Jahr: 2016

nicht auszudenken

am salzburger landesgericht sind heute zwei „bettelmönche“ zu jeweils zehn monaten teilbedingter haft verurteilt worden. sie hatten spender um wechselgeld betrogen und für glücksbringer überhöhte beträge kassiert.
orfon

nämlich: ist es in irgendeinerweise denkbar, dass jemand für glücksbringer überhöhte beträge kassiere? wohlgemerkt: tatsächliche glücksbringer. wer wollte nicht jeden denkbaren betrag dafür aufbringen, und wär’s das halbe königreich (samt ganzem pferd, z.b.)?
indes, danken wir’s der kundigen und gewieften redaktion von orfon, dass sie uns so, zeitgerecht zum jahreswechsel, vor den landauf, landab ausgestreunten sogenannten glücksbringerverkäufern warnt, nämlich: nicht alle angebotene einschlägige ware ist als diesbezüglich einwandfrei zu taxieren. die devise laute also: wehret den pechbringern und, mehr noch, den verkäufern völlig unnützer -bringer, wesser art immer. und -innen, damit das endlich einmal klar gesagt ist.

mehr oder weniger

2016 gab es weltweit einen krieg weniger
diepresse.com

immerhin. was wir aber wollen ist: keinen krieg mehr.

stillste zeit

als reaktion auf die vorfälle in der kölner silvesternacht verteilt die polizei beim wiener silvesterpfad heuer taschenalarme. die geräte stoßen einen schrillen sirenenton aus und sollen damit aufmerksamkeit erzeugen.
orfon

silvesterfeiern weltweit sind ja, insbesondere in zeiten erhöhter empathischer sensibilität (flüchtlinge aus kampfesgebieten, hunde und andere haustiere), mittlerweile kollektive übergangszeiten der allerstillsten einkehr. da würde (konj.), selbstredend, das aufheulen einer schrillen sirene augenblicklich die allergrößte aufmerksamkeit erregen.
nun, danke, du lieber innenmusikminister, damit ist dieses (hierzulande ohnehin inexistente) problem wohl bereits vor seinem möglichen erstmaligen auftreten von vorneherein ausgeräumt.

geredert

sie werden in kürze mit einem unserer mitarbeiter verbunden. bitte haben sie etwas geduld.
telefonschleifenbeschwichtigung, drei

der derart treuherzig und mit vorschusslangmut erwartete mitarbeiter dann benötigte, wie angekündigt, etliche geduld. nach und nach diffundierten die rollen auskunftsuchender – auskunftgeber ins gegenteil (vgl. die verwandlung des fahrrads in den polizisten und des polizisten ins fahrrad, rein durch diffusion der atome infolge häufigen gegenseitigen gebrauchs in flann o’briens „der dritte polizist“), sodass der vormals auskunftsuchende am ende nahe dran war, eine gebühr für die unterstützung bei der auffindung der antworten einfordern zu wollen. ob er jetzt im call-center anheuern sollte? – sinnvollerweise nicht, denn ein teil der dreifältigen unternehmenspolitik war wohl, dass auskunfstssuchende eher nicht bei der hotline anrufen wollten und sich lieber bei den – ähnlich sperrig und zweifelhaftig aufzufindenden – informationen im selfcare-servicebereich (abermals ein euphemismus) schlau (eig.: blöd) machen sollten.
eines tages wird wieder miteinander geredet, steht zu hoffen.

reiche, tümer

daniela dà© santosdie königin der panflöte

vorweihnachtliche plakatwerbung

rekapitulieren wir also, alles unter der prämisse, dass hier niemandem die position strittig gemacht werden soll – sei sie oder er namentlich bekannt oder nur kenntnis davon im umlauf, dass es ein für den jeweiligen bereich vorgesehenes eleviertes amt gibt:

die panflöte ist ein königreich, ihre königin daniela dà© santos.

weiter.

die tiere sind ein königreich, der löwe ist ihr könig.
die löwen unter sich sind auch ein königreich.
ratten und ihre könige haben eine sonderstellung.
das belcanto ist ein königreich, angeführt von der primadonna assoluta.
der abfahrtssport ist ein kaisserreich, ebenso der fußball (klammer, beckenbauer).
die literatur (eig.: -kritik) ist ein papsttum, ebenso die musikkritik, deren papst kaiser ist.
die pinguine sind ein kaiserreich, unter ihnen gibt es aber auch ein königreich.
das adlertum ist ein kaiserreich.
das ganoventum ist ein königreich, detto jenes der bettler, wie auch jenes der ausbrecher.
wie es sich mit tischtennis oder wasserball verhält, ist nicht bekannt.
die blas- wie auch die sog. volksmusik haben eine krone, über deren nähere natur wenig bekannt ist.
das bariton und die tuba sind (teil-)kaiserreiche, weiters war maurice andrà© der könig der trompete(n?).

die posaune ist ein fürstentum. der fürst bin ich.

alles schein

könnte es sein, dass jemand, der schneller denken kann, nur deshalb schneller denkt (zu denken scheint), weil er weniger denkt – und deshalb skrupelloser agiert?
nehmen wir doch tempo raus, vorschlag.
(also ich mag nicht von einem reptiliengehirnherumträger repräsentiert werden.)

wupnercity

übers wochenende ist lugner mit seiner tochter in rom und will dort auch den petersdom besuchen.
orfon

als erstes also rom. im anschluss daran wird er mit dem papst eine damenmodeboutique in, na!, wuppertal aufmachen. then they take berlin.

tugend:haft

wiederverheiratete: kardinäle wollen klärung
orfon

was so ein kleiner doppelpunkt alles bewirken kann : nobody expects the spanish inquisition : call the late cardinal richelieu : merke : doppelpunkte treten meist paarweise auf :

radikal

nasenwurzel, ein wort mit in der bevölkerung unterschiedlich verteilter geläufigkeit. brillenträger: sehr. normalsichtige: weniger. junge (also ungeübte) altersweitsichtige befassen eher ihre nasenspitzen und sind noch ungeübt im reiben der nasenwurzel (das substantiv n. taucht zumeist in kombination mit dem verb r. auf). wie es sich mit kontaktlinsern verhält, das wäre gesondert herauszufinden. ob sie, oftmals umgelernte brillenträger, um ihre nasenwurzel vergessen, nach und nach oder augenblicklich?
man sollte nie die fassung verlieren.

nomenomen

bei der frage, zu welchem ohrenarzt ich gehen soll, wenn die wahl besteht zwischen den doctores quint, biegenzahn oder stürtzlinger, muss meine wahl augenblicklich auf ersteren fallen. begründung: als posaunist bin ich intrinsisch an reinen intervallen interessiert (streng genommen: bin ich von ihnen abhängig; und sie allerdings von mir). biegenzahn jedoch, das hört sich nach einer massiven, nachgerade brutalistischen überschreitung der eigenen fachdisziplin an. und, bitte, stürtzlinger, in gehörsachen!, dieser name sollte zu einer behördlich erlaubten umbenennung berechtigen. oder reittherapeutin, jawohl, das wär‘s, stürzen und hernach heilen. reiterinnen werden ja immer gesucht.

abnehmendes licht

beim ohrenarzt. man wird aufgerufen. zur gleichen zeit verfinstert sich, vom osten her, westwärts die welt. riskant das alles.

verflogen

verkaufe 10 stück neue originalverpackte seifenblasen
kleinanzeige (online)

leider, sie waren, alle, schon weg, als ich mich dafür interessierte. die poesie aber, sie bleibet. wir benötigen ihrer viel mehr. danke.

kiebitze

forscher sehen mäusen beim denken zu
orfon

wesentlich öfter jedoch ist es umgekehrt, und nicht nur bei forschern, und nicht nur bei mäusen, und nicht nur beim denken.
wo man hinschaut, es ist ein rattenleben.

waldpret

langsam kämpfen sich die waldbewohner hierzulande wieder auf unsere teller
derstandard.at

man stelle sich all die lebewesen, von den einschlägigen -ameisen über die stifterschen köhler, purkersdorfer bundesförster bis zu den zecken aus der buckligen welt vor, wie sie sich um ihre landung im zeitgeistkonformen kochtopf zwischen josefstadt und mariahilf regelrecht balgen.
mit vegan ist da bitte nichts, ihr lieben jungreifen bartträger!

abnehmende zufriedenheit

gb: mädchen zunehmend unzufrieden mit ihrem aussehen
orfon

semper crescis
aut decrescis
carmina burana

ich erspare mir den hier auszuformulierenden umkehrschluss. sicher sei: derart allzu zufriedene anorektikerinnen wollen wir bitteschön aber auch nicht sehen müssen.
(das glück, es ist ein vogerl, ein fluguntaugliches.)

rohnenrau

der tristanakkord ist, sinnigerweise, nach dem englischhorn zu stimmen. das dauert.

pelzig

tristan und isolde in graz. abgesehen vom braten, den der intrigant melot gerochen hat, weshalb er ihn hernach, einzig als wilder aus vorzeiten kostümiert, im hintergrund des geschehens in der kühl eingerichteten villa direkt vom ganzen tier abkiefelt, flachsig ist das fleisch, abgesehen davon drängt sich einem keine assoziative plausibilität auf, außer vielleicht jener spätpubertären des aufbegehrens, schaut her, was ich (die regisseurin – ihr name sei hier dezent verschwiegen) mich trau und was ich schon alles darf, zwei, die sich nie berühren dürfen, schmieren sich mit humus ein und häuten einen hasen, sie hält ihn bei den löffeln, er schabt mit dem messer, und dazu müssen sie die himmlischen längen der ewigen melodie schlechthin singen, „o sink hernieder, nacht der liebe“, glücklich der logengast, der den blick abwenden kann, speziell isolde singt zum niederknien klar und rein, schön.
als nächsten auftrag schlage für ich die junge dame die inszenierung des neujahrskonzerts vor, alle musiker sitzend auf den ohren, das wäre schon einmal ein sinnhafter anfang. dann wollen wir weiterschaun, das dreikönigsspringen wäre eine nächste interessante option, gesprungen wird paarweise, von unten nach oben.

auslesemodus

fpö will „zusammengehörigkeitsgefüh
l stärken“

orfon (lesemodus)

schon interessant, wie im ansichtspraktischen lesemodus genannten lesemodus gewisse innere verfasstheiten und vollzüge zutage treten, nachgerade eine versinnbildlichung dieser alles durchdringen wollenden abspalterei, wir und die anderen, solange sie in der minderheit sind, trauen wir sich, sollen besser deutsch lernen, und wie immer geht es nicht um die tatsächlichen verfasstheiten, es geht lediglich um das gefühl, etwas sei so, das dann auch nur halbherzig bzw. ohneellig, es ist nicht platz für alle, die zeile voll, und nach den anderen kommen die nächsten dran, die züge stehen rasch bereit.

aber jetzt!

der karibik gehen die kokosnüsse aus
orfon

ein sommer mit wenig sommerlochstopfungsbedarf neigt sich seinem verlängerten ende, heuer dürfte er sich bis zum 4. dezember bzw. bis zur höchstrichterlich final bestätigten gültigkeit der am barbaratag (knapp vor dem nikolausfest, wie der innenminister die interessierte öffentlichkeit informierte) abgehaltenen uhbp-wahlen ausdehnen, es tauchen bereits t-shirts auf mit der aufschrift „bundespräsidentenwahl 2016–2019: ich war dabei.“
und nun das! wir sehen: jetzt kommen endgültig die wirklich dringlichen probleme auf die agenda. bang fragen wir uns bereits, ob es denn wirklich kein bier auf hawaii gebe und was der maier (meier, mayr, mair, meir, meyer, maya?) am himalaya mache.

