Jahr: 2005

Christkindl /1

Menschen gibt es, die werden als Kälber geboren. Und bleiben es. Allerhöchstens wandeln sie sich zum Berner Sennenhund. Sie tappen hinein, wo es nur geht. Und können nie etwas dafür, wirklich wahr, gar nichts.

ausgebüchst

Das Unglaubliche ist geschehen: Die Wartezeit am Aerodrom Belgrad ist verstrichen. Jetzt, auf dem Flug nach Moskau, muss die Zeit (durch ihre Verschiebung) für uns arbeiten. Ein russisches Wort habe ich nämlich beim Betreten der Maschine augenblicklich verstanden. Aeroflot bedeutet: Sardinenbüchse.

Paarungen /2

Krampus und Nikolaus, das wäre auch so eine Paarung; sie lässt sich aber nicht so reibungslos mit den gestern hier angesprochenen Zweisamkeits- und Abhängigkeitsmodellen vergleichen, stelle ich mir vor, Zeit ist ja noch genug.

Paarungen /1

So viel Zeit am Aerodrom Belgrad beim Warten auf den Flug nach Moskau an jenem 22. Oktober. Jede Menge Flugberufspaare gehen vorbei: Stewardessen und Piloten, das ist so ähnlich wie die Krankenschwestern mit ihren Doktorn.
Schon merkwürdig, dass sich dieses Verhältnisbild mit getauschten Geschlechterrollen nicht einzustellen vermag. Obwohl, fesche Flugbegleiter gäbe es ja durchaus, junge, androgyne Tänz(l)er zwischen den engen Sitzreihen, stelle ich mir nach gut drei Stunden Warten vor, unendlich lange vor dem Abflug.

verweile noch /4

Neben meinem Dreisesselbett hat eine ältliche Frau ihren roten Zauberkasten aufgeklappt. Auf der gegenüber liegenden Seite des Ganges setzt sie sich hin, liest in der Illustrierten Evropa und wartet spinnengleich auf Opfer. Wann immer jemand, selten genug, mehr als zehn Sekunden in der Betrachtung der als Köder ausgelegten Handarbeiten verweilt, springt sie herüber. Den meisten Kleininsekten gelingt die Flucht, und die Spinnerin lauert weiter, mit einer Geduld, als hätte sie Gewissheit, am Abend doch wieder eine zumindest das tägliche Überleben sichernde Beute gemacht haben zu werden.
Ihre andere bunt mit Vorgängen aus dem wirklichen Leben bebilderte Zeitschrift nennt sich Gloria.

verweile noch /3

Immer noch im Aerodrom Belgrad. Damit wir auch sicher weiterziehen, fangen sie jetzt auch noch zum Bohrln an; fein abgestuft wird dazu im Hintergrund mit Pressluft gemeißelt.
Wenn es nur doch schon der Klang der beschleunigenden Tupolev-Turbinen wäre, die uns aeroflott nach Russland brächten!

stabil

Im gleichen Bus, es ist der 35A, und heute haben wir wieder einen schnittigen Fahrer, sodass jeder Überdreißigjährige beim Kurvenschwenk, beim Einschleifen vor den Haltestellen, aber auch beim Beschleunigen um seine Knochen fürchten muss, so ein Oberschenkelhals hält halt auch nicht alles aus, und ein Cut an den Schläfen ist schneller gehaut als du denken kannst, die Haltestangen können es ganz schön in sich haben.
Du drückst den roten Haltestellenwunschknopf und in Leuchtschrift erscheint sofort, gut lesbar, jene Botschaft, die, so bilde ich mir ein, mit einem erleichterten Aufatmen durch den Fahrgasterlebnisraum, einer Welle gleich, schwappt: Wagen hält.

Wenn es nur die Bandscheiben auch tun.

(ohne Worte)

(Weil es zum Datum passt, wie Sie gleich merken werden.)

Wien IX., Nussdorfer Gürtel. Aug. Hammer OHG. Das Logo dieser Pfandleihanstalt besteht aus – erraten! – zwei gekreuzten Hämmern. (Auf die Sichel wurde verzichtet.) In der Glastür aber hängt, gut sichtbar vom Autobus aus, ein Schild, und darauf steht – wirklich wahr! – bitte klopfen.

Da wird sich das Christkind freuen.

Augen auf!

Auf dieser Tournee habe ich zum ersten Mal meine neue Augenmaske mit Gelauflage dabei. Sie ist so blickdicht, da kannst du mit offenen Augen schlafen und siehst trotzdem nichts.

verweile noch /2

AB – Aerodrom Belgrad. Warten, wie gehabt. Meine Ohrstöpsel bewähren sich, der Lärm der zu ihren Flugsteigen eilenden Passagiere, die mit ihren Trolleys über den schwarzen, leicht genoppten Hartplastikboden rattern (davon praktisch jede Dame mit Ticktackstöckelschuhen) dringt wohltuend gedämpft in meinen Körper.
Aber ziehen tut es trotzdem saumäßig. Und legen Sie sich einmal quer über drei bis vier hartschalige Sessel. Nein, tun sie’s lieber nicht. Unbequem ist nämlich ein Hilfsausdruck dafür.

verweile noch /1

Skopje – Belgrad – Moskau. Der erste Abflug ist um 6.00 Uhr, es folgt eine quälende Pause in Belgrad. Ein Flughafen ist ja per definitionem ein Transportort, Mobilitätsrelais, und also lädt hier nichts (aber auch schon gar nichts) zum Verweilen ein, sei es ein freiwilliges, oder, und das ist hier so üblich, reisebedingt aufgezwungen; und auch wir wollen ja bald heim in die Luft. Was aber, wenn du (übermüdet ist ein Hilfsausdruck) auf deinen Anschlussflug ganze vier Stunden (und eine halbe) warten musst und keinen Warteraum oder, ich komme zum Anfang zurück, auch nur irgendeinen Ort zum Verweilen vorfindest; und schön wäre ein Zimmerchen, wenn’s recht wäre bitte ohne Zugluft, danke!

universal /2

Der Boden des Universalsaals in Skopje ist mit antikem Isoflor-Teppichboden belegt und mit etlichen eingetretenen Kaugummis vollständig marmoriert; diese Imprägnierung wird heute massiv erneuert, denn praktisch jede/r der, wie sie uns sagen, sechzehnhundert Leute kaut. So wird der Boden noch lange halten.
Irgendwie beruhigend, ein Raumschiff mit sich selbst erneuernder Gummidichtung, stelle ich mir vor, wenn man bedenkt, was für Probleme die Amerikaner damit bei ihren Raumfähren immer wieder haben.

universal /1

skopje, univerzalna sala
Skopje, Univerzalna Sala, ein ehemaliger Zirkus; im Osten hat man die ja traditioneller Weise mehr geschätzt als bei uns und in größeren Städten fix gebraucht und also gemauert. Jetzt haben sie ein Areal für Alles daraus gemacht, mit herrlichen violetten Schalensitzen, auf einmal macht es FLASH!
Raumpatrouille Orion
und wir befinden uns im Starlight Casino am Grunde des Ozeans, mitten in Raumpatrouille Orion, jener visionären Science Fiction-Serie, deren jede Folge mit dem Satz Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit eingeleitet wurde, gemeinsam mit Dietmar Schönherr als Major Cliff Allister McLane, der wiederum, weil er ein toller Bursche ist und also nicht alle Befehle so befolgt, wie man sich das bei der ORB (Oberste Raumbehörde) vorstellt, von Eva Pflug als attraktive Sicherheitsoffizierin Leutnant Tamara Jagellovsk vom GSD (Galaktischer Sicherheitsdienst) beaufsichtigt wird und also nur in Abstimmung mit ihr seine weitreichenden Entscheidungen fällen darf und, wenn es ganz brenzlig wird, gar das Kommando Rücksturz zur Erde! geben muss.
Die Musik dazu kommt heute ausnahmsweise nicht vom Peter Thomas Sound Orchester, sondern von der Raumprinzessin Stucky samt ihren Adjutanten Mütter und Sass, sechzehnhundert Leute sind gekommen, und so etwas ist schon enorm beeindruckend.

King of the Road

Um den etwas längeren Exkurs endgültig abzuschließen: Wer hat eigentlich das schöne Nummernschild KRONE 1 ?

(Morgen: Skopje)

analog

Mit Aspirin und Aspro verhält es sich wie mit demÖAMTC und dem ARBÖ, stelle ich mir vor: Beide vertreten die jeweils gleichen, recht einfältigen Interessen, einer ist da für die Roten, einer für die Schwarzen, chemisch aber sind sie praktisch ident. Vereint treten sie auf gegen Steuerwiderstände aller Art, dieÖBB und, Hauptfeind, weil im selben Revier wildernd, gegen den (grünen) VCÖ; der entspräche in diesem (naturgemäß aufs Gröbste vereinfachenden und also durch und durch ungerechten Vergleichsmodell) ganzheitlicheren Heilmethoden, Grippeglobuli etwa.
(Das Aspro, das ich vorgestern morgen eingenommen habe, ist orange und wird sich bei mir nicht durchsetzen.)

