils Reininghaus (Smart City Reininghaus) und soll dort irgendwann zu einem kulturellen und sozialen Zentrum für die Menschen vor Ort werden. Wir würden an diesem Spielort gerne ein Programm haben, das sich mit diesem Ort auseinandersetzt und das Thema Malz & Bier musikalisch aufgreift – wie immer das geht. Interessiert dich der Ort und würdest du Inspiration für ein solches Programm finden? (…) Hast du Lust und Zeit, am Samstag 13. Juli 2024 in der Tennenmälzerei zu spielen und dir ein Stück zum Thema (passend natürlich auch zu unserem Festivalthema »Die Macht der Musik«) auszudenken? Es geht dieses Mal um ein 20’ Programm, wobei du bei der Gestaltung dieses ganz frei bist. (…) Von der Besetzung her würden wir eher an ein Duo denken – beispielsweise Posaune und Tuba. Gefällt dir die Idee?
Anfrageemail, Styriarte

Nundenn, es sei! Darf’s heuer auch – wie sich darstellt undank Beamtenwillkür – nicht die ursprünglich intendierte Alte Tennenmälzerei sein, so ist auch der kurzfristig aufgestellte Raum des Business Center Reininghaus – ich hab’s mir angeschaut – veritabel inspirierend. Zudem ist die Themen- und Problemstellung auch anregend. Und mit der formidablen Anna wird das sicherlich eine runde, vergnügliche Sache!

Anna Guggenberger, Tuba. Rechts hinten: Die Ottakringer Brauerei

Alstern: Radelts her zu uns an diesen merkwürdigen Ort, wir liefern die klingende Basis, dass es nur so blasenblubbert!


Was für eine wunderbare Kollegin, die liebe Anna Guggenberger, und was für ein perfekt eingespieltes Festival-Team um Kathi Schellnegger, Irmi Heschl und Mathis Huber! Es war die pure Freude, und das – aus rein bierbürokratischen Gründen unter Einem als »Radler« zu titulierende – Publikum hat diese positiven Schwingungen denn auch voll abbekommen – und beglückendst widergespiegelt. Ein umfassendes Vergnügen: Serious fun, das kann gelingen! Danke!

Sonntag, 7. Juli 2024

Stift Ossiach
Ö1 KulturPicknick
Bertl Mütter solo

Der Carinthische Sommer gibt dem Ö1 KulturPicknick einen exquisiten Rahmen.

Ich darf mir die Stiftskirche mit dem Organisten Wolfgang Kogert (er macht Orgelführungen und gestaltet ein Programm mit der Sängerin Maria Ladurner) teilen. Mein Beitrag: Zwei je etwa halbstündige aus|cul|ta|tio|nes, Abhorchungen, dieses faszinierenden Raumes mit meiner Posaune. Dazu kurze Privatissima, bei denen ich Einblicke in meine Klang- und Denkwerkstatt biete – jenseits redundanter Fragen zu Virtuosität und Technik (die schon auch, gerne, beantwortet werden werden, kurz, denn es gibt wesentlicheres).

Ich empfehle dringend, das gesamte Angebot des Ö1 KulturPicknick wahrzunehmen, da gibt es gewissermaßen »einmal mit Alles«.

Ich freue mich besonders, dass dieser ungeheuer originelle und geistreiche Posaunist auch bei unserem Ö1 KulturPicknick am 7. Juli dabei sein und mit seinen Auscultationes die Stiftskirche Ossiach erlauschen, abklopfen und akustisch ergründen wird.
Aussendung, Nadja Kayali

Na, und wie da erst ich mich freuen darf…


… durfte ich!

Eine rundum gelungene Veranstaltung mit lauter feinen Aktivitäten unterschiedlichster Art – und ohne Top Act! Die Menschen waren denn auch rundweg zufrieden. Dass mein Publikum nach einer geglückten Performance aufgestanden ist (nicht, um sogleich den Raum zu verlassen, sondern um seine Anerkennung auszudrücken), hat mich dann aber doch einigermaßen gerührt.

Es tut gut und bestärkt nachhaltig, mit meiner Kunst am rechten Ort zu sein. DANKE!

Donnerstag, 4. Juli 2024

Retz, Schloss Gatterburg
Festival Retz – Eröffnungskonzert
Franz Koglmann Quartett
Franz Koglmann, flh, tp
Bertl Mütter, tb
Sandro Miori, saxes, afl
Peter Herbert, b

»›Ein Mord den jeder begeht‹ – Hommage à Heimito von Doderer«

(Sapperment, die haben doch glatt ein eigenes Video erstellt!)

