Mittwoch, 12. Juli 2023

12. Juli 2023

Klagenfurt, Künstlerhaus
Bertl Mütter solo
im Rahmen der Ausstellung
Schwarz-Weiß – Dialoge zwischen Linie und Raum

Das Bild ist ein bereits als historisch zu bezeichnendes Live-Portrait, das eine mir namentlich nicht bekannte Künstlerin im Zuge eines Konzerts im Haus der Kunst München im April 2002 mit schnellem Strich in einem Zug skizziert und mir dann geschenkt hat; ich habe es lediglich gecrosst, also negativ gestellt.

In gesellschaftlicher Hinsicht ermöglichen Ordnungssysteme zwar immer auch Halt und Orientierung. Der Übergang hin zur Einschränkung ist ein fließender und kann in zu starker Ausprägung, wir erleben es gerade, auch in sein Gegenteil münden. Im Oszilieren zwischen Offenheit und Geschlossenheit, zwischen Halt, Gewissheit und Neuorientierung eröffnen sich auch Möglichkeiten für neue Denk- und Handlungsräume. Mittels einer formal reduzierten, geometrischen Bildsprache setzen sich hier sechs Kunstschaffende unterschiedlicher Genres in vielschichtiger und konsequenter Weise mit Fragen der Ordnung auseinander. Mit Hilfe selbst auferlegter, spezifischer Regeln und Systematiken und mittels unterschiedlicher Methoden geben sie mit ihren Werken Einblick in ihre individuellen Zugänge, ihr Denken und ihre Strategien im Spannungsfeld von Linie, Fläche und Raum.
Ankündigungsprosa, Kunstverein Kärnten

Ich freue mich sehr, dass ich wieder ein sich auf die aktuelle Ausstellung des Kunstvereins Kärnten beziehendes Konzert geben darf. Das Künstlerhaus Klagenfurt ist ein für meine Musik nachgerader idealer Klang- und Schauraum, und die Gastfreundschaft ist eine großzügige, für die extra noch gedankt sei.

»Schwarz-Weiß – Dialoge zwischen Linie und Raum« wirkt spontan inspirierend auf mich, ist doch meine Musik (konkret: das Solospiel) eine gewissermaßen ins Akustische übertragene graphische Zunft. Schwarz-Weiß, das ermahnt, dass wir in diesen wie in allen Zeiten1 dringend der Grauwerte, mehr noch, der Farben des Regenbogens bedürfen. Ohne ein solches Bewusstsein kommt keine sich als seriös behauptende Kunstausübung oder -vereinstätigkeit aus, und Animositäten – geschenkt! – gibt es doch bitte in jedem Verein.


Ein inspirierter früher Abend im nach außen offenen Ausstellungsraum, ich habe spontan auch die Nebenhöhlen ausgedröhnt, großes Vergnügen. Als Zugabe ein angesagtes Scheitern, was ich jedem empfehlen kann, es ist jedoch, dies bitte zu bedenken, prekär: Entweder du scheiterst, dann trifft die Ansage zu, wodurch du nicht gescheitert bist, oder das zu Scheiternde gelingt doch, dann ist deine Ansage gescheitert etc. ad infinitum…

Gescheiter, ob ich das noch werde, an jenem Tag, da ich Thomas Bernhard (18189) um einen Tag (+1; still counting) überlebt habe…?

Erfreulich zahlreiches Publikum, große Hörlust, und mein neues MUT!HORN-SL hat allerdings kremige Klangwucht!

  1. Es sind, so bedauerlich das ist, unentrinnbar immer Zeiten wie diese.