Steuerwiderstand

Unmittelbar nach dem Lotto folgen, was den Steuerwiderstand betrifft, die so beliebten Wunschkennzeichen; um ihre Wichtigkeit und Originalität (es kann eben pro Verwaltungsbezirk nur einen BOSS 1 – tut uns leid, CHEFIN 1 geht sich nicht aus, das hat zu viele Zeichen – oder eine MAUS 6 geben) wirklich allen wirklich wichtigen Menschen, solchen wie sie (Autofahrern), zeigen zu können, wird nun einmal gerne gezahlt. Das zusätzlich Vernünftige daran ist, dass die Mittel zweckgebunden für die Verkehrssicherheit verwendet werden müssen, zum Beispiel für dringend notwendige Beschilderungen auf Autobahn-Testabschnitten, stelle ich mir vor.
Widerstand am Steuer soll es nämlich ausschließlich dort geben, wo das rechte Pedal ansteht. Und zum Wegdrücken aller anderen Beschränkungen haben wir die zwei Großklubs (mehr dazu morgen). Und die Kronenzeitung. Ja, auch einen Verkehrsminister mit Kojak-Blaulicht. Aber wer wird sich denn an den noch erinnern können, in einem dreiviertel Jahr, sagen wir.

Krone der Bildung / Conclusio

Am widerstandslosesten und also effektivsten lernen wir, wenn wir nicht merken, dass wir uns jetzt mit Information vollfressen, also unabsichtlich; wenn wir uns auf etwas konzentrieren, das uns anregt, merken wir uns die interessantesten Dinge. Auch bzw. vor allem auf der Seite 5. Oder, wenn politisch recht viel los ist, auf der Seite 7.
Wie ja auch die Steuer mit dem geringsten Steuerwiderstand das Lotto ist.

Tröpferlbad

Sie ahnen es bereits, wie mir all diese Kronenweisheiten einfallen konnten: Unlängst in Rom, zwischen 3.57 und 4.37 hatte ich Zeit, ausgiebig zu meditieren (das Einschlafen ist mir ja nicht mehr wieder gelungen), das Erlebte des jungen Tages Revue passieren zu lassen; da ist mir zuvorderst die unsympathisch unbewegliche, an der Decke montierte Brause aufgefallen, mit ihrem jedem Erfrischungsgedanken höhnenden Geriesel beim vergeblichen Umschalten auf einen erhofften, mich sonst täglich seit 1979 ganz in und an den Tag bringenden kalten Schwall, ungut, wie gesagt.
Da war es nicht mehr weit zur Kronenzeitung, können Sie sicher nun auch nachvollziehen.

Krone der Information /3

Am nachhaltigsten, und jetzt komme ich auf den Punkt, hat mich eine junge Dame beeindruckt (ich nenne sie Bianca – ihr richtiger Name ist mir bedauerlicher Weise entfallen), die, keine zweiundzwanzig Jahre alt (und also die unvorstellbare Spanne von etwa acht Jahren älter als ich), im informativen Beipacktext das Geheimnis der Straffheit ihres Popos und ihrer Brüste preisgab: Bei jedem Mal Duschen dreht sie zum Schluss zuerst so warm auf, wie sie es gerade noch aushalten kann, dann, plötzlich, sich selbst überraschend, folgt ein kräftiger, kalter Schwall, von den Füßen beginnend hinauf und schließlich, brrr, den Rücken hinab. Dazu wird, so das lebensfrohe Ding, kräftig gejuchazt.
Und sehen Sie, genau so mache ich es seither, und ich schwöre darauf. Wenn Sie ab nun auch ein derart wechselwarmes Duschen praktizieren, können Sie sich überlegen, ob sie es aufgrund meines Ratschlages tun oder aber, und ich fände das durchaus korrekt, ihren gesamten Straffheitsdank auf Bianca konzentrieren wollen.

Krone der Information /2

Die Seite-6-Mädchen hießen nur so; in Wirklichkeit erschienen sie, gut beim Durchblättern auffindbar, stets auf einer rechten Seite, also auf der Seite 5 oder, wenn in der Politik recht viel los war, erst auf der Seite 7.
Aufschlussreich war, was die flinken Krone-Redakteure über die hübschen jungen Damen mit den schönen Brüsten alles in Erfahrung brachten bei ihren umfangreichen Recherchen: Kübelweise Fanpost bekamen sie (woher wussten die Bewunderer ihre Adressen? – und: Was steht in so einem Fanbrief an ein Unter- oder Badewäschemannequin drinnen? – Models haben sie ja noch nicht geheißen, die Manuelas, Brigittes und Sabines Ende der 70er), und sie froren sich für uns an der für die Jahreszeit zu kühlen Atlantikküste die Nippel hart, oder aber sie scherzten zur Weihnachtszeit (immer erst nach dem – busenfreien – Advent), mit kleinen, die interessanteren Körperpartien eben nicht ganz hundertprozentig verhüllenden Pelzchen auf Hawaii oder Tahiti, wo man sie samt Kleidung hingeflogen hatte, damit sie uns in der Krone schwarzweiß grüßen lassen konnten; und sie haben uns auch das eine oder andere Mal persönliche Tipps für ein glücklicheres Leben geben können. Einen solchen Ratschlag beherzige ich bis heute, und werde ihn auch morgen wieder in dankbarer Erinnerung befolgen.
Eben, morgen.

Krone der Information /1

Von der weiten Welt wurde man in der Rubrik Ausland informiert, es gab da internationale Riesenkürbisse, Liliputbibeln, weiße Königspudel mit Diamantdiadem, weiters Piloten und von in ihren eigenen Fliegern angereisten Jetsettern (wie wir sie noch allsonntäglich als Bösewichte bei Columbo sehen) selber herausgefischte Haifische, Weltstars allüberall, und in Australien haben Weihnachtsmänner ein Ruderbootrennen im Wüstensand gemacht, so eine Gaudi, noch dazu bei dieser Hitze: Ausland war die alltäglich Papier gewordene Version des so beliebten panoptikum, der Sendung mit dem Siebenvierteltakt, die sich nur in einem unterschied, nämlich dem, dass sie im ORF leider keine aufstrebenden wohlproportionierten jungen Damen zeigten, obwohl mich das schon auch interessiert hätte.
(Über ein mein Leben bis heute bestimmendes Bildungserlebnis mit einem Seite-6-Mädchen werde ich morgen berichten.)

Krone des Wissens

Dein Wissen hast du mit der Krone stetig fortbilden können. Dafür gab es die Denksport-Aufgaben, und sie werden praktischerweise noch heute im Anzeigenteil aufgelöst. Bei Wußten Sie schon? wusste ich etwa Anfang der zweiten Gym erstmals alles. Das Kreuzworträtsel (es handelt sich eigentlich um Ausfülldiagramme ohne zusätzliche Denkarbeit) gelang vorher schon, mit Papa lernte ich die Bildungsfragen fränkischer Hausflur, Grautier, Wenderuf beim Segeln, Ort auf Ameland; ab der dritten Gym konnte ich ihm zusätzlich zu den englischen Antworten endlich auch bei den höchste Bildung verlangenden Lateinfragen beistehen. Gemeinsam gelangen selbst die zweiseitigen Großen Weihnachtsrätsel mit den ganz viele Buchstaben umfassenden, kniffligen Spezialfragen Berühmtes Weihnachtslied, 4 Worte (25 Buchstaben, 25.12.) oder (6.1.) Krippenfiguren aus d. Morgenland, 4 Worte (22 Buchstaben). Bald mussten mir nur noch gewisse Anfangsbuchstaben eingesagt werden, bei Init. v. Göring etwa hatte ich mit Elf noch Bildungslücken, obwohl nach dem die VÖEST, nun ja, nicht mehr benannt war, den Staberl habe ich ja nie gelesen, der hätte da möglicherweise auch geholfen.

Krone der Bildung

Ich stamme ja aus einem Kronenzeitung- (später: Neue Kronenzeitung-) Haushalt, und wesentliche Elemente meiner Grundausbildung zumÖsterreicher verdanke ich Ihr. Allerdings: Den Staberl habe ich, ein Instinkt wohl, nie gelesen, wirklich wahr, auch wenn sich mein Vater oft empört hat, mit, nicht über Herrn Richard Nimmerrichter, was für ein falscher Name auch.

Die Möglichkeit eines Himmels

Die Krähen behaupten, eine einzige Krähe könne den Himmel zerstören; das ist zweifellos, beweist aber nichts gegen den Himmel, denn Himmel bedeutet eben: Unmöglichkeit von Krähen.

Weiß, danke für den Gastsatz, Franz Kafka, selbst eine Dohle, spätestens 1918. So betrachtet erfüllt Rom diese zentrale Grundbedingung. Zumindest am frühen Morgen des 21. Oktober 2005.

buongiorno (2. Anlauf)

Roma also, Hotel Villa delle Rose, um 5.00 Uhr müssen wir aufbrechen. (So weit waren wir schon.) Wenn ich mich zügig dusche und das aufgelegte Gewand anziehe, reicht es, wenn mich der sehr freundliche Nachtportier um 4.40 Uhr anruft. Gewissenhaft und frühaufstehnervös wie ich bin, wache ich um 25 nach auf und drehe mich zufrieden zur Seite, eine viertel Stunde ist heute Nacht prozentuell viel potenzielle Schlafzeit. Um .38 denke ich, jetzt bin ich aber gespannt, ob auf den Herrn, so freundlich und berufserfahren der etwa Sechzigjährige auch sein mag, Verlass ist. … 40 … 41 … 42. Ich wähle die 9, nein, Sie brauchen mich nicht mehr aufzuwecken, danke. Sonst klingelt es ganz sicher, während ich unter der Brause stehe, und alle in den Nachbarzimmern Schlafenden würden geweckt (bzw. die durch die dünnen Wände durchhörbaren Schnarcher unterbrächen ihr ihnen verborgenes Sägedrama). Ab also in die heiße Dusche, der kalte Guss am Schluss tröpfelt nur, ungut, aber was soll’s, schnellschnell und trotzdem zufrieden steige ich ins Gewand. Zuletzt lege ich die Uhr an, 5 vor, das nenne ich Zuverlässigkeit.
Ich stutze, starre, laurel&hardygleich, ein zweites Mal auf das Ziffernblatt und wähle die 9, si, scusate, wecken Sie mich bitte doch, wie um 1.00 Uhr beim Einchecken besprochen, auf, grazie.
Einschlafen habe ich erst um .38 können, aber gnadenlos-zuverlässig pünktlich um 4.40 Uhr klingelt das Telefon, buongiorno.