Entkommen (25) – so rund die Welt

Da war doch noch das Bestattungsunternehmen in jener Region im Süden Niederösterreichs, in der bereits manche Fünfzehnjährige den Bundespräsidenten zu wählen versuchen dürfen, und da im Spätsommer gleich drei recht alte Verwandte binnen Kurzem eingegraben werden mussten, fiel es auf, dass jedesmal bei Verlassen des Friedhofs von den professionell betrübt dreinblickenden Pompfüneberern kugelige Kaubonobons verteilt wurden, Kirsche, Orange, Himbeere, wonach das Herz begehrt und ganz ohne Werbeaufdruck, dass die sich diese Gelegenheit entgehen lassen, es muss eine glückliche Gegend sein, Miesenbach, Waidmannsfeld, so schön.

Entkommen (24) – abheben

Zentrale ästhetische Strategie ist die eskalierende Repetition. Das mag einfallslos erscheinen (und ist es auch), es war ihr jedoch nicht beizukommen, gleichwie eine Rakete eine gewisse Geschwindigkeit erreichen muss, um den engeren Gravitationsbereich verlassen zu können. Mit unseren Budgetmitteln ist so etwas überhaupt nur in der Imagination möglich, und selbst da erscheint es mir merkwürdig, ja prekär auffällig, dass ich das finale Bild eines Entkommen(d)en (könnte er Major Tom heißen? – Nein, ich glaube nicht, dass er Major Tom heißen kann) abheben genannt habe und es, zur assoziativen Anreicherung, mit einem Erdmännchen sowie mit aufgeplustert zur Erde fallenden Männern erläuternd illustriert habe.
Die Option einer Reise zum Mittelpunkt der Erde wird viel zu wenig in Erwägung gezogen.
Starten wir von der Oberfläche. Die Ground Control hat das Wort.

Entkommen (23) – Wohin

Zentrale ästhetische Strategie ist die eskalierende Repetition. Das mag einfallslos erscheinen (es ist es auch), es war ihr jedoch nicht beizukommen, gleichwie eine Rakete eine gewisse Geschwindigkeit erreichen muss, um den engeren Gravitationsbereich verlassen zu können. Mit unseren Budgetmitteln ist so etwas überhaupt nur in der Imagination möglich, und selbst da erscheint es mir merkwürdig, ja prekär auffällig, dass ich das finale Bild eines Entkommen(d)en (könnte er Major Tom heißen? – Nein, ich glaube nicht, dass er Major Tom heißen kann) abheben genannt habe und es, zur assoziativen Anreicherung, mit einem Erdmännchen sowie mit aufgeplustert zur Erde fallenden Männern erläuternd illustriert habe.
Die Option einer Reise zum Mittelpunkt der Erde wird viel zu wenig in Erwägung gezogen.
Starten wir von der Oberfläche. Die Ground Control hat das Wort:

Entkommen (22) – kombabisch

Johann Gottfried Seume verdanken wir die Hinüberrettung des schönen Wortes Kombabusierung als Synonym von Entstellung, Kürzung, und zwar in ambivalentem Sinn:

Das Stück* selbst war beschnitten, und ich erwartete nach der Gewohnheit eine förmliche Kombabusierung, fand aber bei genauer Vergleichung, dass man dem Verfasser eine Menge Leerheiten und Plattheiten ausgemerzt hatte, deren Wegschaffung Gewinn war. Verschiedene zu grelle Züge, die bei der ersten Erscheinung vor etwa fünfundzwanzig Jahren es vielleicht noch nicht waren, waren gestrichen. Aber es war auch mit der gewöhnlichen Dresdener Engbrüstigkeit manches weggelassen worden, was zur Ehre der liberalen Duldung besser geblieben wäre. (9.12.1801)
Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus. München: dtv, 1985 (S. 13).
_________________________
*Gustav Friedrich Großmanns (1746-1796) Nicht mehr als sechs Schüsseln; gilt als erstes sozialkritisches Zeitstück Deutschlands.

Kombabus war nach Lukians Erzählung ein Syrer, der von König Antiochos Soter zur Begleitung seiner Ehefrau auf ihren Reisen bestimmt wurde. Der Erzählung nach kastrierte sich Kombabus vor Antritt dieser Reisen und übergab dem König zum Nachweis des vorgenommenen Eingriffs die entsprechenden Körperteile in einem verschlossenen Behälter. Als er später beschuldigt wurde, sich mit der Königin sexuell eingelassen zu haben und bereits zum Tod verurteilt war, rettete ihn die Öffnung dieses Kästchens. Christoph Martin Wieland (1733–1813) behandelte die Sage in der Verserzählung Kombabus (1771). In der Vergangenheit galten daher auch kombabusieren oder kombabisieren als Synonyme für eine Kastration.

Bleibt die Frage, ob schlichtes Herunterlassen der Hose nicht besser geeignet wäre, die zweifellose Unfähigkeit zu einer unstattgemäßen Kohabitation zu beweisen. In der Schatulle könnte ja das Stück eines anderen aufbewahrt worden sein, gibt es doch so allerhand in Verse geschmiedete Freundschaftsdienste in jenen antikenseligen Zeiten: Wer weiß, wer in diesem Bunde der Dritte gewesen sein mögen hätte können. (Man gewähre ihm die Bitte.)

Zitiert nach Wikipedia/Kombabus [10.8.2016] (U. a. um die Jahreszahlen ergänzt).

Entkommen (21) – Der Erschöpfung

„Weniger Fleisch essen, weniger fliegen, gut isoliert wohnen.“
Tipp zum Welterschöpfungstag, gegeben im Radiojournal des 8.8.2018 um 8 Uhr.

Also beim isoliert Wohnen sind wir imÖsterreich schon Weltmeister, es kommen so ja auch weniger Fliegen herein, es gibt für die ja heutzutage recht taugliche Gitter. Red‘ uns also keiner an zwengan Fleisch.
(Wer dringe denn auch durch in unsere Wattewelt?)

Entkommen (20) – Dem Epigonentum (2)

Einem seit Erscheinen des zuletzt geschalteten Beitrags vom 26. Juli 2016 massenhaft geäußerten Wunsche nachkommend, und weil ich es als meine genuine Pflicht betrachte, will ich hier versuchen, eine möglichst lückenlose Liste meiner Poly-Epigonie, mithin der mir bewussten Quellen kreativer Selbstbedienung, deren Ergüsse in mein Werk OPERAN! geflossen sind, zu veröffentlichen. Sie muss, das liegt in der Natur der Sache, unvollständig bleiben; schon jetzt bitte ich also mein p.t. publico, mich auf allfällig vergessene Einflussnehmer so dezent hinzuweisen, dass ich mein Gesicht wahren kann. Ich gelobe – nach eingehender Prüfung – niemandes Namen zu unterschlagen, von dem irgendein Einfluss auf mein Werk ausgegangen ist. (Im Gegensatz zu den anderen Beiträgen in diesem Blogbuch werde ich diesen Artikel also von Zeit zu Zeit erneuern, eben, um neu gewonnene Erkenntnisse einzuarbeiten.)

Die Aufzählung kann selbstredend lediglich über die Vornamen meiner vorangehenden Kollegen Auskunft geben: Da ich mir ihr Werk (oder zumindest Parameter daraus) derart angeeignet habe, dass davon Anregungen mehr oder minder direkt in meine Arbeit einfließen konnten oder mussten, kann man von einer – wenn auch zeitversetzten, so doch sehr persönlichen – privaten, ja: intimen Beziehung reden, und mit so jemandem verkehrt man per Du.

Meine mit tiefer Verbeugung dargebrachte höchste Wertschätzung gilt also folgenden Freundinnen und Freunden*:

Charles, Ernst, Franz (2), György, Helge, Jacques, Ludwig, Richard, Werner.

Danke und – weiter so! Gemeinsam schaffen wir das!

Bertl
________________________
* Weil ich keinesfalls irgendetwas vertuschen will (wozu auch!?), reiche ich hier auch sämtliche Nachnamen äh nach (gleichfalls in alphabetischer Reihung): Beethoven, Ives, Jandl, Kafka, Ligeti, Pirchner, Schneider, Schubert, Tati, Wagner.

Entkommen (19) – Dem Epigonentum (1)

Natürlich will jeder kreative Mensch Neues, noch nicht da Gewesenes schaffen. Den meisten gelingt lediglich so noch nicht da Gewesenes, und das ist allerdings bereits allerhand: Wir entkommen nicht unseren Vorbildern, mögen wir uns ihrer bewusst bedienen, unbewusst oder qua Negation (ein Anrecht der emporstrebenden Jugend). Wenn schon, dann sind es ein paar Millimeter, und wenigen ist es vergönnt, dass just ihre paar Millimeter Umbrüche größeren Ausmaßes bedeuten oder auslösen – oftmals mit der Verzögerung einer nicht unbeträchtlichen Latenzzeit (Inkubation). Bleiben wir also bescheiden und bekennen wir uns freimütig zu unserem grundsätzlich unentrinnbaren Epigonentum. Wer sich hingegen seiner epochemachenden künstlerischen Eminenz völlig sicher ist und dabei aber bescheiden wirken will, rede sich selber klein, winke ab und schwafle in Künstlergesprächen von seinem zwergenhaften Riesenschulterstehen, „Mag mein Werk als hochgradig individuell gefeiert werden, ich sage Ihnen, es kann allerhöchstens poly-epigonal genannt werden.“ So ist allen geholfen, und der Künstler hat, zu seinem Staunen machenden Werk dazu, transdisziplinär ein neues, ehrliches Wort kreiert, voll eigenständig, ohne Vorläufer und mit etlichen populistischen Abkupferern und Umpfallern.
Nun wissen alle: Wir haben es mit einem Ganz Großen zu tun. Später wird man behaupten, dabei gewesen zu sein und sogleich die epochemachende Tragweite erkannt zu haben, damals im 16er-Jahr.
Anders gesagt: Dem Epigonentum ist nicht zu enkommen. Weder aktiv noch passiv.

Entkommen (18) – Dem Kreisverkehr

(1) konventionell: Gewünschte Ausfahrt anvisieren – rechts blinken – abbiegen. Gegebenenfalls – wurde die Ausfahrt nicht rechtzeitig ergriffen – kann über 360° hinaus gekreist werden: Alles kommt immer wieder.
(bewährt, irgendwie faad)

(2) System Hammerwurf: Beschleunigen – Lenkrad festhalten – wenn die Muskelkraft dafür nicht mehr ausreicht: loslassen.
(Action-Effekt)

(3) Dem Kreisverkehr an sich: Den Innenminister beauftragen, den Landeshauptmann (den LH) zu verhaften. Jedoch: Da der Innenminister vom LH sowohl bestellt als auch dirigiert wird, scheidet diese Methode aus.

Wir müssen erkennen: Dem Kreisverkehr an sich ist nicht, weder ent- noch beizukommen. Es bleibet die Wahl zwischen Action und Fadesse. (Bis auf weiteres, und das ist aber bitteschön keine Drohung!)

warnung

ACHTUNG
WACHHUND

damit ist eigentlich alles gesagt, in größter klarheit zudem und ohne alle drohung oder hüstelwitz. bei legasthenikern dürfte bereits ein wort genügen.
ich bin für ACHTUNG. und kann (obwohl kein legastheniker) auf den wachhund verzichten.
(zur nachahmung empfohlen.)

Schule des Staunens 18.3

Noch Anfang der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren Blockflöten in Australien nicht erhältlich und mussten importiert werden.Ähnliches wird für hierzulande von Didgeridoos berichtet, die wir uns zu jener Zeit als bei uns noch gänzlich unbekannt vorstellen müssen. Ein wohltuend großes Schweigen also, hier wie dort.