An sich ist der Doderer ja nicht so meins. Dachte ich mir, und hatte ich ja schon drei Versuche hinter mir. ›Die Merowinger‹ sind mir allzu bärbeißig forçiert-witzig, und auf die dämonische Strudlhofstiege habe ich auch nicht so recht steigen wollen. Dann lese ich den ›Mord‹ – und bin fasziniert: Was für ein berückend perfekt (hyper-) konstruiertes Werk, als wär’s von einem Austro-Nabokov! Jetzt bin ich gespannt, wie das der liebe Franz in seinen Kammerjazz überführt.


Angewandte Dekonstruktion in bester Koglmannscher Manier. Das hochkarätige Publikum hat’s goutiert. Sagt man so: hochkarätig. War auch so, sehr, so mit Manieren, mit so Petersilmanieren, manierlich mariniert.

Im Sitzen zu spielen fällt mir schwer. Ist wohl eine Übung in ›How to get old(er)‹. Nun, vorerst ist es nur eine Übung, und vor dem Lebenswerk von Franz Koglmann darf man sich getrost verneigen. Allemal.

Montag, 17. Juni 2024

Wien, Alte Schmiede
Retrogranden aufgefrischt – 102. AutorInnenprojekt
Markus Köhle (Konzept, Moderation) prrräsentiertt:
Dominik Steiger
aufgefrischt von
Thomas Havlik, Bertl Mütter
und .aufzeichnensysteme

Im Mittelpunkt von Markus Köhles Projekt stehen österreichische Dichter*innen des 20./21. Jahrhunderts, deren Werk von Gegenwartsautor*innen mit unterschiedlichen literarischen Ansätzen beleuchtet, weiter- oder umgeschrieben wird.
Diesmal geht es um den Dichter, bildenden Künstler und Ad hoc-Musiker Dominik Steiger (1940–2014). Der Band (mühelos) STÜSSELCHENS (Ritter Verlag, 2020) mit Prosaminiaturen aus dem Nachlass beinhaltet Betrachtungen, Rückblicke, Wunschprojektionen und Schreckensvisionen des »Tagtraumarbeiters« und bildet den Kern des Abends. Künstlerisch vielfältig aufgefrischt werden zudem abra palavra (2004), mon dieu es geistert (2007) und spuk & geflunker (2014). Es wird Soundpoetry-Collagen, Live-Impro-Musik und vor Ort entstehende Bilder geben.
Markus Köhle

Thomas Havlik, *1984; Autor, Sprach- und Performancekünstler, Soundpoet. Zuletzt, u.a.: Dalí schreit Hochalpen. Gedichte (2021).
Bertl Mütter komponiert musiklaboratorisch vom Solo bis zum Musiktheater. Sein exklusives Instrument ist das MUT!HORN-SL von Schagerl.
.aufzeichnensysteme // Hanne Römer, *1967; .aufzeichnensysteme bezeichnet eine Schnittstelle von Literatur, visueller und auditiver Kunst als Konzept/Autor*innenschaft von Hanne Römer. Zuletzt u.a.: RAUTE (2021).
Markus Köhle, *1975; Autor, Slam-Poet, Redakteur der Zeitschrift DUM. Zuletzt: Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts. Roman (2023).


Ein im besten Wortsinn komplementärer Abend (hochkomplementär nachgerade): Drei dichte Dichtperformances. Mir fiel der dritte Part zu, was kurzfristigste Zusatzinspiration bot, die ich leidlich nutzen konnte. Die anwesende Lebensgefährtin des Retrogranden bedeutete mir, dass Dominik Steiger – und der sei heikel gewesen – über meine Darbietung/Interpretation sehr erfreut gewesen wäre. Na dann (oder sagt man »Na denn«?) …

Die Randständiges ermöglichende Bedeutung der Alten Schmiede kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Und: Ein Extradank dem geschmeidigen Moderator (er ist auch in dieser Rolle viel mehr als das) Markus Köhle! Nachgereicht noch, wie der liebe Markus mich angesagt hat:

Bertl Mütter ist Poesieposaunist, literaturzertifizierter Improvisationsvirtuose und in der literarisch-musikalischen Speisekarte ist er das nachhallige Trombone-Steak.
Markus Köhle

Da haben wir ihn also, den Salat.