So ergeht es einem, wenn man exakt eine Stunde seiner Zeit voraus ist. Das Ungerechte daran: Ich konnte diese Zeit nicht zurückfordern, etwa in Moskau später aufstehen, noch dazu bei plus zwei Stunden Zeitverschiebung (die jetzt einzurechnen mich aber gar nicht freut). Gute Nacht!

buongiorno (1. Anlauf)

Nach dem armaturischen Attnangpuchheimexkurs zurück nach Roma, Hotel Villa delle Rose, um 5.00 Uhr müssen wir aufbrechen, in der Tourbibel heißt das lobby time, nach Skopje fliegt man nämlich via Zürich, weil das schneller geht, zumindest, wenn man trotz landungsverzögernden ortstypischen Nebels den Anschluss erwischt, aber das ist eine andere Geschichte, die jetzt nicht hierher gehört, außerdem haben wir ihn ja erwischt, obwohl, die hätten auf uns gewartet, haben sie uns im Flieger gesagt, weil die Airline das Festival mitgesponsert hat und außerdem noch eine zweite Gruppe, jene um Madeleine Peyroux, der wir zuletzt am 7. Juli in Rennes begegnet sind, wo sie nach uns gespielt haben, mit an Bord sind, die spielen aber erst morgen, da wäre es halb so schlimm gewesen, wenn sie verspätet angekommen wären, wir aber spielen heute Abend in Skopje, nach uns Abdullah Ibrahim, mit ihm habe ich zuletzt am 2. Oktober 1999 in der Leipziger Oper gespielt, das war eine nicht allzu erfreuliche Begegnung, eher bedrückend, wie jemand, der sich als Wegweiser z.B. für mehr Gerechtigkeit ausgibt, merkwürdig einbetoniert wirkt und also selber den angezeigten Weg nicht gehen kann, ich bin gespannt, ob und wie er sich erinnert an damals, naja, ich kann es verraten, weil ich ohnehin in meinen Tourberichten die Zeitebenen mehrfach durchkreuze, es war eine kurze, aber herzliche Begegnung im Hotel Aleksandar Palace, naturgemäß dem ersten Haus in der in ihm, Aleksandar, Geschichtsverankerung suchenden, sehr jungen Republik, deren internationale Abkürzung gegenwärtig FYROM heißt, Former Yugoslav Republic Of Macedonia.

Was es mit dem Aufstehen in Rom auf sich hatte und warum es nicht auf einmal geht, davon zu berichten, davon morgen im 2. Anlauf.

Fabriksverkauf

(Direkt dazu, ein Monat später)

Attnang-Puchheim, neben der Westbahn. Ein Bad- und Sanitärbedarfsunternehmen bietet jeden Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr einen Fabriksverkauf von Armaturen, Brausen, Wasserhähnen und dergleichen unter dem Sammelbegriff Auslaufsortiment an.
Ob sie Badewannenstöpsel auch dabei haben, frage ich, stelle ich mir vor.

Kulturtechnik

Istituto svizzero di Roma. Alles neu, in Travertin und überhaupt. Selbst auf den Toiletten verlangen sie dir fortgeschrittene Kenntnisse in swiss lifestyle ab. Fehlt dir eine solche Ausbildung, so bist du mit der Bedienung der Armaturen hoffnungslos überfordert.

weltläufig

Istituto svizzero di Roma. Ein Gut, mitten in der Stadt, riesenhaft, fantastisch. Wir sind zur großen Eröffnung geladen.
Ein Typ Schweizer dominiert die festliche Menschenmenge, der seine Internationalität vor sich herträgt so wie jene Städter, die, wenn sie auf Landpartie gehen, sich peinlich landverbunden geben, so mit Lodenjanker, Knickerbocker und Goiserer. Peymann hat dieses Spezies, die sich stets dem alten, bedrohten, durch ihn und mit ihm und in ihm untergehenden Burgtheater verbunden fühl(t)en, seine Gersthofer Lodenmafia genannt: Sie kommen mit ihren Allrad-Cruisern von den steilen Abhängen des Wienerwaldes zum Meinl am Graben, und Meinl-Kaffee ist es auch, was er heute in Berlin am meisten vermisst, sagt er.
So trifft man sich.

metropolisch

Der Taschendoktor Delialioglu (so ein schöner Name!) hat seine Ordinationszeiten geändert und dies auf einen Zettel geschrieben, den er (oder seine Sprechstundenhilfe) in die gläserne Eingangstüre gepickt hat. Darunter steht: Danke für Ihre Verstädtnis.
Es gibt in der Tat keinen besseren Taschenreparateur in dieser Metropole, und er hat mir sogar meine geliebte und entsprechend verschmuddelte Umhängetasche wiederbelebt, obwohl ein nagelneuer Klon von ihr schon seit einigen Jahren daheim wartet, endlich auch her- und vor allem mitgenommen zu werden.
Sie wird noch warten müssen, dankeherrdokter.

WinterMütter 2005

Liebe MBA,

Winterdienst
(Koblenz Hauptbahnhof, 10. Juni 2005)

… still wird es also dieser Tage, das tut auch einmal ganz gut, 2005 war nämlich schon viel los, äußerlich (Meilen in der Luft, Kilometer am Boden) wie innerlich (MenschenMusik). Im Dezember nehme ich nur noch die CD zu Mütters Müllerin auf (ich räume ein: das ist auch nicht gerade nichts). So sei dieser MütterBrief genutzte Gelegenheit, einmal nicht von meinen künstlerischen Aktivitäten zu erzählen, auf meiner Homepage erfahren Sie ohnehin genug darüber).

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Ich komme ja, das ist bekannt, aus der schönen alten Eisen- und Christkindlrührseligkeitsstadt Steyr. Am Tabor war, so lange man glaubte, sie zu brauchen, die Trollmann-Kaserne (Asylsuchende lassen sie dort jetzt nicht hin; obwohl, es wäre schon schön eingezäunt; diese Menschen mit dem dunklen Blick aus Augen, die Unbequemes sehen mussten – wovon wir bitte jetzt nicht reden wollen -, passen nämlich sowas von nicht in die Lichtinsdunkelpropaganda unserer Spendenweltmeisternation, wir haben ja auch arme Leute, zweifellos). Gegenüber gibt es das Altersheim, ganz in der Nähe (und durchaus praktisch) den Friedhof; und dahinter, an der Geländekante, mit herrlichem Blick auf die Stadt, das Taborresti (so hat es immer geheißen, und nach jeder ministrierten Leich durfte ich dort hin; neuerdings trägt es, neu übernommen, für die noch Diesseitigen sehr genussreich, ein zweites Hauberl). Freitag Nachmittag kauft ganz Steyr im Tabor-Einkaufscenter ein und möbelt sich samstags beim Leiner auf.
Allianz für Kinder, Logo Logo Spendengütesiegel
Mittendrin aber steht das Friedensdorf. Von ihm will ich diesmal erzählen. Und kann es aber nicht. Es ist nämlich ein Dorf ohne Ortstafel, ja ohne Häuser, besteht es doch nur aus einem Türschild samt Büro. Trotzdem aber ist es keineswegs virtuell: Es wird überall dort errichtet, wo Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten medizinische Behandlung (sofort, langfristig und mit Nachbetreuung) brauchen. Die Schwerpunktländer sind Afghanistan, Albanien und Angola. Mit Unterstützung zahlreicher Naturaldienstleister (Fluglinien, Konsulate, Krankenhäuser, Gastfamilien, …) werden vor Ort untersuchte Kinder zur oft lebensrettenden Behandlung nachÖsterreich geflogen, hier operiert und nachbetreut und wieder nach Hause zu ihren Familien gebracht. Eine, und das ist auch (nicht zuletzt wegen der Lokalisationsmissverständnisse, Stichwort: SOS) der ab 1. Jänner 2006 geänderte Name, umfassende Allianz für Kinder. Selbstverständlich schon längst mit dem österreichischen Spendegütesiegel, und das kriegt nicht ein jeder; die 262 peinlichen Fragen haben bei Licht ins Dunkel für das Jahr 2005 etwa bis knapp vor Weihnachten auf ihre – dann doch (selbstverständlich problemlose) Beantwortung warten müssen.
Nicht verkneifen will ich mir einen Seitenhieb auf die beliebten Society-Charity-Veranstaltungen, wo man sich gerne zu (fraglos hochlöblichen) Wohltätigkeitszwecken sehen lassen kann. Wenn die Durchführung eines Fun-Events das gut Zwanzigfache (wodurch wird das bitte finanziert?) von dem kostet, was dann auf dem, bitte lieb in die Kamera lächeln, Spendenscheck oben steht (und das Geld monatelang nicht überwiesen wird), stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, bzw. wer ist wem Mittel zu welchem Zweck? Würde eine NPO (non profit organisation) eine derartige Relation zwischen Verwaltungsaufwand und tatsächlich dem Spendenzweck zuführbaren Mitteln aufweisen, jeder Geschäftsführer säße sofort im Häfm. In Steyr arbeiten sie jedenfalls sehr direkt; dass Michael Schodermayr und Thomas Wöhrer samt kleinem Team kaum Zeit zum, damit verglichen, unaufwändigen Wunschpunschtrinken bis zum Wohltätigkeitsrausch haben, müsste ich eigentlich gar nicht mehr anmerken.
Bitte informieren Sie sich auf der einschlägigen Homepage der Allianz für Kinder, rufen Sie an (07252-80263) und vor allem: Spenden Sie.