Bis heute ist es ambitionierten Köchen nicht möglich, das schmackhafte Emu-Fleisch nach Europa einzuführen. Ob es demnächst in Großbritannien erhältlich sein wird, werden die Verhandlungen der kommenden Monate zeigen. Emus aber gelten als paradigmatisch blöd, was immer das nun auch in diesem Fall bedeuten bzw. bewirken mag.

Entkommen (17) – jedweder Marter

Viktring, der berühmte Freskensaal: Schweift der Blick (er schweife nicht!) nach oben, so sehen wir, von weißem Stuckputz eingerahmt, schlecht ra- und frisierte, gealterte Athleten mit holzapfelroten Wänglein und ihren wie Trainingsgeräte präsentierten, ihre von Höchster Stelle approbierte Marter bezeugenden Werkzeugen (Sägen, Kreuze in diversen Designs, Schwerter,…), weiters eine Schlange mit den Ohrwaschln eines Llamas, die die Bösen ins Höllenfeuer expediert.
Bitte das alles abhängen! – Es kehrt im Leider-nicht-Trance-Konzert das Konzept der (hegelschen) schlechten Unendlichkeit nur umso schonungsloser hervor.
Wie gut, sich bei den in jeder Hinsicht zweifellos gaanz Braven wissen zu dürfen.

Merke zudem: Die Zeitgemäße Form eines Martyriums ist die einer unverbindlichen Vorausleistung, ohne explizite vorherige Vertragsvereinbarung. Passt die Form (sagen wir zehn ungeplante Mitmärtyrer aufwärts), wird der Inhalt in aller Regel im Nachhinein bereitwilligst approbiert. (Die – möglicherweise bittere – nachgestellte Frage: War’s nicht immer so? … Durch welches wie verkehrt gehaltene Brennglas betrachtet man die Welt und das behauptete Dahinter, Drunter & Drüber!?)

Schule des Staunens 18.2

Einige Thesen/Fakten zu Australien

• In Australien gibt es keine essbaren Pilze.

• Noch Anfang der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren Blockflöten in Australien nicht erhältlich und mussten importiert werden.

• (1) Die Nullarbor-Ebene heißt nicht etwa so wegen der (nur vorgeblich) fehlenden Bäume, sondern weil ein expansionistischer norditalienischer Reisproduzent nach etlichen Versuchen einsehen musste, dass hier kein Risottoreis zu ziehen ist („null‘ Arborio“)
(2) Nein, die Nullarbor-Ebene beherbergt den Highway to Hell (seit Juli 1979)
(3) Ganz baumlos ist Nullarbor-Ebene dann aber doch nicht. Aber völlig reislos. (Womit These 1 bestätigt wäre und die Nullarbor-Ebene der Lüge überführt.)

• Der Emu ist ein blödes Vieh, das versucht, intelligent dreinzuschauen. Hat was. Gelingt aber nicht. (Wir kennen das aus dem veröffentlichten Leben.)

• Das Schnabeltier verfügt über einen betörenden Gesang, ähnlich dem des Schwans. Deswegen wird es im Idio- bzw. Soziolekt der Australoologen (das sind die Australo-Zoologen) umgangssprachlich, jedoch durchaus zärtlich ›cygnus antipodicus‹ genannt. Ihr Standpunkt ist, nebenher gesagt, dass nicht das Schnabeltier als Irrläufer der Evolution zu betrachten sei, sondern der Rest (inklusive dem Biber, wie er im Marchfeldkanal in Wien-Floridsdorf schwimmt – und staut).

• Die erste Begegnung mit einem Schnabeltier markiert einen magischen Wendepunkt auf Charles Darwins Reise zur Erkenntnis: „Glaubt jemand nur seinem eigenen Verstande, könnte er ausrufen: Gewiss müssen hier zwei verschiedene Schöpfer am Werk gewesen sein.“ Indes, was meine erste Sichtung eines Bibers im Marchfeldkanal in Wien-Floridsdorf ausgelöst haben wird, wird dereinst die Nachwelt zu klären haben: Künstler schaffen Arbeitsplätze, über den Tod hinaus…

• Das Schnabeltier wurde auch als Beispiel dafür angeführt, dass Gott Humor (gehabt, pers. Anm.) haben muss.

• Die Schnabeltasse hat ihren Namen vom Schnabeltier – oder umgekehrt. Diese Frage bedürfte einer dringlichen Klärung. Man beachte zudem die Nähe des Schnabeltiers zur Wärmeflasche vulgo Thermophor (Phänotyp): Wir dürfen also von einer wie auch immer der Gesundheit zuträglichen Wirkung des Schnabeltiers ausgehen.

wort des tages


uhudlerengpass
orfon

uhudlerengpass. bereits heute darf prophezeit werden, dass wir es mit dem wort der jahres zu tun haben: non plus ultra.

Schule des Staunens 18.1

Sonntag, 17. Juli 2016, 15.00
Stift Viktring (A), Marienhof
walkabout
ein Vortrag klingender Gedanken aus der Schule des Staunens
völlige Neukonzeption (UA: 2001, Sammlung Essl)
Bertl Mütter, Mut- und Wunderhorn, Vortrag
(garantierter Didgeridooverzicht)

„Schöpfungsmythen der Aborigines berichten von den legendären totemistischen Wesen, die einst in der Traumzeit über den Kontinent wanderten und singend alles benannten, was ihre Wege kreuzte – Vögel, Tiere, Pflanzen, Felsen, Wasserlöcher –, und so die Welt ins Dasein sangen.“
Bruce Chatwin: Traumpfade – The Songlines (1987), aus dem Englischen von Anna Kamp. Frankfurt/M.: Fischer, 1992. (S. 9)

Grundlegend ist die Musik (zu der auch die gesprochene Sprache gehört) mein Werkzeug, um außermusikalische Phänomene zu untersuchen. Diesmal begebe ich mich mit ihr auf einen explizit imaginären Weg, durch Raum und Zeit. Es erklingen (keine gewöhnlichen) Lieder, als akustische Landkarten eines wohlgeplanten – und deshalb ungeahnten – intiatorischen Wegs in den Grauzonen der Wahrnehmung, Pfade, die erst im Traumwandeln real werden – und die zugleich doch in der Tagwelt erfahrbare Auswirkungen haben. Dabei wird Flüchtiges, Unnützes hörbar. (Und was für einen Nutzen hat eigentlich die Musik?)

Auf meinen Wegen trete ich als Subjekt zurück, werde als gewissermaßen Dritte Person zum Kommentator einer Reise ins Unbekannte, Geahnte.

Traumpfade als Gehörgänge, Lebensknoten. Zu einem (welchem?) Goldenen Zeitalter?

Grundprinzip sei, die Dinge in Bewegung zu halten. Spazieren also, nicht eilen und schon gar nicht hetzen, zwischen den vielfältigsten Assoziationsangeboten pendeln: jaywalking (›Eine Straße regelwidrig, unachtsam bzw. rücksichtslos überqueren und dabei sich selbst und/oder andere gefährden.‹): JAYWALKABOUT. Jeder trombonophile Jazzmusiker weiß es sogleich: Jedem Jay sein Kai; auf die zu begründende Dichotomie ›Blockflöte – Pilze‹ übertragen heißt das: Was es nicht alles nicht gibt, (nicht nur) in australis. Und jedes Meer war seit eh und je von einer Landmasse umgeben; neueste Ausnahme-Erkenntnisse bestätigen lediglich diese Regel. Wie ja auch nicht das Schnabelteier als Irrläufer (eig.: -schwimmer) in Gottes Evolution zu betrachten ist, sondern der Rest im Verhältnis zu diesem: „Wir wollen es, das Schnabeltier!“, bekennt Robert Gernhardt, und wer wollte da widersprechen, wie wortgewaltig gar?

Zwischenfrage u.a. ans Brucknerorchester

Warum klingt bei Symphonieorchestern, die (oder deren angloamerikanische Firigenten) Jazz spielen wollen müssen, das Schlagzeug immer nach Schuhschachtel? Und das Saxophonsolo maximal wie Jaggerty Sax? Aber voll echt Jäzz und authentisch.

Merke: Der Blues ist in the shoes, not in the box.

weiß nicht

Latte – Der goldene Kuhsaft aus der Natur – ja! Natürlich.
LKW-Aufschrift (hinten)

Noch besser geht’s wirklich nimmer: Wenn sie einen mit dieser Summe an Ergüssen beschriebenen LKW (rumänisches Kennzeichen) antreffen, ihn gar auf der Autobahn überholen (seitlich kauert ein über und über mit weißer Creme beschmiertes, verwegen dreinschauendes und zu zumindest fünf Sechstel nackiges sog. Junges Ding), grüßen sie ihn (meinetwegen gerne auch es) von mir.

Ich indes steige endgültig um auf Härteres, weiß aber nicht, ob es das nun noch geben kann.

nicht leicht

laster verlor 40 tonnen sägespäne
orfon

das wiederauffinden verlorener sägespäne gehört zu den aufwendigsten arbeiten, die man sich vorstellen kann. knifflig, nachgerade.

Entkommen (16) – Flucht, konkret

Flucht.
5.
Der Fliehende sucht durch Orakel zu erfahren, wie seine Flucht verläuft. Begegnet ihm eine Fledermaus, dann ist es ein gutes Zeichen; denn sie fliegt ohne Federn. Der Sperling dagegen ist ein böses Vorzeichen; denn während er vor dem Habicht flieht, fliegt er der Eule entgegen.

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 2 (C.M.B. – Frautragen), Sp. 1657. [vergriffen, aber nicht obsolet]

hois!

spaziergänger zog frauerl und pudel aus der trattnach
oberösterreichische nachrichten

das ist eine sehr löbliche tat, danke, lieber spaziergänger! vor allem auch für die zusätzliche errettung des nach jahrzehnten der schmähung sich glücklicherweise wieder hoher beliebtheit erfreuenden paradefrisurtiers, in oberösterreich liebevoll bul genannt, man rief es früher meist bläkki oder birga. danke, weil was wäre ein frauerl (oö: fraual) ohne bul? und, vor allem, in welchem wie aufgeladenen abhängigkeitsverhältnis stünde dann der (zumeist arglose) spaziergänger?

Entkommen (15) – Flucht, konkret

Flucht. 
3.  Besteht auf einer wirklichen Flucht die Gefahr, dass der Verfolger den Fliehenden erreicht, dann braucht dieser nur Dinge wie Spiegel, Kamm, Bürste oder was er sonst bei sich trägt, hinter sich zu werfen. Diese verwandeln sich nämlich auf magische Weise in Berge, Wälder, Seen, die den Verfolger hemmen. Diese sog. „magische Flucht“ ist ein Märchenmotiv, das über die ganze Welt verbreitet ist. Von deutschen Märchen seien erwähnt: Fundevogel, Wassernix, Liebster Roland, Königskinder. Eine magische Flucht ist auch der Zug der Israeliten durch das Schilfmeer; zu dieser Geschichte findet sich eine genaue Parallele in einem Märchen der Wadschagga am Kilimandscharo. – Ursprünglich verwandeln sich nicht die ausgeworfenen Gegenstände; sondern der Verfolger wird dadurch gehemmt, dass er sie aufnimmt und sich mit ihnen beschäftigt.