Ich schließe meinen Kreis zur oben geschilderten Umgebung in Steyr-Tabor: Im Sinne der Lebenden bitte ich, von weihnachtlichen Kranz- und Blumenspenden abzusehen, sondern die dafür vorgesehenen Beträge der Allianz für Kinder, Konto 27.300, Raika St. Ulrich, BLZ 34543 zu spenden.

Nachsatz: Jeder Euro, der bis 31. Dezember mit dem Vermerk WinterMütterBrief (oder kurz: WMB) eingeht, wird von mir (bis zum – hoffentlich überschrittenen – Zehnfachen meiner monatlichen Spende) verdoppelt. Versprochen.

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Ehe ich mich Mit den besten Wünschen für heuer verabschiede, will ich versuchen, wieder leichter (keinesfalls aber unernst) zu werden. Adalbert Stifter soll mir dabei helfen:
Wir müssen hier bemerken: welch ein rätselhaftes, unbeschreibliches, geheimnisreiches, lockendes Ding ist die Zukunft, wenn wir noch nicht in ihr sind – wie schnell und unbegriffen rauscht sie als Gegenwart davon – und wie klar, verbraucht und wesenlos liegt sie dann als Vergangenheit da!
(A. S., Der Hagestolz, 1844)
In diesem Sinn: Meine bald gegenwärtigen (etc.) Termine (viele sind das momentan nicht, ich erinnere an die Illustration ganz oben) finden Sie wie immer in meiner Terminvorschau.
Und was vorbei ist, ist vorbei, es liegt, wir haben es eben gelernt, verbraucht und wesenlos da, nachzulesen genau da.

In der Zwischenzeit (= sog. Gegenwart) ein schönes Leben, vor, während und nach Weihnachten. Und im Neuen Jahr. Und so weiter.

Mit den besten Wünschen,

Bertl, 40.

Bertl Mütter

rorate

Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet Ihn herab … – diese Zeile habe ich sowas von nicht verstehen können, wie ich als Bub frühmorgens im Advent ministriert habe.
Wer könnte das auch verstehen, stelle ich mir dreißig Jahre später vor. Den charismatischen Kaplan meiner Kindheit, einen der wenigen nicht pfäffisch riechenden, freiwillig zur Sublimation gezwungenen (sei das Auszudünstende und ins Taschentuch zu hüstelnde bzw. durch allzu üppigen Schmalzbart und Fetthaarwuchs Auszuschwitzende jetzt hetero oder homo) Geistlichen, ich kenne zum Glück ein paar, auch heute, hat das System gebrochen, nicht ganz, wie es ausschaut, er ist ihnen entwischt, nicht offiziell und nicht nach Brazil, aber wohl zu seinem Besten, will ich hoffen.

Zwischendurch darf ich mich über ein kleines Jubiläum freuen: Vor genau einem Jahr, am 1. Dezember 2004, habe ich das Diarium im MütterLog eröffnet, d.h. seit damals gibt es wirklich täglich einen Text.

Und all das wäre nicht möglich ohne Sie, verehrte MütterLogLeserInnen. Danke und: weiter so. (Ad multos annos, sowas schreibt man erst nach einigen Jahren.)

har har

Das KSÖ, Kuratorium sicheresÖsterreich, denkt auch an meine Sicherheit. Im Zug von Villach nach Wien geben sie in einem dieser praktisch zweimal hochkant gefalzten A4-Zettel-Folder die Parole Keine Chance für lange Finger! – siehe Faksimile – aus.
har har
Zur Illustration haben sie sich aber nicht, wie man erwarten könnte, für eine dieser aus den Magiershows im Fernsehen so populären Gurkenguillotinen entschieden, nein, das Signet besteht aus einem aus der Straßenverkehrsordnung bekannten Verbot Ende-Schild (roter Ring, nordwest-südöstlich durchgestrichen) mit, als derart rundgerahmtem Bild, einer aus dem Disney-Konzern vertrauten Panzerknackermaske.
Ich setze, es ist noch früh heute, meine gelgefüllte Schlafmaske auf und meditiere, die Finger fest in der Tasche zu und gut-Tasche verkrallt, über die Vielfalt der möglichen Bedeutungen dieser merkwürdigen Kombination.

Lebenslüge

Speck ist ein ehrliches Nahrungsmittel, stelle ich mir beim Frühstücksbuffet vor.
Mein Gusto (österr.: Guster) entscheidet sich unvernünftigster Weise für ein, nein (sammasieahlich), zwei Extrawurstsemmerln.
Aber ohne Butter.
Bitteschön.

briefing

Freitag Abend im Zug nach Baden. Telephonpolyphonie: Durchgabe von Aufenthaltsort (im Zug) und Ankunftszeit; Empfang vitaler Informationen (was gibt es zu essen?).
Schließlich wissen alle alles.

Interrail 2005

Ich selber bin ja nie Interrail gefahren, der 21 Tage Italien-Pass hat mir gereicht. Die Nordkap-Marokko-Athen – Rekordjagd (Motto: Preis pro gefahrenen Zugkilometer minimieren; Drehscheibe: Paris) konnte mir nie das altersgemäße WOW (sprich: [wau]) entlocken, wenn es mich, zugegeben, bei meinen international zugreisenden Klassenkameraden ab 16 doch recht beeindruckt hat.
Die heurige Oktobertournee gibt mir Gelegenheit, dieses unbemerkt weiter existierende Defizit aufzuholen, ich darf, einmal gegen den Uhrzeiger, bitte! und ein bisschen zickezacke durch Europa, fast wie die beliebten See Europe in 6 Days-Reisegruppen von jenseits des nördlichen Atlantiks: Besanà§on – Nancy – Rom – Skopje – Moskau – Münster. Und dann, quasi zum Auspendeln, noch kurz nach Oberdiessbach am Rande des Emmentals.
Grüß Gott.

Vorsicht

Besanà§on noch einmal (aber bei der Abreise), Gare Viotte. Unser Zug geht von Gleis 3. Ob sie einen Lift haben. – Non, (à  cause du) terrorisme, ist die prägnante Antwort. Sie wird im Lauf der Tournee zum geflügelten Wort und sei hiermit allen mit Ablehnungs- und Verbietgelüsten Begabten, seien sie nun Amtsträger oder private Wichtigtuer, zur Bereicherung des persönlichen Floskelschatzes anempfohlen.
Bitte aber nicht auf die Angabe der Quelle vergessen. Danke.

Le Vivier /5 – Spiegel

Nancy, Restaurant Le Vivier, die fünfte (und, es reicht, letzte). Während die eine Dame am Damentisch allein dasitzt (die Kollegin scheint sich eben die Nase zu pudern), betrachtet sie das Display ihres aufgeklappten Mobiltelephons. Dabei richtet sie sich, den Blick auf den kleinen Monitor geheftet, mit der rechten Hand ihre Haare. – Warum gibt es eigentlich noch keine Handys mit Spiegelfunktion?
Ich erinnere an einen Cartoon von Ivan Klein im Falter. Er zeigte Vincent van Gogh, wie er mit der Spachtel vor seiner Leinwand steht und sich mit der rechten Hand am stoppelbärtigen Kinn kratzt. Dazu die Gedankenblase Heute mal‘ ich mir einen Spiegel – und dann wird endlich rasiert! Überschrift, lakonisch bzw. informativ: Die Wahrheit über van Goghs Ohr.
Genau so war es, stelle auch ich mir vor.

Le Vivier /4 – Abwasch

Nancy, Restaurant Le Vivier, die vierte. Das einzige, was mich an diesem freundlichen Lokal stört, ist die Panflöte (Marcel Cellier prà©sente Georghe Zamfir), die aus den an der niederen Decke (es gibt noch einen Salon im ersten Stock, von dort kommen die Paare, die hier doch auch verkehren) montierten, unterschwellig hohl fistelnden Lautsprechern diffundiert. Akustisches Abwaschwasser.
Orpheus muss was anderes gespielt haben, stelle ich mir vor.

Le Vivier /3 – doping

Nancy, Restaurant Le Vivier, die dritte. An den Tischen sind ausschließlich Frauen- oder Männergruppen. Die Männer telephonieren und rauchen, die Frauen reden miteinander. Essend, scheinen sich insbesondere die maskulinen Gäste mit purem Eiweiß versorgen zu müssen, sechserlei Austern wollen (wollen sie das wirklich?) verkostet werden. Und Kräfte (Männer, richtige Männer!) aufgebaut.
Und – telephonierend – bestätigt.

Le Vivier /2 – anthropomorph

Nancy, Restaurant Le Vivier, die zweite. Die orange-weißen Rifffischerl mit dem schwarzen Tagpfauenaugenpunkt existieren, von flinken Wendemanövern abgesehen, praktisch ausschließlich im Profil.
Pinzettenfisch
Pinzettenfisch, Wien, Haus des Meeres. © Susanne Kogler. Danke.

Ob ich ihnen deshalb in unselig-anthropomorpher Tradition die Todsünde der Eitelkeit unterstellen soll? Oder liegt es daran, dass das aquaristische Vitalsystem (sauerstoffangereichertes Wasser, Futterportionen alle paar Minuten) eine selbst von Außen erkennbare Strömung erzeugt, der sich die orangen Wasserzebras entgegen stellen?