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band 2 (C.M.B. – Frautragen), Sp. 1655. [vergriffen, aber nicht obsolet]

kehrvers

es gibt veranstaltungen, wo einen allein der besuch schon zum zweifelsfrei guten menschen adelt: wir stellen unsere weltumarmung aus und klatschen auf 1 und 3 (aber ganz anders als die dumpfen schunkelklatscher) bei diesen functional sounds mit. zur herstellung einer solchen synkretistischen musik nehme man: bissl alpin, bissl rock mit stromgitarre, bissl flügelhornjäzz, bissl flamencogefudle. was herauskommt und uns sowas von gut schmeckt, ist sich als vegane büffelmozzarella gerierender analogkäse zum hören. eine art musik, die man opportunistisch nennen muss, und herbert pixner ist ihr prophet.

da ist alles falsch: glatt ist verkehrt.

Entkommen (14) – Sammeln

Sammeln. Der Versuch, mit einer selbstgemachten Welt jener Welt, in der wir leben, die Stirn zu bieten. Die Bestandteile, aus denen der Sammler seine Welt zimmert, sind aus der Lebenswelt gestohlen, ihrer angestammten Funktion beraubt, aber als ehemalige Weltbestandteile dennoch Zeugen dafür, dass sich der Sammler nicht restlos von dieser Welt verabschiedet hat (an der er ohnehin in der einen oder anderen Form noch teilhaben musss). Das Exil der Sammlung ist kein vollständiger Auszug aus der Welt und keine vollständige Aufkündigung des Weltvertrauens. Sammeln bedeutet, sich die beste der einem selbst möglichen Welten zu erschaffen.

Andreas Urs Sommer: Die Kunst, selber zu denken. Ein philosophischer Dictionnaire. Frankfurt/M: Eichborn, 2002 (S. 227f).

Entkommen (13) – Abheben

Merke jedoch (Berthold Buntspecht spricht):
„Wir dürfen den Ast, auf dem wir sitzen, erst ab-
sägen, wenn wir fliegen können.“
Robert Gernhardt

Schule des Staunens 17.3

Ich habe die Nase allmählich voll mit den Wiener Zuständen. In letzter Zeit habe ich besonders ekelerregende Erfahrungen gemacht (…), ich neige sonst nicht zur Paranoia, doch werde, falls ich in Wien bleibe, allmählich einem Verfolgungswahn zum Opfer fallen, ich denke allmählich ernst darüber nach, anderswohin zu ziehen, nach Deutschland oder nach Skandinavien, denn man kann nicht ewig in einem resonanzlosen, ja schalltoten Raum leben und arbeiten, das wirkt verstummend und verstümmelnd auf die Arbeit zurück, doch genug vom Nörgeln.
György Ligeti, Brief an Harald Kaufmann, 4.1.1968.

(Aus meinem Manuskript zur Schule des Staunens vom 11.6.2016. Wird auf Nachfrage gern als .pdf zugesandt.)

Schule des Staunens 17.2

Eine ausgewogene Zufriedenheit (nicht zu verwechseln mit Friedhofsruhe, wo jede Individualität zurechtgeschoren wird) schien als Wolke im Saal zu stehen und verblieb, lange noch. Die Kombination Ligeti – Purcell, in wohltuend applausloser Abfolge dargebracht, erwies sich als kunstvoll austarierte Einheit. Die (gewissermaßen) totalen (nicht: totalitären!) Klänge Ligetis wurden durch die stille Innigkeit Purcells gefasst, ermöglichten zwischendurch ein Zurechtrücken der Organe, Magnetisierung, bevor es wieder (man verzeihe das abgegriffene Bild) hinausging ins All. Wobei »San Francisco Polyphony« (1973/74) mir fast wie eine imaginäre 37. Symphonie Mahlers erscheinen musste bzw. durfte.

Nach meinem Zwischenspiel sprach mich eine von einem Herrn begleitete Dame mit einem Akzent, der mir ungarisch vorkommen musste, an. Ob das ich sei, der den Text in der Ankündigung verfasst habe, diese Worte über Ligetis Grab am Wiener Zentralfriedhof? – Ja, der sei von mir. – »Ich danke Ihnen vielmals, das hat noch keiner in aller Kürze so zutreffend gesagt. Es trifft genau unsere Absichten: Wir sind nämlich die Architekten1

Was jedoch die bestürzend rückstandslose Kraftmeierei von »Ein Heldenleben« mit der innigen Intensität zuvor zu schaffen haben könnte, hat sich leider nicht erschlossen: Es bleibt einem nach dieser aufwendigen (und höchstvergeblichen) Demonstration vorgeblicher Stärke eine Art verkaterter Nachgeschmack in den Ohren. Natürlich, ein tourendes Orchester (eines vom Rang der Bamberger gar) möchte seine Brillianz vorführen, und was hat man auch dagegen aufzubringen, wenn es der Chefdirigent im vorletzten Konzert seiner Amtszeit noch einmal so richtig krachen lassen will. Ob das aber nicht auch mit feinstofflicheren Klängen möglich wäre (sagen wir Bartóks – oder Lutosławskis – »Konzert für Orchester«, oder etwa Janáček, Martinů, Hartmann,…), muss als ratlos gestellte Frage im Raum stehen bleiben. Die keinesfalls konfliktfreie und doch seltsam wohlige Wolke im ersten Teil war da von ganz anderer, kathartischer Qualität. Aber vielleicht muss es so sein: Vergegenwärtigen wir uns die Situation am Zentralfriedhof, wo in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ligetis Grab protzig-dominant ein theatralisch verdeckter Stutzflügel aus fettem Marmor (samt Blechrose) an Udo Jürgens erinnern soll, Nummer 1A, was sonst. Der schlichte Glasmonolith für Ligeti spricht da eine ganz andere Sprache, eine die sich mitteilt, dialogisch: Es gilt weiter zu hören.

Mit den Menschen, die zu meinem Nachspiel gefunden haben, durfte ich die gemeinsame Imagination allergrößter Musik erleben.

Danke allen Ermöglichern.
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NB: Meine Manuskripte zur Schule des Staunens (.pdf) gibt’s gern auf Nachfrage.

Lokalwechsel

Mense Maio wird nahezu täglich in diesem praktisch beim Traumschloss gelegenen Hotel Traumhochzeit gefeiert, gestern waren Ina und Ulf dran. Am für diesen Teil des Landes wohl verrucht späten Morgen (9.30!), da man die gestern noch als Chiffonbonbon drapierte Braut zum Glück aller nur noch an ihrer Liebenswürdigkeit erkennt, wird beim Frühstücksbuffet halblaut gewitzelt, wobei die Redehand leicht ein- und auswärts fächelnde Bewegungen vollführt, es muss etwas Geheimes, Schelmisches bedeuten, alles streng im Spaß, den ein jeder versteht. Wo sich der Bräutigam befindet, ist indes noch unklar: Man wird ihn finden.

Weit, sehr weit weg, wenn er Mumm hat.

ganz ungezwungen

auch im vierten durchgang hielt der serbe murray ständig am laufen und zwang den weltranglistenzweiten zu unerzwungenen fehlern
orfon

jetzt wirds, wie stets in der hiesigen sportpublizistik, philosophisch. und als von grundauf philosophischste aller menschengattungen (österreicher) jubilieren wir, als hätte unser thiem gewonnen, weil wir nunmehr über eine (zusätzliche) generalausrede verfügen, die sich bestens und von selbst in unser stets selbstmitleidbereites sein integriert: „was hätte ich machen sollen, er (sie, die welt insgesamt) hat mich beständig zu unerzwungenen fehlern gezwungen!“ als zusätzlicher trost bleibet die zusicherung, damit zum weltranglistenzweiten aufzusteigen. so können wir zudem unseren dackelblick behalten und steigen damit (bei uns) zur position „erster der herzen“ auf. davon kann uns keiner mehr verdrängen, und wenn, dann nur mit dem aufzwingen unerzwungener fehler.
weiterhin gilt: ein jeder hat das recht, jene fehler zu machen, die er für richtig hält.

Schule des Staunens 17.1

Samstag, 11. Juni 2016, 19.30
Wiener Konzerthaus (A)
, Wotruba-Salon – Pause und nach dem Konzert*
Schule des Staunens Zwischen– und Nachspiel
György Ligeti und Harald Kaufmann
Über die Möglichkeit der Freundschaft von Wissenschaft und Kunst
Bertl Mütter, Vortrag und Posaune

Ligetis Grab am Wiener Zentralfriedhof ist von einer unsentimentalischen Schlichtheit und erscheint – wie jenes von Franz West – wohltuend dem Leben zugewandt. Unbeholfen unter fettem Marmor verdeckte Konzertflügel können das kaum: Künstler brauchen Menschen, die ihnen wesentliche Fragen stellen.
Hier geht es um György Ligeti und Harald Kaufmann, seinen engsten Freund nach der Emigration aus Ungarn. Beide haben sie jenen gekrümmten Blick, damit das Detail dran hängenbleibt (Jules Renard).
Was für ein Glück.

http://www.viennatouristguide.at/Friedhoefe/Zentralfriedhof/Index_33_G/Bilder_33G/west_s0a.jpg

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*Das Konzert, auf das sich meine staunenden Überlegungen beziehen, beginnt um 19.30 im Großen Saal.

Interpreten

Bamberger Symphoniker–Bayerische Staatsphilharmonie, Orchester
Hille Perl, Frauke Hess, Julia Vetö, Christian Heim, Violae da Gamba
Jonathan Nott, Dirigent

Programm
György Ligeti
Atmosphà¨res (1961)
Lontano (1967)
San Francisco Polyphony (1973-1974)

– jeweils im Wechsel mit –
Henry Purcell
Vierstimmige Fantasien für Streicher (1680)
***
Richard Strauss
Ein Heldenleben. Tondichtung für großes Orchester op. 40 (1898)

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NB: Meine Manuskripte zur Schule des Staunens schicke ich Ihnen auf Nachfrage gern als .pdf zu.

zum hadern

christliche araberin ist israels schönste transsexuelle
orfon

das sitzt. oder, anders ausgedrückt: was ist jetzt bitte mit den zuckerkranken kurden?

datenschutz ist personenschutz

„wolle sie mir ihre zimmenumme gebe?“ fragt die gezielt auf mich zustechende dame beim frühstück diskret und, so will es scheinen, mit einem aufgeräumten blinzeln. was ich sogleich entrüstet von mir weise, außerdem komme ich heute nacht wirklich erst sehr spät nach hause, und da will ich bitte schlafen.
sag ich natürlich nicht und murmle, so neutral-freundlich mir in aller früh zu gebote steht, meine zahl (die ich hier nicht verraten möchte).

wieviel?

das hotel ist nahe am schlosspark. das zimmer nummer 319, zweites obergeschoß, wurde von einem fräulein (mrs.) kaninchen gereinigt. ich kann mir nicht vorstellen, wieviele tonnen handtücher tag für tag in den hotels nicht nur dieser welt völlig unnötig gewaschen werden. für fragen, wünsche oder anregungen wende ich mich bitte an die rezeption.

ominös

im fond. die herren wollen, voll lauterster absicht, charmant sein und bedanken sich bei der fahrerin. man sei sehr zufrieden, seitens der veranstaltenden festspiele eine derart nette und kompetente chauffeuse geschickt bekommen zu haben. freundlich und wirsch (keinesfalls unwirsch) werden wir belehrt, dass man das [öse]-wort, in deutschland, nicht mehr gebrauchen darf, sonst (…), weder chauff noch fris, und schon garnicht mass. als im französischen angelernt-alertem muss einem sowas weh tun, aber was soll’s. an einer hydrantin steigen wir, leicht betropezt, aus. jedoch – damit es gesagt ist –, wenn es auch weniger ungesund ist, als es aufs erste scheinen mag: eine frittörin kommt mir bitte nicht ins haus!