Le Vivier /1 – fruchtig

(Muscheln und Meeresfrüchte – siehe weiter unten – scheinen mir ein guter Ausstieg aus der eben abgeschlossenen und, wie ich bereits jetzt befriedigt berichten kann, höchst erfolgreichen Aktionswoche. Trotzdem wird weiter, in die Tiefe, evaluiert und dann entschieden, wie und in welchem Umfange weitere Aktionen (selbstredend zu anderen Themen) angeboten werden sollen.
Besonders, das sei noch gesagt, liegen mir die verehrten StammmütterlogleserInnen am Herzen; sie möchte ich keinesfalls mit derart vordergründigen Quotenjagden in ihrer wachen Intelligenz beleidigen. Ihnen allen sei hiermit mein herzliches vagödsgodunddaungschee für ihr strapaziertes Verständnis ausgedrückt.)

Nancy, Rue des Marà©chaux (Rue Gourmande), Restaurant Le Vivier (Poissons et Fruits de Mer). Mein Hunger ist nicht allzu groß, also bestelle ich lediglich eine Portion Moules à  la provenà§ale, dazu einen schönen Weißen, frites sind sowieso immer dabei. Les bouchot heißt die Sorte, die sie hier, aus der Umgebung von Mont Saint-Michel, frisch aus dem Atlantik servieren, und sie schmecken köstlich, sind fein im Geschmack und – viel Arbeit, sind sie doch nur etwa halb so groß wie die an der Adria servierten cozze.
Gut hundert Stück haben für meine Sättigung ins Seegras beißen müssen, und das stimmt mich nachdenklich: Beim Fisch – und sonstiges Meeresgetier – Essen wirst du unweigerlich zum Serienmordanstifter und -beauftrager.
Umgelegt auf umgelegte Ochsen schaffen sie das am gesamten Urfahraner Markt und Welser Volksfest zusammen nicht einmal ansatzweise, stelle ich mir vor.

Nachsommer /4

15. November 2005, halb drei in der Früh. Nachsommerende. Überwältigend, die letzten hundertfünfundzwanzig Seiten, beginnend mit Seite 666. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass mich eine dermaßen ereignislose Bildungsgeschichte so in den Bann ziehen kann, ich zutiefst gerührt bin ob des von Anfang an andauernden glücklichen Endes, das daherkommt wie das Amen im Gebet.
Zwischendurch sind Stellen von einer kristallklaren Visionskraft, etwa die Fragestellung, wie denn alles einmal sein werde, wenn wir mit der Schnelligkeit eines Blitzes Nachrichten über die Erde werden verbreiten können.
Aus z.B. einer Posaune herausblasen kann bald wer. Klingen kann es aber nur, wenn du die Töne hinein hörst, ganz tief drinnen.
Hinein lesen, wie hinein hören. Lest Stifter.

Nachsommer /3

Wie sähe eigentlich eine Readers Digest-Ausgabe des Nachsommers aus? – Sie ist schlichtweg undenkbar, die zu erwartenden zweieinhalb Seiten wären für diese hübsch-pathetischen Schautherwaswirlesenbibliotheksbändchen doch ein bisschen zu wenig, stelle ich mir vor.

Nachsommer /2

Stifters Nachsommer, so stelle ich mir vor, müsste eigentlich in jederÄnderungsschneiderei und altertümlichen Schuster- wie auch sonstiger Handwerkerwerkstätte aufliegen. In den Schnellkaufgeschäften, den H+Ms aller Sparten dieser Welt, dürfte dieses Buch des Herrichtens, Austarierens und Reifenlassenlernens auf dem Index stehen; braucht es aber, aus aus sich selbst erklärten Gründen, gar nicht.

Nachsommer /1

Stifters Nachsommer erschließt sich langsam (wie auch sonst?). Ein erstes Inkubationsindiz stellt sich etwa bei Seite 300 ein, wenn man anfängt, die mögliche Reparatur von sonst weg zu werfenden Taschen und Kleidungsstücken zu erwägen. Fünfzig Seiten später gehst du mit der zerlumpten (aber heiß geliebten) Ledertasche zum Taschendoktor und lässt das zerrissene Futter der ansonsten tadellosen Lederjacke ausbessern. Wo das noch hinführt, bei den 791 Seiten meiner Ausgabe?
Bleiben Sie dran!

Aktionswochenende

Die Aktionswoche ist also ausgestanden, und ich kann bereits jetzt befriedigt berichten, dass sie höchst erfolgreich war. In der Folge wird weiter, in die Tiefe, evaluiert und dann entschieden, wie und in welchem Umfange weitere Aktionen (selbstredend zu anderen Themen) angeboten werden sollen.
Besonders, das sei noch gesagt, liegen mir ja die verehrten StammmütterlogleserInnen am Herzen; sie möchte ich keinesfalls mit derart vordergründigen Quotenjagden in ihrer wachen Intelligenz beleidigen. Ihnen allen sei hiermit mein herzliches vagödsgodunddaungschee für ihr strapaziertes Verständnis ausgedrückt.

Nach einer einzuschiebenden, weil akuten, vierteiligen Nachsommerbetrachtung geht es dann weiter mit den Berichten von der Oktobertour, Nancy ist die nächste Station.

cumshot

Alles hat eine Ende, nur die Wurscht hat zwei, lautet ein volkstümlicher Vers. So geht auch diese Aktionswoche programmgemäß zu Ende, weitere werden folgen.
Soviel noch: Es gibt, neben James Bond, ein weiteres Filmgenre, da weiß man vorher schon und erfahrungsgemäß, wie es ausgeht. Trotzdem aber, in den Details unterscheiden sie sich doch, wird fertig geschaut, bis, showdown, selbst die höchste Spannung aufgelöst ist.

Hardcore Porno

Pornos haben mich ab einem gewissen Alter schon immer fasziniert. Namentlich die Frage, ob die drehbuchbedingt zur Dauererektion verpflichteten Darsteller etwa auch, für besonders heikle Szenen, durch professionelle Stuntmen gedoubelt werden. Weil vortäuschen (stöhn!, oh!, stöhn!, ah!) kannst du einen Ständer nämlich nicht, stelle ich mir vor.

anal oral action

Was haben eigentlich die Aral-Tankstellen damit zu tun? Und Martha?

Huge Tits – Titten

Spätestens seit Newton der Apfel auf den Kopf gefallen ist, siegt die Schwerkraft gegen jedes noch so straffe Bindegewebe. Silikon hat es damals noch keines gegeben. Aber auch dagegen wirkt sie.

Fucking …

… heißt ja eine Ortschaft im Innviertel, mit [u] auszusprechen. Im Jahr 2004 haben sie abgestimmt, ob sie den Namen ändern sollen, und seither bleibt nicht nur Wien bleibt Wien.
Es wird empfohlen, ausschließlich auf legalem Weg nur offizielle Souvenirs von Fucking zu erwerben; die Ortstafeln haben sie längst schon fest einbetoniert.

Blowjob

Streng genommen lebe ich als Blasmusiker (Gottseidank verblieb dieses heikle Ressort in der neu verhandelten Zuständigkeitsaufteilung der steiermärkischen Landesregierung bei der mit dem wirklichen Volk wesentlich verbundeneren Steierjanker-ÖVP – die Kultur als solches wandert, inklusive Rockmusik, zu den sogenannten Roten) fast ausschließlich von Konzerten, in denen ich die Posaune auf, wie unlängst im emmentalerischen Oberdiessbach in einer Programmschrift behauptet, wahnsinnliche Art blase.

Sex

Es gibt ja so aufschlussreiche Programme, im Internet werden sie, mir gänzlich unverständlich, Maschinen genannt, die sagen einem z.B. warum jemand welche Seite angeklikkt hat. Eine solche Evaluation wurde jetzt auch beim MütterLog durchgeführt, einen Hinweis auf das Ergebnis haben Sie bereits im Titel der heutigen Kolumne gelesen. Die Hitliste jener Suchbegriffe, welche Internetbenutzer eingaben und so auf einen der hier veröffentlichten Artikel gekommen sind, wurde genau analysiert: Die weitaus meisten Treffer konnten die von mir im Sommer 2005 völlig arglos mit FKK überschriebenen Beiträge erzielen.

Der Analyse folgt die Konsequenz: Hiermit eröffne ich die Woche der neu geangelten MütterLogger!

Heute also und in den nächsten, no na, sechs Tagen werde ich hier täglich an der Überschriftsrute einen dramaturgisch feinst angeordneten Sprachköder auslegen und freue mich jetzt schon auf zahlreiche neue Leser. Zum Schauen habe ich leider nichts zu bieten; die wahren Abenteuer passieren ja bekanntermaßen im Kopf, wenn er gut durchblutet ist. Ich empfehle, nichts anzuziehen, das allzusehr zieht.

sitzt perfekt

Auf ORFON haben sie interessant formulierende Texter. Das wurde bisweilen schon hier vermerkt (1 2 3). Jetzt war es wieder so weit. Am 17. Oktober 2005 durften wir lesen: Das Kondom zieht nicht mehr.
Ich stelle mir ja vor, dass es gar nicht so einfach ist, Kondome so herzustellen, dass sie weder zu weit und also schlabbrig das mehr oder weniger stramme Mannsbild umhüllen, noch, dass sie unser bestes Stück allzusehr einengen, ja, strangulieren, Blutstau kann recht schmerzhaft sein. Wenn jetzt das Kondom nicht mehr zieht, und also beim Stehen perfekt sitzt, erscheint mir das ein der Menschheit als ganzes dienlicher Fortschritt zu sein.
Umgekehrt: Wer könnte Interesse daran haben, dass das Kondom ziehe? Der Vatikan?

Ginkgo

Besanà§on, Square Saint-Amour.
Der Geruch der abricotfarbenen, kriecherlartigen Früchte des Ginkgos erinnert an Ziegen-Weichkäse. Ich weiß schon, man pflegt olfaktorisch auch cremige Hundescheiße zu assoziieren; angesichts des wunderlichen Baumes bin ich aber staunen-wollend wohlgelaunt.
Dieser Überlebende aus Urzeiten (Kollege im Tierreich: der rätselhafte komorische Quastenflosser – ein nicht annähernd so schönes Wort wie, ich schreibe es noch einmal aus: Ginkgo.) hat nämlich meine ganze Sympathie, behält er doch seine Blattlappen weit in den späten Herbst hinein, mit fröhlichem Trotz.
Ginkgoblatt
Ginkgoblatt, Besanà§on (F)
Siehe auch das Bild aus Thun, aufgenommen am 29. Oktober 2005.
Ginkgo
Ginkgo, Thun (CH)

Ich muss einräumen, dass der so beliebte Baum da schon recht gelb ist, und gelb ist ein untrügliches Indiz für rapide fortschreitenden Blattlappenverfall, irreversibel und ohne Hoffnung.
Aber am Hafen in Yokohama gibt es eine regelrechte Ginkgoallee, wie überhaupt öfter wo in Japan. Und gestunken hat es dort nicht, jedenfalls nicht nach Ziegenkäse.

Parfum

Besanà§on. Bis zehn ist Frühstück. Um dreiviertel fangen die freundlichen Damen vom Service an, die leeren Tische ringsum zu säubern, mit so einem Fensterputzmittelsprühflascherl, pfft pfft senkt sich ein zarter Hauch von Chemie auf den Camembert.
Parfümiert halten wir die Stellung. Bis viertel nach zehn.

catering

flyniki spendiert Vollkorn-Tramezzini. Das Brot besteht aus heimischem Sägeschrot. Ein zeitgemäßer Energieträger allemal, Holzpellet-Heizungen boomen gegenwärtig enorm, habe ich unlängst gelesen.

Watte /3

Dass die Wolkendecke, genauer: ihre obere Kruste aus Watte bestehe, ist falsch.
Wahr ist: sie ist aus Zuckerwatte.

Watte /2

Hochnebel, so kann ich von oben sehen, liegt tief unten in den Tälern. Darunter ist, so wissen wir, noch ausreichend Platz fürs klamme Wintergefühl und, ganz unten, gegen das Austrocknen der Schleimhäute, für den Trance gewährenden Bodennebel.

Watte /1

Wien – Zürich mit der S-Bahn: Hinein in den Tunnel (hinter Schwechat) – hinaus aus dem Tunnel (vor ZH-Oerlikon).
Dazwischen durch den Morgenhimmel. Ein Tunnel aus Watte.

Allerheiligenmütterseelen 2005

Liebe MBA,

bald werden sie im Rathauspark wieder diese Ich-gehe-mit-meiner-Laterne-Lichter in den Bäumen auf der Seite beim Parlament einschalten, angeblich geht das, wie alles Poesie ausatmende, auf eine Idee Andrà© Hellers zurück. Im Türkenschanzpark hängen derweil schon mit Einbruch der Dämmerung (seit dem vergangene Wochenende ist das eine Stunde eher – wie die Viecher das immer wissen) in den sich entlaubenden Bäumen, schwarzen Lampions gleich, die Singvögel zur Saison.
Die Heizperiodenumstellungsverkühlung (CH: -verkältung, D: -erkältung) konnte kurz gehalten werden, ohne, Hand aufs Herz, sie zu übertauchen.
Duftölwohlbefindlichkeit zum Teelicht samt Tee halten mit der Hochnebelwetterlage Einzug, die Zentralheizung samt Luftbefeuchter ist gewartet (oder es wird auf den Installateur gewartet), Zeit jedenfalls, sich gemütlich zurück zu lehnen, gewissermaßen die Mütterseele baumeln zu lassen, man war ja auch recht viel unterwegs im Oktober, und die Basilius-Kathedrale ist wirklich aus rotem, orthodoxen Marzipan, die Turbane auf den Türmchen aus bunter Windbäckerei, wirklich wahr, ich habe es nämlich selbst gesehen:
Rotplatzlicht

Das Wetter – ich versprach in meiner letzten Botschaft, MaroniMütter, davon zu berichten – auf unserer kurzen, weiten Reise war praktisch in ganz Europa recht einheitlich und also durchaus praktisch, zu viel Gewand mithaben war besser als blöd frieren, sei es in Nancy (etwas regnerisch), Rom (regnerisch), Skopje (wolkenlos), Moskau (unbestimmt) oder Oberdiessbach (wolkenlos). In Thun schließlich, genauer im Lachen-Stadion haben sich die Fußballer gegen Zürich mit 1:6 eine kalte Dusche und also ebensolche Füße geholt, ich habe es selbst gesehen, hopp Thun!
Am besten kommt wohl der von Christian Morgensterns weisem Galgenkind erdichtete Robbenbär mit derart nasskalten Verhältnissen zurecht, erst recht im November, den ich hiermit offiziell eröffne!

Herzlich,

Bertl Mütter

Meine aktuellen Termine (inkl. Wien modern) finden Sie wie immer in meiner Terminvorschau.
Und was vorbei ist, ist vorbei, und wer zu spät kommt, der hat das Nachsehen.

standesgemäß

On tour with The Princess. Die hübsche junge Thailänderin, die mir in wohlklingendem Wienerisch vor dem Einsteigen in den Zubringerbus Einen guten Flug wünscht, hat auf ihrem flyniki-Schild tatsächlich als Vornamen Mrs. Princess stehen, wirklich wahr. (Fürs Merken des Nachnamens hat meine Geistesgegenwart um 6.30 Uhr nicht ausgereicht.)

morgen

Die täglich im Nahverkehr so früh zur Arbeit fahrenden Passagiere reden kaum ein Wort. Erst knapp vor dem Anhalten grüßen die Arbeitskollegen einander, wenn sie sich bei den Ausgängen aus der Menge sortieren, mit einem etwas kräftigen seawas, gefolgt vom Ansatz eines – je nach Zigarettenfrequenz und -stärke unterschiedlichen – räuspernden Abhustens.
Guten Morgen zu sagen scheint unausgesprochener Weise tabu, verpönt. Ein Anfänger stellte sich damit bloß, stelle ich mir vor.

Alphabetisierung

Dass den knapp gekleideten jungen Frauen nicht friert, wundere ich mich, wie ich um fünf in der Früh zur ersten S-Bahn eile und von ihnen unwillkürlich (und, man ist eine Mann, nicht ungern) hintergrundbeleuchtet in der zugigen Station triumphierend über die ersten Buchstaben des Alphabets für Männer (ABCD) aufgeklärt werde.
Je kälter die Jahreszeit, umso luftiger die Plakate, denke ich mir, und auch mein Wissen um die gut geheizten Fotostudios reduziert mein Mitgefühl für die hübschen Damen kaum.
Das dürfte beabsichtigt sein.

Krähe

Die Krähe ist ein wunderliches Tier, und nach kurzem Ringen habe ich mich noch jedes Jahr mit ihrem zahlreichen Erscheinen abgefunden. Namentlich in den Hugo Wolf-Park, gleich gegenüber, passt sie trefflich.
Beunruhigend aber ist der Umstand, dass immer mehr von ihnen den Sommer über da bleiben. Was das bedeuten mag?
Nachzulesen wäre z.B. bei Poe und Kafka.

Oder du singst dir das fünfzehnte Lied aus der Winterreise.

Raben

Von Tschechien kommend, heißt die erste Bahnhaltestelle nach Bernhardstal/Grenze Rabensburg. Jetzt weiß ich, welchen Weg die schwarzen Künder der Kälte, Totemtiere Poes, Kafkas, Kubins und, südlicher, Floras nehmen. Es ist Mitte Oktober, die Nebel haben sich, wie man sagt, gelichtet, und es ist alles so schön bunt hier, grün gar manche Felder. Noch.

Wenn alle Rüben aus dem Acker gezogen sind, schaut die Welt ganz anders aus.

Love Story /3

Die Mehlspeisen oben, wo die Laaf wie ein gewöhliches Kurpavilloncafà© geführt wurde (der Keller hatte es, wie berichtet, Tag und Nacht in sich!) schmeckten vorzüglich.
Namentlich die Malakofftorte konnte nur Mama besser machen.

Love Story /2

In der Nacht war die Love Story (kurz: Laaf) ja ein Etablissement, mit Tänzerinnen, die haben mit einer Zigarette allerhand anzufangen gewusst, haben sie mir erzählt, Petermandl, Melof, der Friedmann und, ich glaube, Flap waren einmal selber unten.
Aber das Seiterl Bier hat dreiunddreißig Schilling gekostet, das wäre nichts gewesen für mich.