Schule des Staunens 16.4

Unter allen nur unzureichbar interpretierbaren Komponisten erscheint Schubert als der unerreichbarste: Artur Schnabel, gewissermaßen der Entdecker (der An-den-Tag-Bringer) der Schubert-Sonaten, wusste darum und nannte sie »Kompositionen, die besser sind, als man sie aufführen kann.«

Glenn Gould, dieser tragische Hyper-Perfektionist (denken wir nur an seine Tonbandschnipseleien), hat überhaupt keinen Schubert aufgenommen: Lediglich in einer kanadischen Fernseh-Dokumentation aus dem Jahre 1959 (»Glenn Gould Off the Record«) findet sich eine Perikope von lediglich 47 Sekunden, da spielt und singt er in seinem Landhaus, nachdem er seinem Gesprächspartner die rhetorische Frage »Is this shy music?« gestellt hat, den Anfang des ersten Satzes von Schuberts 5. Symphonie in Bb-Dur an, wobei er recht recht unbekümmert in die Tasten greift, auch in den Gatsch, wie wir sagen. – Tut das gut, Imperfektes, mithin Menschliches (jenseits der bekannten, gepflegten Marotten und Exzentritäten) von so einem musikalischen Erzengel miterleben zu dürfen: Das entdiminuisiert unsereins! Und: Ist’s auch das Einzige, was wir von Gould über Schubert haben, so hat er doch in dieser rhetorischen Frage ganz gut den Kern der Angelegenheit getroffen. Sowas kann auch nicht ein jeder. In den Kommentaren, wie sie auf youtube üblich sind, sehnt sich ein Gould-Fan aus New York City an diesen geweihten Ort, möchte unverzüglich aufbrechen, bremst sich allerdings gleich wieder ein, indem er mit befremdlicher Gewissheit mutmaßt, dass sich dort wohl inzwischen, wie überall auf der Welt, alles zum Schlechteren verändert haben dürfte. (Muss wohl Wiener Vorfahren haben, wenn er derart ansatzlos zu måtschkern in der Lage ist.) Dem Kommentar wird mit schlagend-affirmativem amerikanischen Optimismus gekontert: »As long as you idealize the past the present will always disappoint.«

Auch Friedrich Gulda hat sich bei Schubert merklich zurückgehalten, angeblich, weil er sich vor der seiner Musik innewohnenden suizidalen Tendenzen bewahren wollte: »Mein Verhältnis zu Schubert ist bis heute eines von äußerster Zurückhaltung und Scheu, ja geradezu Furcht. (… ) Von dieser (…) zutiefst wienerischen Schubertschen Grundstimmung angesteckt zu werden, empfand und empfinde ich bis heute als existenzielle Gefährdung. Mich in sie heineinfallen zu lassen, wie es ja eine ernstzunehmende Interpretation erfordert; als Urwiener um diese Schubert’schen Abgründe wissend mich ihnen gänzlich hinzugeben; das eben erzeugt bei mir erwähnte Scheu, Zurückhaltung und Furcht.« Auf Wienerisch sagte er es dem ORF-Produzenten Gottfried Kraus eines Novemberabends in den späten Achtziger Jahren auf der Straße so: »Då kaun i mi jå glei umbringan.«

(Aus meinem Manuskript zur Schule des Staunens vom 19.5.2016. Wird auf Nachfrage gern als .pdf zugesandt.)

Schule des Staunens 16.3

Wir befinden uns inmitten einer Konzertreihe, die sich der zyklischen Aufführung einer Werkgruppe widmet. Ob es bei großen Kunstwerken so sein kann wie bei den in der Populärwissenschaft so beliebten Stammzellen? Dass eine einzelne Zelle über die Information(en) des gesamten Organismus verfügt, sodass sich daraus sogar alles rekonstruieren lässt? – Aber wir können doch immer nur das eben erklingende Musikstück hören. Wie setzt sich das nun in uns zu einem Großen Ganzen zusammen? (Hier: Schubertharz.)

Jetzt. Was wäre sowas? Wie kann man die Schubert-Empfindung – und das ist eine sehr spezielle Empfindung – dingfest machen, ohne sie ihres Zaubers zu berauben oder gar sie zu zerstören? Wie machen das Meeresbiologen, wenn sie so eine fragile Qualle herausnehmen? Als Kinder sind wir gescheitert, im Sand von Cà orle waren sie nur noch eine glibbrige Masse, eklig, und keinesfalls die Essenz, das Quallenhafte der Qualle (würde Heidegger sagen). Antonius von Padua, dem wortgewandten (vermutlich hat er bei seiner völlig unnötigen Fischpredigt auch den Quallen von den Freuden des Himmels erzählt), diesem Wortgewandten, soll seinerzeit Franziskus persönlich gestattet haben, den Brüdern theologische Vorlesungen zu halten, „wenn du nur nicht durch dieses Studium den Geist des Gebetes und der Hingabe auslöschest“. Was, nebenbei, der Nutzen einer Vogelpredigt, wie sie Franziskus gehalten hat, sein soll, erschließt sich mir genausowenig wie die fischige Variante. Unwillkürlich fällt mir dazu E. M. Ciorans Exercise nà©gatif „Unbrauchbarer sein als ein Heiliger“ ein. … Natürlich benötigen wir das Unbrauchbare, sonst würden wir uns ja nicht hier im Wiener Konzerthaus versammeln: Es ist noch mit keiner Musik irgendwo ein Nagel eingeschlagen worden. Zu Musik, das ja, wir haben es schon im Kindergarten gelernt: „Wer will fleißige Handwerker seh’n“ (…), das Urbild des Workin‘ Songs gewissermaßen…

Ich schließe jetzt den hier aufgerissenen Bogen nicht zu einem Kreis, lasse ihn Fragment bleiben – und verwende die Gelegenheit gleich zu einem Plädoyer fürs bedingungslose Fragment, dafür, dass wir, bedingungslos, fragmentarisch bleiben dürfen: Jeder Kreis wird in dem Moment uninteressant, da er sich schließt, ist ähnlich sinnentleert wie ein gelöstes Kreuzworträtsel (in dem die Fragen und also die lösungsbegabte Genialität ihrer Entschlüssler nicht aufscheinen) oder ein neunmalneunmalkluges Zahlenraster vulgo Sudoku: nichts als sinnentleerte Ziffern, mit null Fehlern noch dazu, zum Gähnen!

(Aus meinem Manuskript zur Schule des Staunens vom 19.5.2016. Wird auf Nachfrage gern als .pdf zugesandt.)

Schule des Staunens 16.2

Am Abend ist fast immer Vorstellung, und ich habe wohl kaum mehr zu steigernde Erfolge. Komme ich spät nachts von Banketten, aus wissenschaftlichen Gesellschaften, aus gemütlichem Beisammensein nach Hause, erwartet mich eine kleine halbdressierte Schimpansin, und ich lasse es mir nach Affenart bei ihr wohlgehen. Bei Tag will ich sie nicht sehen; sie hat nämlich den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick; das erkenne nur ich, und ich kann es nicht ertragen.
(Franz Kafka: Ein Bericht für eine Akademie)

Stellen Sie sich vor, Rudolf Buchbinder kommt zum letzten Schlussapplaus heraus, aber statt dass er sich noch einmal nonchalant verbeugt, begrüßt er den Konzertmeister, sie setzten sich nieder, und dann fängt er doch tatsächlich wieder mit dem 1. Beethoven-Klavierkonzert an. Und niemand kratzt es, COMPLETE RESET. (Wobei, ihm könnte man das irgendwie ja zutrauen.) Wie auch immer, lassen Sie uns heute im Kreis gehen. Diese Woche läuft im Radiokolleg auf Ö1 die Serie »Leben im Loop. Die Kraft der Wiederholung.«, gestaltet, von – nomen est omen – Thomas Mießgang. Hier (hic et nunc) befinden wir uns inmitten einer Konzertreihe, die sich der zyklischen Aufführung einer Werkgruppe widmet, dieser Kreis is about to close, … warte nur, balde. Im verdienstvoll gestalteten und kundig ausformulierten Programmheft – die meisten von Ihnen besitzten es wohl bereits seit dem ersten Konzert des Zyklus, zehn Tage und 187 Jahre nach Schuberts Tod,

Geht es Ihnen eigentlich auch so wie mir, dass Sie an jedem 19. November unwillkürlich Schuberts gedenken, am 31. Jänner (seinem Geburtstag) aber eher nicht? Merkwürdig. Woran das wohl liegen mag? (Ich werde später eine mögliche Antwort einflechten, ohne dann jedoch direkt darauf zu verweisen.) Vielleicht sollte man, analog zur Salzburger Institution der Mozartwoche um Mozarts Geburtstag 4 Tage zuvor, auch so etwas ähnliches einrichten, was weiß ich, eine im Sinn der Unsinnsgesellschaft abzuhaltende Rodelpartie* (oder, je nach den meteorologischen Gebenheiten, Draisinenfahrt) am Himmelpfortgrund? … Der 19., der muss für Schubertianer – Schubertianer, das gefällt mir Wagner-bedingt nicht so sehr, aber wie sagt man … Schubertiner? … Schubertisten? Oder Schubertler? … Jawohl, Schubertler, das gefällt mir … nun denn – der 19. also muss für Schubertler wohl das sein, was für passionierte Marienverehrer (hier verzichte ich auf eine Schubert-analoge Erörterung des Begriffs) der 13. eines jeden Monats ist. Es ist also ein koinzidentes, sinnfälliges Glück, dass wir diese Schule des Staunens an einem 19. begehen, dem 19. Mai: Heute in einem halben Jahr versammeln wir uns dann gedanklich in der Kettenbrückengasse bei Schuberts Sterbehaus.

(Aus meinem Manuskript zur Schule des Staunens vom 19.5.2016. Wird auf Nachfrage gern als .pdf zugesandt.)

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*In H.C. Artmanns wos an weana olas en s gmiad ged: (1959) wird neben »a schas med quastln« (…) »a söbstbinda zun aufhenkn« (…) und »en mozat sei notnschdenda« auch »a rodlbadii met dode« genannt.

Entkommen (12) – Ins virtuelle Planschbecken

(Eingabe)
doktor wassers rezept

(Ergebnisse)
Doktor Wassers Rezept: Roman
von Lars Gustafsson

Weitere Treffer für „doktor wassers rezept“ in Alle Produktkategorien
Hasbro A4053100 – Dr. Bibber – Edition 2013
von Hasbro

Einweg Spritzbeutel – Spritzbeutel 100 Stück 15 Zoll Set
Spritztüten für Spritztüllen
By SveBake

Was für ein stümperhafter Assoziator man doch als Künstler ist!, betrachtet man die so nützlichen Vorschläge, die einem das cookie-gefütterte Internet macht, etwa beim – stets ausschließlich zu Recherchezwecken aufgesuchten – Universalhändler Amazon.
Annähernd so etwas ähnliches bringe mir einmal meine (grundsätzlich hochgeschätzte) Buchhandlung zusammen: das nächste Mal frage ich nach so Einweg Spritzbeuteln, und wehe, sie bieten mir nicht Lars Gustafsson an (egal, welches Buch, da will ich großzügig sein).

welterbe nachtzug

herzig sind sie, die frisch geschlupften schildkroten! jedoch, man kann die schwierigkeiten, die es zu überwinden galt, bis die frohe meldung hinausgegeben werden konnte, allein schon daran erahnen, wie schwer es einem fällt, den korrekten terminus für diese zoologische artenbewahrungssensation aufs erste anschauen auch nur mit den augen fehlerfrei zu erfassen, vom lauten aussprechen ist da noch gar nicht die red‘.
bereit? alstern.
1
2
3
:
welterstnachzucht!