Love Story /1

Seit etwa der Zeit vom Ururenkel von Frankenstein gibt es auch das bis heute unveränderte Bild vom rätselhaften Sanften Engel, vom Pfirsich Melba, Bananensplit und, Favorit, Coupe Danmark in der Ganzjahreseiskarte. Und im Keller der Love Story am Rand des Schlossparks haben wir, erwachsend, Billiard gespielt. Die Anreise am Samstag nachmittag erfolgte vorerst mit dem Firmungsradl (hellblau-metallisà©, 10 Gänge!); als ich endgültig erwachsen war, fuhr auch ich mit dem roten (metallisà©) Puch Maxi vor.

vertraut /2

Der Speisewagen der Tschechischen Eisenbahnen hat sich in den letzten zehn Jahren von seinem Leitgemüse gelöst, zu egal welcher Speise gab es zu jeder Jahreszeit okurka, die Gurke, in allen Variationen (möglicherweise sogar mit Schlagobers). Mittlerweile erweist auch Tschechien der globalen Erwärmung seine Referenz: Jetzt gibt es – Probieren Sie unsere Neuspeisen – zu fast allen Mahlzeiten das beliebte Ananasringerl: Hühnermedaillon tropicana, Salat exotic, Ananas mit Schlagsahne.
Das wirft mich unmittelbar zurück in die Siebzigerjahre, als, in Fremdenverkehrsorten zuerst, der bis heute ungebrochen beliebte Toast Hawai auf der appetitanregend farbfotografisch illustrierten Speisekarte eingeführt wurde.

zweierlei Quargel

Quargeln, so haben wir das slapstikhafte Herumtollen auf der dreigliedrigen Familienluftmatratze im seichten Meer vor Caorle, Pensione da Mario, genannt. Ziel war es, auf dem unsicher wackeligen Schwimmkörper freihändig zu stehen zu kommen; oder den Bruder, der das eben versuchte, daran zu hindern.
Olmützer Quargel habe ich mich die ganze Kindheit über nicht zu essen getraut. Ist aber, zumal in seiner Heimat, eine Delikatesse. Und fettarm.

vertraut /1

Wenn wir in tschechische, aber auch in südpolnische Städte wie Przemysl oder bis Lemberg und gar Czernowitz kommen, sind uns die zentralen Plätze und Gassen gleich vertraut, war ja alles k.k. einmal, wir verstehen gewissermaßen die Grammatik der Architektur, die diese Orte bis heute prägt. Auf der eben zurückliegenden goldenen tschechischen Herbstreise waren das wieder Prag, Brünn, Pilsen und, vor allem, Olmütz.
Die Luft dort erscheint übrigens sauber und ist jedenfalls geruchsneutral.

Guten Morgen

Praha. Im Innenhof des Hotels weckt mich ein winterliches Schnarren, beinahe ein Knattern ist es. Stimmlos weist die Krähe (sie wird zu den Singvögeln gezählt) darauf hin, dass ihre Zeit, das Winterhalbjahr anbricht.
Kafkas Vogel in seiner Stadt.

angestellt

Brno, Hauptbahnhof. Ich stelle mir vor, dass die nur von Vibraphonklängen unterbrochenen Dauerdurchsagen (sehr schön melodisch, werden sie fast gesungen) der Vortrag eines populären Romans von, sagen wir: Bohumil Hrabal ist, mit sehr vielen Ortsnamen halt. Weiters stelle ich mir vor, dass in jedem zumindest mittelgroßen Bahnhof der tschechischen Republik in einem eigenen Kammerl, gleich neben der Kabine der Vorleserin, ein bahnbeamteter Vibraphonist auf sein Zeichen zum Spielen wartet. Ein spezielles Studium mit Bahndiplom existiert für diesen landesweit benötigten Musikerposten, und höchste Zuverlässigkeit ist die zentrale Anforderung, muss der Filzschlägelvirtuose doch während seines Dienstes mindestens einmal pro Minute seine gefällige Kadenz zuverlässig zu spielen in der Lage sein.

Füchse

Brno, Restaurace Brabander, das beste Restaurant, heißt es, und es schmeckt auch wirklich ganz gut. Die ins Deutsche übertragenen Speisekarten Tschechiens geben selbst beider Sprache Mächtigen Rätsel auf. Im Brabander empfiehlt man ein Risotto mit frischen Füchsen. Das interessiert uns, weil selbst Kurt Palm, Experte in historischen Rezepten z.B. der Stifter-, Mozart- oder Joycezeit (ich glaube ja, dass er als einziger die Speise kennt, die Kafkas Hungerkünstler sein Lebtag nicht gefunden hat, ihm also das Leben hätte retten können), kein Gericht mit Fuchsfleisch, sei es jetzt eingepökelt oder fangfrisch, geläufig ist, und das, bilde ich mir ein, hat ihn einigermaßen – gewurmt. Hat es aber nicht müssen: Unser Nachforschen, Nachfragen (und Nichtlockerlassen) bewirkt in der Stadt Gregor Mendels eine stufenweise Fuchsmutation, zuerst zu Melanzani, dann, wie es scheint endgültig, zu Pfifferlingen, Eierschwammerln also.
Bestellt haben wir dann das kernweiche Parmesanrisotto mit Steinpilzen; sicher ist sicher, nicht zuletzt wegen der Tollwut.

Ausrichtung

Brno, nach dem Auftritt. Im Restaurace Brabander (mehr dazu morgen) reden wir, ich weiß nicht wie wir darauf gekommen sind, über das oberschlesische Industrierevier. Ich erzähle von den Misteln, die sich in meinem geographischen Gedächtnis zu dieser Region als dominante Flora eingenistet haben. Und von den entlang der Bahnlinie zwischen Krakà³w und Wroclaw auf allen Häusern in drei Größen angebrachten Satellitenschüsseln, alle waren sie ursprünglich weiß wie das Innere des Papstkäppis. Diese Assoziation und die Tatsache ihrer südlichen Ausrichtung sind mir ein weiterer Beleg für die sprichwörtliche und flächendeckende Katholizität zumindest der Südpolen.
Da ist es dann nur logisch, dass der möglicherweise demnächst zum Präsidenten gewählte rechtsnationale Kandidat als erstes einen Staatsbesuch im Vatikan plant.
Dann aber gleich weiter zu George Double-U.

liften

Brno, Hotel Slovan. Der Lift ist mit grauem Filzteppich, wie eine Tapetentür getarnt. Entschieden steigt dieser vertikale Beichtstuhl auf bzw. fällt annähernd frei nach unten. Am beeindruckendsten aber ist das Anhalten, das mit einem nur Astronauten gewohntem Ruck regelrecht passiert, sodass einen die Bandscheiben schön grüßen, unverzüglich und recht persönlich.
In Olomouc dann ist er stehengeblieben, wie Butter, sag ich Ihnen.

silber

Brno, Hotel Slovan, im Bad.
Irgendwie interessant, dass ich an dem Tag, an dem im MütterLog über Goldfischli und ihre silbernen Artverwandten berichtet wird, eine repräsentative Anzahl selbiger (silberner) in meinem Badezimmer im vierten Stock antreffe. Ich grüße sie herzlich (auch die ganz kleinen, die beinah durchscheinen), diese alten Bekannten aus Vom Leben der Natur.

fechten

Brno, Hotel Slovan.
Im Hotel am nachmittag wird meistens kurz der Fernseher eingeschaltet. Heute bringen sie, live aus Leipzig, die Fecht-Weltmeisterschaften.
Imker stechen mit ihren Säbeln auf einander ein.
Das nenne ich einen Ausgleich.

Baustelle

Steyr. Auf der lebensgroßen Jägerkrippe unter dem Teufelsbach, welcher aus der Gegend von Christkindl unweit von der Hölle kommt, prangt, von der Straßenbrücke, die in den Tunnel führt, gut sichtbar im Bereich des Weihnachtssterns angebracht, das Schild im Umbau.
Schön langsam wird es aber wieder Zeit. Sonst stünde Steyr bald schön blöd da.

kehr um!

Murtalschnellstraße S36. Auf Schildern wird dem Fahrer eine Umkehrmöglichkeit angeboten, in 8,6 km bestünde diese Gelegenheit.
Sehr christlich scheint man hier zu sein, in der Obersteiermark bei Judenburg, an diesem Sonntag im Oktober.

Weltstadt

Heute ist Ried eine kleine Weltstadt.
Dieser aus dem gleichen Tourismuswerbeblatt stammende, abschließende Satz hat meine ganze Sympathie, ich will ihn gar nicht mehr weiter kommentieren, sondern mich einfach nur für seine ehrliche Schlichtheit bedanken.

bürgen

Ried im Innkreis. Innviertler Knödel sind eine herrliche Sache. Was allerdings unter den in einem Tourismuswerbeblatt besonders erwähnten prachtvollen Bürgerfassaden zu verstehen sein soll, entzieht sich meiner Vorstellungskraft, besser: es entflieht ihr, ich traue mich nicht, mir das vorzustellen. Nichts genaues ist verbürgt, was sich hinter diesen Fassaden verbirgt, und das stelle ich mir zur Sicherheit auch gar nicht vor.
Die hinter diesen Fassaden hergestellten Grammel-, Speck- und, mein Favorit: Bratknöderl aber sind eine herrliche Sache.

gold oder silber

Die Lebenszeit eines Silberfischerls kann (unbehandelt, siehe Abb. 1) mehrere Jahre betragen, lernen wir in einer der nützlichsten Sendungen vonÖsterreich 1, Vom Leben der Natur.
silber
(Abb. 1)

Damit lassen sie die Goldfischli (Abb. 2.) weit hinter sich.
gold
(Abb. 2)

im Kopf

Freitag Abend. Zahnweh; zum Glück nur akut, wenn ich die Stelle links oben mittels Gegenbiss ausgiebig befühle, was ich mir, bei aller Neugierde, schnell abgewöhne.
Sonntag Nachmittag aber rufe ich doch an, wie gut einen Zahnarzt zum Freund zu haben. Ich will ihm mein geringes Leiden schildern, brauche aber gar nicht ausführlich werden, da er mir, besser als ich es könnte, sagt, was wie weh tut. Ich bin sprachlos. Rudi hat tatsächlich meine Zähne im Kopf, und er hat doch noch andere Patienten, die merkt er sich aber auch; der weiße Hai ist nichts gegen meinen Zahnarzt, wirklich wahr.
Obwohl, dem wachsen die Zähne nach. Und Wurzelbehandlung braucht er auch keine.

Abstinenz /2

Wie ich ja auch in meinem Studium in erster Linie vermittelt bekommen habe, was ich nicht machen wollte.

Kunstabstinenz durch Kunsthandwerkspräpotenz.

Anders gesagt: Ein guter Start beginnt mit einer sauber gelöschten Festplatte.

(Interessant, dass mir das nach dem Besuch der heurigen 51. Biennale di Venezia ein- bzw. auffällt.)

Abstinenz /1

Portogruaro, Antico Albergo Spessotto.
Mitten im Zimmer steht der gläserne Aschenbecher, darunter ein dreisprachig verfasster Zettel, die englische Variante: Please don’t smoking in the room. Thank you.
Es ist ja genau genommen so, dass, bevor es keine Raucher gegeben hat, auch noch keine Nichtraucher existieren konnten, und das ist das Problem jeden Abstinenzlertums, sich ex negativo definieren zu müssen. Eine große Tragik, ja, Vergeblichkeit wohnt dem inne, bei aller guten Absicht keinen positiven Weg vorgeben zu können. Daraus erklärt sich möglicherweise die solchen Gruppen seitens der Nichtabstinenzler (Vorsicht, jetzt beißt sich die Katze in den Schwanz!) zugeschriebene Destruktivität, behauptete Ungemütlichkeit und überhaupt.
Tatsache ist jedenfalls, dass der Hotelzimmernichtraucher einen Aschenbecher braucht, wo er die Nicht-Asche seiner Nicht-Zigarette nicht abstreifen kann.
In der Stadt mit dem schiefen Turm haben sie das aber sowas von kapiert.

Spaghetti

Spaghetti ai pomodori datterini.

Rote Patzer aus der Gabelzentrifuge.

l’ultimo sospiro /2

Venezia, vor dem Dogenpalast, ein Stück weiter links.
Kurt Cobain, Elvis, Che Guevara, Jimi Hendrix, Bruce Lee, Freddie Mercury, Jim Morrison, Frank Zappa – Willst du auf ein T-Shirt, musst du (un)tot sein. Oder Papst.
Oder beides.

l’ultimo sospiro /1

Venezia, vor dem Dogenpalast. Alles blickt zur Seufzerbrücke. Dort wird restauriert, das wird finanziert, und zwar von einer Firma, die dafür ihr Transparent Replay anbringen lassen durfte.
Da hätten sich die Delinquenten aber gefreut, die auf dieser Brücke von den Bleikammern ihren letzten Gang angetreten sind: Wiederholung, bitte in Zeitlupe, sehr sportlich, dankeschön.

Yacht /4

Große stachelige Ratten drängen sich paarweise unter den Tischen der Abendtable d’hote. Große Angst der Gäste. Humor der Angestellten.

Schreibt, danke für den Gastsatz, Max Brod 1911.

Das exotische Personal in all seiner Weißheit wird eine solche Katastrophe wohl zu vermeiden wissen. Aber was ist dann mit dem vorgestrig ausgekundschafteten alleruntersten Raum? Und was für Gäste?

Yacht /3

Beim Personal an Bord ist von außen keine Hierarchie zu erkennen. Die Herrschaft aber liegt entweder schwerkrank tief im Innern des Rumpfes, alles wartet auf den Spezialisten, welcher allein in der Lage ist, die schwierige Operation erfolgreich durchzuführen. (Natürlich hat das Schiff einen eigenen Operationssaal.)
Oder aber sie weilt als persönlicher Gast des Dogen in den zauberhaften Gemächern des Palastes, stelle ich mir vor.

Yacht /2

Der allerunterste Raum des Oceandampfers, der das ganze Schiff durchgeht, ist völlig leer, allerdings ist er kaum ein Meter hoch. Die Konstruktion des Schiffes verlangt diesen leeren Raum. Ganz leer ist er nicht, er gehört den Ratten

Weiß, danke für den Gastsatz, Franz Kafka 1922.

MaroniMütter 2005

Eigentlich wollte ich erst Mitte Oktober schreiben. Aber die Ereignisse überstürzen sich (wie überstürzt sich denn etwas?), zumindest ätherisch. Weil morgen, am 1. Oktober ist bitteschön von 22.05 bis 23.00 im Radio ein Österreich 1 extra von meinen parlando. posaunenplaudereien vom 16. September im Radiokulturhaus. Ich hab’s nur beiläufig beim Durchblättern der Programmzeitschrift gehö1t aufgeschnappt, so ein Glück, dass ich das noch derlesen habe und Ihnen somit sagen kann. Für Außerösterreichische gibt es hier das Webradio. Bevor es mit dem regulären MütterBrief losgeht, noch drei dokumentarische Photos (©Victoria Coeln) von jenem 16. September 2005, die im Radio aus bekannten Gründen nicht übertragen werden können, sie zeigen mich vor (Abb. 1), während (Abb. 2) und nach (Abb. 3) dem Umknöpfeln.
Bertl Mütter im Radiokulturhaus
Abb. 1

Bertl Mütter im Radiokulturhaus
Abb. 2

Bertl Mütter im Radiokulturhaus
Abb. 3 – das schaut doch gleich viel eleganter aus, zudem in voller Breite!

Also noch einmal: den unteren Knopf nicht einmal nicht angreifen! So ist es am sichersten.

Jetzt aber! Liebe MBA,

der Nachsommer, er scheint vorbei (nach welchem Sommer, bitte?), und der Oktober, von Christian Morgensterns weisem Galgenkind mnemotechnisch als Locktauber gespeichert, zieht ins Land. Allüberall wird die Ernte eingebracht, und auch ich denke mit regem Interesse an die Reben daunddort, vor allem aber am Wagram.
Locktauber, das erinnert daran, dass auch politisch geerntet werden will: Die Grüne Steiermark, das Sonnige Burgenland und Meine Goldene Wienerherzstadt kämpfen zur Wahl. Besonders anregend finde ich dabei eine Plakatreihe einer gemeinhin als schwarz bezeichneten wahlwerbenden Gruppe. Sie wirbt mit dem abschließenden Satz: weil in wien rot regiert. Davor, so ist es üblich, steht ein anschaulicher Impulssatz. Am besten gefällt mir der: stundenlang im stau. Ich stelle mir vor, dass der Reporter eines Privatradiosenders, von Radio Wien oder vom HitradioÖ3 mitten aus dem Geschehen berichtet, wie es sich eben gehört. Der live aufgedrehte Radioagitator stellt sich also, sagen wir, auf die berühmte Südosttangente und befragt herumstehende Autopassanten, warum sie hier stundenlang herumstehen. Die freundlichen Wiener Autofahrer lächeln verklärt ins Mikrophon und sagen in charmantestem Ton Na ja, weil in Wien rot regiert. Ich stelle mir weiters vor, dass ein in meinem Wohnbezirk befindliches Wetterobservatorium (im Nebenberuf Fußballplatz), die Hohe Warte, von so einem Reporter besucht wird und der dortige Universitätsprofessor für Meteorologie und Geodynamik um eine Erklärung für den verregneten Sommer gefragt wird. Auch er wird um eine Antwort nicht verlegen sein.
Was mich betrifft, ich frage mich, was ich denn anziehen soll im Oktober. Weil physisch bin ich ganz schön unterwegs, und wenn es am 20. in Rom oder am 21. in Skopje noch recht warm sein kann, ist es möglicherweise bereits am 22. in Moskau bitterkalt. Ich werde berichten, hier im MütterLog oder beim AllerheiligenMütter.

Herzlich, Bertl Mütter

Meine aktuellen Termine finden Sie wie immer in meiner Terminvorschau. Und was vorbei ist, ist vorbei, und wer zu spät kommt, der hat das Nachsehen.

Yacht /1

Venezia, Riva San Biagio. Hier ankern Yachten, auf denen man überwintern kann. Sie sind so groß, dass man auf ihnen sogar überleben könnte, Personal inklusive.
Weiß gekleidete hübsche junge Männer verrichten schauend den öffentlichen Teil ihrer Arbeit: Sie putzen alles, was schon weiß und blank ist, bis alles schön weiß und blank ist. Zwischendurch schauen sie. Alles schön sorgfältig und langsam. Dabei sprechen sie kein Wort, auch miteinander scheinen sie sich ausschließlich durch höfliche Gesten und wächsern poliertes Blinzeln zu verständigen.

skål

Dänen im Ausland freuen sich, wenn sie einander als Landsleute erkennen.
Dafür aber haben sie auch viel weiter nach (z.B.) Venezia.

maunz

Venezia, Via Garibaldi.
Alles maunzt, je näher bei den Fischständen, umso leidvoll-dränge(l)nder.
Hätte ich einen Kater, ich würde ihn Garibaldi nennen.

biennal /2

Biennale di Venezia, Arsenale.

Kunstarsenal. Rüstkammer für welchen Krieg? (Zeitgemäß wird dieser auf Videoschirmen ausgetragen.)

biennal /1

Biennale di Venezia, Giardini.
Die Länderpavillons gleich nach dem Eingang links des Weges werden traditioneller Weise zuerst inspiziert: Spanien – Belgien – Holland. Mittendrin steht der bestbesuchte, W.C.; als ob man an einem bedeutenden Kunstwerk mitwirke, einer temporären Installation, staffettenartig weiter zu betreuen.