Schule des Staunens 16.1

Donnerstag, 19. Mai 2016, 19.30
Wiener Konzerthaus (A)
, Wotruba-Salon – Pause und nach dem Konzert*
Schule des StaunensZwischen– und Nachspiel
Komplett im Fragment – Fragment im Ganzen

Eine Hörbriefmarkensammlung
Bertl Mütter, Vortrag und Posaune

Wir befinden uns inmitten einer Konzertreihe, die sich der zyklischen Aufführung einer Werkgruppe widmet. Ob es bei großen Kunstwerken so sein kann wie bei den in der Populärwissenschaft so beliebten Stammzellen? Dass eine einzelne Zelle über die Information(en) des gesamten Organismus verfügt, sodass sich daraus sogar alles rekonstruieren lässt? – Aber wir können doch immer nur das eben erklingende Musikstück hören. Wie setzt sich das nun in uns zu einem Großen Ganzen zusammen? (Hier: Schubertharz.)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b6/Moritz_von_Schwind_Schubertiade.jpg
Moritz von Schwind: Schubertiade, 1868 aus der Erinnerung gezeichnet [wikipedia]

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*Das Konzert, auf das sich meine staunenden Überlegungen beziehen, beginnt um 19.30 im Mozart-Saal.

Interpretin

Elisabeth Leonskaja, Klavier

Programm
Franz Schubert
Sonate Es-Dur D 568
 (1817)
Sonate a-moll D 784
 (1823)
***
Sonate A-Dur D 959 (1828)

altius

hut ab: die vokalistin der ambitionierten lokalen jäzzband demonstrierte auf eindrückliche weise, wie garnichtleicht das richtige intonieren bekannterer wie auch weniger bekannter songs ist. es ist wie beim fußball: knapp daneben tut mehr weh als weit drüber. oder drunter, aber das gibts beim fußball zu aller größtem glück ja nicht. tja, leider nur beim fußball.
trotzdem: alle achtung, hämelos.

etwas verfrüht

eine tinktur aus seidenfibroin, entwickelt von us-biomedizintechnikern, könnte in zukunft verderbliches obst länger haltbar machen. der von wissenschaftern um fiorenzo omenetto von der tufts-university in medford bei boston entwickelte, extrem dünne überzug aus seidenproteinen soll früchte ohne kühlung länger als eine woche frisch halten, ergaben laborexperimente. ob das auf diese weise behandelte obst hinterher auch noch schmeckt, bleibt eine offene frage.
derstandard.at

there goes a brave man
deadly joke, monty python’s flying circus

obige agenturmeldung erscheint nun doch etwas verfrüht, und zwar aus zweierlei gründen. zum einen ist, pardon, die erdbeerzeit noch nicht angebrochen, wird doch gegenwärtig erst einmal der spargel zelebriert. der zweite grund ist von substanziellerer art: rein die ankündigung, etwas solle länger als eine woche nach beginn des untersuchungszeitraums auf eine wie immer erhoffte weise beschaffen sein, kann doch nicht ausreichen, so eine meldung gleich einmal, zur sicherheit, über den atlantik zu schicken. hätte man doch zumindest diese gute woche abwarten können, die dann – wohl völlig verfaulten – aromatischen sammelnüsse in einem von unerschrockenen forschern aufopfernd der menschheit dargebrachten selbstversuch verkosten, eine gründliche mundspülung mit einem tadellosem klaren vornehmen und dann den bericht schreiben können, dass, überzieht man erdbeeren mit einer tinktur aus seidenfibroin, diese tadellos verfaulen und den gewohnt ekeligen geschmack auch tatsächlich liefern, womit der beweis erbracht worden wäre, ein großer schritt für die menschheit.
so also warten wir gespannt auf das ergebnis. bitte aber nicht vor einer woche nach anfang der erdbeerzeit, s’ist eh nicht mehr weit.

samt bindestrich

in mäder (vorarlberg) ist das schulheim vorsorglich bis kommenden mittwoch geschlossen worden. grund dafür sei die erkrankung von fünf kindern und vier beschäftigten an einer bindehautentzündung.
orfon

mäderl, mäderl! nun denn, nehmen wir also aufstellung: (kind 1) – (beschäftigte/r 1) – (kind 2) – (beschäftigte/r 2) – (kind 3) – (beschäftigte/r 3) – (kind 4) – (beschäftigte/r 4) – (kind 5). danke, sehrschön.
verbindehaut, kommunizierende gefäße, alles im blick.
es gilt, wie stets: gemeinsam schaffen wir das!

tötet codo

passiv das kunstradio weiterlaufen gelassen. unwillkürlich schießt mir „e. du vampir!“ durch den kopf. das waren doch auch, fällt mir ein, die allerersten, noch unverbalisierten gedanken, wie wir das erste mal miteinander zu tun hatten, ein heftig-flaues gefühl der unstimmigkeit. (hernach musste ich kotzen, konnte es mir, an sich mit einem robusten magen ausgestattet, damals nicht erklären. )
man soll auf seine innere stimme hören, sie, ja, wichtig nehmen. alles andere erledigt sich im wege karmatischer abläufe, darf man vertrauen, wenn man auch gewisse entwicklungen niemandem wünschen würde, selbst einem ansatzlos bauchstechenden, durch verschlossene zähne bitzelnden rumpelstilz* (samt philanthropischer fabrikantenfamilie) nicht: triumphe über untote können kein lebendiges herz erfreuen. was wäre das denn auch, so ein triumph, kann es denn überhaupt um sowas gehen?
vampire, vampire braucht man lediglich nicht wichtig zu nehmen, dann zerstieben sie von selber.

[anm.: die überschrift ist ein zitat, kein aufruf.]

____________________

* ein diminuitiv kann es in diesem fall nicht geben.

aufgeblasen

indonesien: vermeintlicher „himmelsengel“ war sexpuppe
derstandard.at

genau so funktioniert es, nicht nur auf entlegenen indonesischen inseln: seit jeher wird unbekanntes, uneinordenbares den göttern zugeschrieben, und die religion (singularplural) macht sich diesen derart wohlgenährten glauben für die eigenen ziele dienlich.
standard-leser cicero22 kommentiert es von der maschekseite: „ein (weiterer) herber rückschlag für religiöse narrative.“
beruhigend beunruhigend.

Entkommen (11) – In den Strudel

Sich – zum (erhofften) Wohle der Mensch- oder Gottheit – selbst um einem von niemandem anderen gestellte Probleme anzunehmen, vertrackte zumal, ja unlösbare, möglicherweise erst durch ihre Erfindung erstehende Ungeheuerlichkeiten, sowas nenne ich Entkommen in seiner edelsten Art.
Ein Dreifach Hoch dem Don Quixote de la Mancha!

nicht unversucht

der vor kurzem gestorbene us-popstar prince sollte sich nach einem medienbericht von einem auf arzneimittelabhängigkeit spezialisierten experten behandeln lassen.
orfon

dafür bin ich bitte auch! die devise laute, zu jeder zeit: nur nicht aufgeben, niemanden, niemals!, weil vielleicht kann man ja wirklich noch was machen: gerade die moderne amerikanische medizin mit ihren so mächtigen pharmaunternehmen vollbringt immer wieder schier wunder.
die frage muss jedoch erlaubt sein, ob denn ein – woran immer – verewigter noch an arzneimittelabhängikeit zu leiden imstande, bzw., adäquater formuliert, in der lage sein kann. umso mehr, wenn man lediglich noch den inhalt einer urne zu behandeln hätte. mit welchen medikamenten (nur die teuersten, allerbesten), diese frage erscheint einem dabei fast nebensächlich.
ist es aber nicht.

praterpolitik

„bewegen wir wien“ haben die sozialdemokraten am ersten mai am riesenrad affichiert. was für eine prekäre stillstandsmetapher. immerhin, sie drehen nicht vollends durch, beim tempo des riesenrads kann man, selbst bei übelstem willen, nicht von einem rasenden stillstand reden. weitere taugliche fahrgeschäfte zur verdeutlichung des zustands einer partei wären noch tagada (das hopsende karussell), sowie diverse bumerangs und supermänner – wünschen wird man sich wohl noch was dürfen.
die övp indes, sie sitzt im blumenrad, und in den geisterbahnen spukt es, frage nicht.

Entkommen (10) – Abschaffen!

Es reicht nicht, dass es reicht: Bettelverbote, so muss leider immer öfter berichtet werden, bringen nicht genug in unseren schön sauber herausgeputzten Städten. Wir sollten das österreichisch (unseren Werten gemäß) lösen: Registrierkassenpflicht, Bodenbenützungsgebühr, überhaupt eine fette Steuer auf sichtbargemachte Armut. In einem weiteren Schritt werde das Armsein per Noterlass verboten (europaweit samt angrenzenden Drittstaaten), und da reden wir jetzt noch gar nicht von den Menschen auf der Flucht: Wir haben schon so viel getan, da kommt halt einmal der Punkt, wo es, beim besten Willen, nimmer geht.
Aber geh, es reicht, für alle.

Entkommen (9) – Prinzenwetter

Wir wissen: Für Grießnockerl benötigt man (braucht es, heißt es in der Schweiz, aber da gibts keine Grießnockerl) Nockerlgrieß. Und hoch droben, in den Wolken, da wartet der Schauergraupel auf seinen Einsatz im Graupelschauer, unten warten indes die Hobbymeteorologen, die Graupelschauerschauer, und wären sie oben in den Lüften (in cÅ“lis), so wären dieselben Graupelschauerschauer Schauergraupel- – nein, nicht -schauer, sondern Schauergraupelbetrachter, so geht die unabdingbare, die Regel bestätigende Ausnahme, jaja, Sometimes It Graupels In April.

Merke: Kunstwerke generieren Regeln. Regeln haben noch nie ein Kunstwerk hervorgebracht. (D’aprà¨s Achille-Claude Debussy)

kholrabenbunt

ich bin ein bunter schwarzer
andreas khol, 2016

ich weiß, die überschrift ist eine billige pointe. aber umgekehrt: was darf man bitte von einem kandidat khol erwarten, der so allzu durchschaubar im braunen sumpf fischen gehen will, österreich etwa als erstes naziopfer reinstituieren will, eh nur dreißig jahre nach waldheim? da der vogel khol ein öffentliches amt anstrebt, nutzt es da nichts, wenn er privat eh hochgebildet und glaubwürdig tolerant ist, ja sogar kulturell als durchaus aufgeschlossen gelten kann.

indes, zur versöhnung bleibet uns sein spruch, den er ungefähr in der mitte der seither vergangenen ären ins treffen führte, welcher seinerzeit auch bei mir posauniste mitten ins herz getroffen hat: „wer das klarinettenspiel lernt, wird nicht drogensüchtig.“
da bin ich bitte voll dabei. dass ich ihn darob wählen könnte: dafür reichts dann, leider, knapp, nicht.

Entkommen (8) – Ins Werk

Als Freund des Merkur bei allerbester Gelegenheit (an sich schon um 20 Euro verbilligt und davon noch einmal abzüglich 30% fürs teuerste Produkt im Einkaufswagerl!) ein Kärcher-Fensterputzgerät erstanden. Ab sofort wird also sinnvoll prokrastiniert. Aber dann, bei glasklar-wie-unsichtbaren Fenstern, wird unverzüglich componîrt.
Es gilt ins Werk zu entkommen.

turbovolk am graben

die kurzgeschornen halslos-untersetzten bodybuilder-cornettos, wie sie mit ihren weibstrophäen herumgockeln, balkanbomben mit zum zerreißen prall gefüllten airbags, volle ärsche in gesundheitsgefährdend engen jeans, verschlossen mit beinah echten guccischnallen, riesenhaft wie keuschheitsgürtel: schaut her, was ich da hab – aber wehe, es schaut mir einer her!
jeder topf findet seinen deckel: die welt ist voller bedrohungen.

win er win

zuerst kommt niederösterreich
wahre aussage, övp niederösterreich

man mag noch so kritisch beäugen, welche trotzigen machtspiele da von st. pölten, jener nach dem heiligen pölten, patron der querulanten, benannten provinzmetropole mit neostalinistischem regierungsviertel, aus gesponnen werden (nicht nur in der spö gilt die abfolge des grauens: freund – feind – parteifreund), da hat ER, also seine sprach- bzw. dementierrohre, es nützt nichts, schlicht recht.
wer z.b. mit dem zug nach salzburg fahren will, also von wien, taucht erstmals in – niederösterreich! auf zur erdoberfläche. „ja“, sagen da die kärntner, „das leuchtet uns schon ein, aber wenn wir von kärnten nach wien fahren, müssen wir doch erst die steiermark durchqueren.“ das ist schon recht, aber lautet auf einer solchen reise in die vorgebliche hauptstadt die frage: „sind wir dann bald in wien?“ heißt es doch, völlig korrekt: „zuerst kommt niederösterreich.“ weitere beweisführungen (internationaler flugverkehr…) müssen, denke ich, nicht en detail dargelegt werden, wir verstehen uns.
niederösterreich, wie franzobel einst bemerkte, hat seine dem bund nicht so loyale grundhaltung bereits explizit in seinem namen eingeschrieben, und so wird das bleiben immerdar. da käme vorher noch die schulreform.
niederösterreich, blubber österreichs.

Entkommen (7) – inside out

„Wir sind auf diesem Globus ein eigenes Sonnensystem.“
Roland Geyer

Da hat einer aber ganz tief in die Metaphernschüssel gegriffen. In der Kantine des vom zu zumindest 98,8 Prozent ausgelasteten Herrn Geyer so verdienstvoll geleiteten Theaters an der Wien werden uns demnächst Knödel vorgestellt, deren Füllung (Grammeln, Speck, Haschee; Marillen, Zwetschken,…) außen, um den Teig (Erdäpfel; Topfen,…) herum, drangepappt ist. Und der Teller schwimmt in der Suppe, kometengleich umschwirrt (umschworren?) von Grießnockerln, Schöberln und Frittaten, Leberreis nicht zu vergessen: ein aufregender Leberreisregen nachgerade.
Wer wollte nicht in so ein Sonnensystem (was sag ich Sonnensystem: Universum!) entkommen? Und das alles auf diesem Globus!

Entkommen (6) – wie weggetragen

Sargträger werden seltener
orfon

Scheint sich um einen aussterbenden Beruf zu handeln. Weiter unten im Artikel erfahren wir, dass heutzutage „Senioren in ihrer Pension anderes vor“ haben, sich mithin besseres zu tun wissen. Was genau, das erfahren wir aber leider nicht: Wir rätseln darob. Besonders charmant auch der Hinweis, dass sich die Bestatter nun gegenseitig aushelfen. Wie es wird, wenn (bei dem Fortschritt der Medizin!) auch die Toten ausbleiben, können wir nur erahnen.
Es gibt da ein paar recht schöne Sargtragesequenzen im Konvolut von Monty Python’s Flying Circus, sei noch annotiert.

Entkommen (5) – Museumsquartier

„Zum König taugen nicht junge Knaben
Einen langen Bart muss der König haben.
Und ein wohlstehend ernstes Gesicht.
Das hab ich doch nicht.“
Elsa Bernstein (für Engelbert Humperdinck: Die Königskinder)

Sonntägliches Flanieren durchs Museumsquartier, den Ort mit der höchsten juvenilen VollbartdichteÖsterreichs. Wobei einem 2016 der Eindruck kommen kann, dass die Mode langsam abebbt, die junge Menschen zwingt, einen auf von schwerer Verantwortung gebeugt zu machen, wichtige Entscheidungen im Kreativ-Startup etwa, wo es Leadership und eben Erfahrung durch Alter braucht. Dabei alles ohne Falten um die Augen und durchunddurch vegan, solange man dafür nicht die Komfortzone verlassen muss.
Königskinder, allesamt.
Wirds also langsam wieder republikanischer. Wird eh Zeit.

Entkommen (4) – Neue Wege

Wiener Verein lädt palästinensische Flugzeugentführerin ein
derstandard.at

Es klingt nach einem interessanten, innovativen Konzept zur Beihilfe beim Entkommen, wenn sich die seit Jahrzehnten beliebteste SterbeversicherungÖsterreichs (mit diesem omen est nomen-Namen ist das leicht) mit inhaltlich attraktiven, ja: prekär aussagekräftigen Testimonials an ganz neue Kundenschichten heranzuwagen scheint.
Näher besehen verläuft der dieser Meldung innewohnende Gehalt dann doch recht enttäuschend, nachgerade banal. Dennoch: Lasst sie reden! (Sicherheitskontrollen: Erübrigen sich.)

klirrend?

hier steckt glasfaserschnelles internet drin
werbewahrspruch, A1

frage: wie schnell ist so eine glasfaser, beiläufig?

abteilungsabteilung

metro spaltet sich auf
orfon

so:

1. me
2. tro

?

oder doch so:

1. met
2. ro

?

sooderso ein diffiziler prozess. wichtig wäre vor allem, das abteilungszeichen nicht zu vergessen. die aufsichtsräte tagen.

Entkommen (3) – Komma

Boeing will 4.000 Stellen streichen
orfon

Das ist bitter. Weiter unten lesen wir, dass das ganze über natürlichen Abgang organisiert werden soll. Das beruhigt. Völlig die Welt (Welten!) aus den Angeln heben würde es allerdings, würde so eine Meldung die Zahl pi betreffen. Im Unterschied zu Boeing vor allem, wenn es die Stellen hinter dem Komma betreffen würde. Welche, das wäre ab einem gewissen Rang (weit unter Hundert!) mathematisch wohl nebensächlich. Aber die Aufsage-Wettbewerbe der Asperger-Savants würden implodieren. Weil das aber niemand will, bleibt pi bis auf weiteres ungeschoren, darf vermeldet werden.

Entkommen (2) – Abrüsten!

„Es genügt nicht zu schreien, man muss auch Unrecht haben.“
Voltaire

(Aus gegebenem Anlass: Salzburger Osterfestspiele)

Hat sich schon jemand zu sagen getraut, dass Beethovens Missa Solemnis ein unerträgliches Sakralgebrüll ist? Mir jedenfalls geht es jedes Mal ordentlich auf den Geist, man könnte auch sagen, es belästige meine religiösen Gefühle, damit kommt man mittlerweile auch in unseren Breiten immer besser durch. Bei dieser Gelegenheit nehmen wir doch bitte die gipserne Weltgeistumarmung zumindest des vierten Satzes der Neunten auch noch mit, danke vielmals.
Wir müssen allesamt abrüsten. Schubert und auch Mendelssohn oder Schumann (selbst Bruckner!) haben es uns doch schon so schön vorgemacht.

Verdrängungsphänomen

Im Cambridge-Achter saßen neben dem Linzer noch fünf weitere ›Legionäre‹ – ein Deutscher und vier Amerikaner.
orfon

Wie sie es dennoch schaffen konnten, derart das große Traditionsrennen gegen Oxford zu gewinnen, wird auf ewig ein Rätsel bleiben. Weil die Oxforder sind ja auch nicht ganz blöd, heißt es.

Zur konkreten Veranschaulichung:

Stellen wir uns die Cambridger Galeere vor: ganz vorne ein Lackl von einem Britannier, dahinter die Sechserkette ›Legionäre‹ (nebeneinander, allesamt Lackeln; wenigstens nicht angekettet), gefolgt von einem britischen Muskelprotz, zum Abschluss, sie alle breitwinkelig anfeuernd, der englische Steuermann, einzig dieser im Jockeyformat.

Entkommen (1) – retrieve

Unter allen Hunderassen gilt als für die Epilepsie am anfälligsten der Indikator für eine glücklich-intakte Familie schlechthin: Der semmelblonde und fast schon unerträglich gutmütige Golden Retriever, bekannt und beliebt aus Werbung und Film.
Was nun will uns das sagen?
Kann man diese ausgeprägte Disposition etwa auch als Fluchtstrategie – aus einer allzu harmonisch inszenierten heilen Welt – bezeichnen?

Ich schließe das hier und heute nicht aus.

ad multos annos oder so

der die karwoche mittig teilende mittwoch, wie heißt er jetzt korrekt, palm-, grün- oder gar karmittwoch? die ambiguität unterstreicht in allem die in singulärer weise schüttelnd-geschüttelte person (was heißt da person: persoenlichkeytt!) des den tiefen frequenzen (seyner baßß=geyge) zugetanen freündes, welcher höchstderoselbigst heüte seynnen FUFFZICHER! feyertt (mithin, eynnen ech=tten!)!!!
submissest sub staubunculo ego minissimissimo per K. SASCHER MAXIMO semper et sempiternam etc. cum grano salis & mit grazie.

danke, jörg!

ihre sorgen möchten wir haben
werbewahrspruch (oö)

na wenns nur die burgundernblutalge ist, die den wörthersee so blutrot färbt, dann brauchen wir uns ja keine sorgen machen, in bzw. für kärnten. oberösterreich, bitte hilf, nur ein weiteres mal noch, aus!

dinnerstag

galadiner (wöchentlich, donnerstags). alle (alle) benehmen sich um zwei stufen feiner als sie sind, und es gelingt, weitgehend. schlicht entzückend, das.
bliebe es so, die welt wäre gerettet, eingelullt in die große, die unendliche melodie des sfumato wabernden pianisten.

wichtige information

beim frühstück, an der selbstbedienungsespressomaschine (italienisches produkt, nicht von wmf: erstklassiger espresso). unvermittelt baut sich, mit leichter drehung von rechts hinten, ein weißhaariger wicht vor mir auf und informiert mich, sein unterkiefer verschwörerisch vorschiebend in schwäbischem tonfall: „den richtigen kaffe gibt’s um die ecke in der thermoskanne!“ er weist mir seine schale, die mit der bekömmlichen brühe bis zum rand gefüllt ist und deren boden man leicht erahnen kann. schöne bläschen schwimmen fröhlich auf der oberfläche. blinzelnd aufblitzende hellblaue knopfaugen komplettieren den triumph seines geheimwissens.
„danke, sehr freundlich von ihnen. ich mag lieber espresso.“
was einem so alles als das normale (das richtige) erscheint: erst nesquick, dann benco, caro-kaffee … es passt sich dem jeweiligen lebensalter an. und eines (tunlichst fernen) tags wird man sich einreden lassen (müssen), dass der kaffe in der thermoskanne der richtige ist.
sei.

hotel ermitage, abano terme


gerade dass das personal, die ober der unterschiedlichen ränge (ein komplexes sozialgefüge), identisch gekleidet sind, unterstreicht ihre individualität, präsentiert jeden unverstellt: alles typen aus dem kino. wurde man letzthin etwa von john cassavetes bedient, so ist diesmal christoph waltz teil des personals. und in der bar regiert captain picard, im smoking, detto.

wie sagt doch, in the big lebowski, der schnurrbärtige erzähler zum dude: „i like your style.“
so it is.

frühstücksdrama

er: (düster vor sich hin) ich bringe sie um … morgen bringe ich sie um!
loriot, das frühstücksei

er: möchtest du ein ei?
sie: von dir nehme ich keine eier mehr.
er: und warum?
sie: ich habe eben das ei von gestern morgen gegessen.
abano terme, frühstückssalon.

loriot lebt.

Schule des Staunens 15.2

https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xlf1/v/t1.0-9/12806014_10153890269552492_8513103468793948309_n.jpg?oh=0293fdac04bb7309171312715bf73b80&oe=5762D32D

DieÄhnlichkeit der Traurigen Weise mit dem Bratschenmelos des Mahlerschen Adagio wurde natürlich sogleich bemerkt. Manche sehen auch Bruckners Neunte als Paten über dem Werk. Das mag auch seine Berechtigung haben. Allerdings dem Lieben Gott hätte Mahler diese Symphonie nicht widmen können und wohl auch nicht wollen; dafür gibt es ja den letzten Satz der Dritten, „Was mir die Liebe erzählt“ (auch ein Adagio, sein längstes) oder das „veni creator spiritus“ der auftrumpfenden Achten (die ihrerseits, so könnte man spitzfindig behaupten, unmittelbar beim C-Dur-Finale der Siebten anschließt; für das man ihn, seinereseits, der Lächerlichmachung des Meistersinger-Vorspiels zeihte). Nein, zum Demliebengottwidmen wäre die Zehnte allzu karg-abgründig – und gar so „objektiv“, wie es gerne heißt, kommt sie auch nicht daher.

Bevor sich in den Meistersingern von Nürnberg alles zum glücklichen Ende hin entwickeln kann, verzichtet Hans Sachs darauf, sich im Wettgesang um die allzujunge Eva zu bewerben. Dabei zitiert Wagner sich selbst mit dem zentralen Tristan-Motiv, das er dann zu einer fröhlichen Wendung hin auflöst:

Mein Kind, von Tristan und Isolde kenn ich ein traurig Stück:
Hans Sachs war klug und wollte nichts von Herrn Markes Glück.

Ausschließlich deshalb erst kann das wie kaum ein Musikstück die Zeit anhaltende Quintett zur Taufe der Seligen Morgentraum-Deutweise und damit die inoffizielle Zusammenführung des Liebespaares Eva-Walther folgen, bevor es auf die johannestägliche undalso frühsommerliche Festwiese hinausgeht. Bezeichnend, dass der Wagner-Verehrer Mahler mit den Meistersingern am wenigsten anfangen konnte und sich demgemäß auch nicht an die altersweise Verzichtmaxime Sachsens halten hat können. Jens Malte Fischer formuliert es so: „Auf der Verkettung des Frühlings mit dem Herbst, der Unreifen mit dem Überreifen ruhte kein Segen.“

Und so geschieht es auch: Mitten ins Komponieren platzt die Katastrophe, der drängende Liebesbrief des jungen, noch unberühmten Walter Gropius an Alma, adressiert „An Herrn Director Mahler“. Hat sich Gropius (absichtlich?) verschrieben, hat ihn Alma (absichtlich?) aufs Klavier gelegt, um klare Verhältnisse zu schaffen? Beide können sich das, so, wie wir das von diversen heutigen Untersuchungsausschüssen oder dergleichen kennen, beim besten Willen nicht erklären bzw. zeitlebens nicht erinnern, wie das war (und ob überhaupt). Sigmund Freud, den Mahler in Leiden (sic!) aufsucht, erinnert es so:

wie wenn man einen einzigen tiefen Schacht durch ein rätselhaftes Bergwerk graben würde.

Einmal vertut er sich dabei chronologisch, setzt das Treffen 1913 an. Dabei hat er bereits im Mai 1911 sein Honorar erhalten.

Nun denn, für Alle gilt die Unschuldsvermutung.

(Aus meinem Manuskript zur Schule des Staunens vom 3.3.2016. Wird auf Nachfrage gern als .pdf zugesandt.)

1:1

mit auto hirsch gerammt: zwei verletzte
orfon

verletzte: mutter (des sohnes, 49); sohn (der mutter, 14)
totalschaden: auto (1); hirsch (1)

goldfisch

freiheit schützen.
grenzen setzen.

gernot blümel (övp wien)

goldfisch. oder, eher, weil so unappetitlich: silberfisch.

reden ist schweigen und silber ist gold, genau. 

Schule des Staunens 15.1

Donnerstag, 3. März 2016, ca. 20.45 und 21.45
Wiener Konzerthaus (A)
, Wotruba-Salon
Schule des Staunens Zwischen– und Nachspiel
Zur Melodie schlechthin (der unendlichen?) – Einblicke ins Purgatorium
Bertl Mütter, Vortrag und Posaune

http://s2.imslp.org/images/thumb/pdfs/a4/f1aa05906db8ddf4273c0d606a0428703762fb15.png

Welch wunderliche Linie da aus sich selbst heraus den Bratschen entwächst. Wenn es so etwas gäbe: Ein schweigend sich ergießender Bewusstseinsstrom. 1920 heißt es: „Die zehnte Symphonie aber ist, so wird berichtet, Heiterkeit, ja Übermut. (…) Geheimnisvolle Überschriften schwirren zwischen den Noten.“ Lautete jene des zentralen (Tanz-)Satzes erst „Purgatorio oder Inferno“, so blieb die Läuterungsmöglichkeit.

https://onbresearch.files.wordpress.com/2014/08/mahler-10-sinfonie.jpg

Dieser Spannung will ich mich annehmen. Und nach dem Konzert weiteres berichten. Wer weiß, von Baal, … Tristan?

http://www.sigic.si/odzven/uploads/podobe/Mahler-10thSymphony_caption1.JPG
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Das Konzert, auf das sich meine staunenden Überlegungen beziehen, beginnt um 19.30 im Großen Saal.

Interpreten

ORF RSO Wien, Orchester
Jochen Schmeckenbecher, Bariton
Cornelius Meister, Dirigent

Programm
Joseph Haydn
Ouverture zu „Acide e Galatea“ Hob. Ia/5 (1762/1773)
Gustav Mahler
Adagio aus der Symphonie Nr. 10 fis-moll (1910)
***
Friedrich Cerha / Bertolt Brecht
Baal-Gesänge (1981)

Was ist paradox?

Suchmaschinenchef verlässt Google
orfon

… ob (und wie) sie wohl wieder einen finden werden?

Unwillkürlich erinnere ich mich der Witze zum Erlernen abstrakter Begriffe. Bei »Weißt du, was paradox ist?« etwa wartete da die dem Fragesteller seinerseits erst wenig zuvor (meist vom älteren Bruder oder der Schwester) beigebrachte, noch holprig geläufige Antwort: »Wenn eine Schuhfabrik keinen Absatz findet.«

(Was »paradox« bedeutet, habe ich nicht kapiert, die Doppeldeutigkeit des Wortes »Absatz« leuchtete mir jedoch – nach Erläuterung – ein.)

sickerwitz

hamburger fischmarkt stand unter wasser
orfon

es scheint das natürlichste zu sein und ist es doch nicht.

angelegentlich der ersten sexuell übertragenen ansteckung (more to follow) mit dem gefährlichen tropischen zika-virus erwarten wir auch hier die entsprechenden witze.

tummam

vw vor start der mammutrückrufe
orfon

man hatte ja gedacht, dass sich das mit den riesenhaften eiszeitviechern ohnehin längst schon erledigt hätte. eine schlichte, noch so gut von german engineers durchgeführte optimierung hätte da nicht im mindesten gereicht. aber was weiß denn ein unbedarfter nichttechnologe von solchen dingen. wobei, die frage stellt sich einem schon, was nämlich die autobauer von vw auf einmal mit der paläontologie zu tun haben sollen. und warum nicht audi, bmw, mercedes, porsche? wurde das auch ordentlich ausgeschrieben oder läuft da was korruptes?
(ich kann mir so etwas nicht vorstellen.)

mischen possibl

forscher entwickeln beton für haus auf dem mars
orfon

in den siebziger jahren aufgewachsene wissen genau, für wen. wird aber auch zeit.

1 : heiß

australischem dorf droht auslöschung durch buschbrand
orfon

liebe leitmediale praktikantenbeaufsichtiger, ihr reziprokhirnis, nehmt doch bitte euren job wenigstens minimal wahr! merke: feuer wird von (z.b.) wasser gelöscht, nicht umgekehrt. auch bei den antipoden down under, wo immer alles anders ist. jetzt haben sie z.b. gerade sommer da unten. oder haben sie auch winter, aber bei ihnen ist es im winter heiß und trocken? das wetter (und nicht nur das) spielt ja so verrückt in der letzten zeit, die schon, zumindest, jahrtausende währt.
wann das nur endlich vorbei sein mag.

wir brauchen wasser, weltweit. zum kopfkühlen.

wie viele?

mann beim vögelfüttern erforen
orfon

semmelnknödeln
karl valentin

sagt man jetzt semmeln oder vogel, und wovon bitte ist füttern der plural?

naturgesetzlich

mexico: morde senken lebenserwartung
orfon

danke, liebes leitmedium!
im übrigen sollen forscher (vermutlich die notorisch-neuseeländischen) herausgefunden haben, es gebe hinweise, dass diese hoch-rechnung (eigentlich ist’s, streng genommen, eine nieder-r.) auch im rest der welt, sowie im orbit, ja: universell! anwendung finden dürfte, und das nicht nur zur weihnachtszeit. wir sehen uns mit der plötzlichen erkenntnis eines niederschmetternden naturgesetzes konfrontiert. und niederschmetternd, das sind sie alle, diese naturgesetze.
(für mörder indes steiget sie: sei also auf der rechten seite!)

schwarze schwäne, gärtnerbock

was für eine jämmerliche niedertracht, die da die den staat mittragende partei (wohin mittragen? etliches schwant einem!) um ihren obersten unsympathler inszeniert, alle, von denen bekannt ist, dass sie ihn nicht ausstehen können (wie auch?), alle kreideln sie herum um ihn, recken ihr ärschlein zum abschlecken IHM zur schnauze – „die övp liegt IHM zu füßen, wenn ER’s macht“ (bitte was?) – , hündeln also nach st. pölten (benannt nach dem heiligen pölten, dem patron der querulanten – franzobel kann auch nicht irren), nein, es ist alles offen, wir wissen es nicht, aber, erwin, das endet auf -win, und der erwin wird winnen, der hat noch nie verloren, kann gar nicht verlieren, auch nicht die contenance (wer keine hat, kann sie nicht verlieren, aufbrauser, abbrauser, was solls), erwin, diese lupenreine integrationsfigur (so lupenrein, wie seinerzeit der herrdokterhaider ein lupenreiner demokrat oder herr grasser durchunddurch swarovskylupenrein nichteinmal unschuldsvermutlich, über allen verdacht erhaben), seit eh und je: wer sich seiner meinung anschließt, darf das gerne, über die anderen wird drübergerüpelt, erwin, erwin, es dräut die blaugelbe landesrepublik, und erwin, der überföderalist, so einer soll der oberste bundesschirmherrwingottnocheinmal werden, aber nur wenn wir ihn schön bittebitten, bitte gehts eh noch?
man wird einfach ein nieder- vor österreich stellen, dann ist die quadratur der glatze gelungen.
abreiben, mit händen voller schnee.

nachschrift, 7.1.2016, 22.15
obigen text habe ich bereits am dreikönigstag verfasst, als alles (ALLES) auf SEINE kandidatur hindeutete. ob’s der unveröffentlichte zorn war, ob der was genutzt hat? ich mag mir’s gerne einbilden.
dankadressen für die zweifellos so erfolgte errettung (nieder-)österreichs also am besten via eines der im impressum veröffentlichten bankkontos.

finstre zeit

dreikönigswirt
heute ruhetag
wirsthaustüraufschrift, 6. jänner 2016

und so hast du dich gefreut, bald würde es dämmern, endlich einmal zur rechten zeit einkehren zu können.

<pierre boulez ist gestorben. das wird es sein.>