weitersteigen, aufwärts

1. November 2009

Hast du also einen Weg begonnen, setze ihn fort, unter allen Umständen, du kannst nur gewinnen, du läufst keine Gefahr, vielleicht wirst du am Ende abstürzen, hättest du aber schon nach den ersten Schritten dich zurückgewendet und wärest die Treppe hinuntergelaufen, wärest du gleich am Anfang abgestürzt und nicht vielleicht sondern ganz gewiß. Findest du also nichts hier auf den Gängen, öffne die Türen, findest du nichts hinter diesen Türen, gibt es neue Stockwerke, findest du oben nichts, es ist keine Not, schwinge dich neue Treppen hinauf, …
Franz Kafka, Fürsprecher

Auf dem Weg nach oben nämlich kannst du gar nicht stürzen, weil wenn du stürzst, bist du ja bereits auf dem Weg nach unten. So gesehen, kannst du auch nicht ganz oben stürzen, weil wenn man ruht, ist ein Sturz unmöglich. Vielleicht ist ja damit gemeint, dass jemand, der, wie man sagt, ganz oben stürzt, noch höher hinaus wollte, Stufen in die Luft geschaut hat und sie betreten wollte.

Obwohl, Kafka weiter,
…solange du nicht zu steigen aufhörst, hören die Stufen nicht auf, unter deinen steigenden Füßen, wachsen sie aufwärts.

Dieses Kafkawort begleitet mich nun seit gut zwanzig Jahren, ich habe es auch 2001 in anstehen, aufstehen, meinem Klavierquintett mit obligater Posaune als Impuls zur klärenden Verwirrung verwendet. Und in einem Klavierquintett spielt ja üblicherweise ein Cello mit. Auch in unk. rufe, meinem letzten größeren Werk, das wir am 20. August in Alpbach aufführen durften. Mit dabei, so ein Glück, Martin Hornstein, als einer von fuenf optimisten.

Was für ein Glück, mit diesem kompromisslosen Strahler befreundet zu sein. Heute wäre er fünfundfünfzig geworden.

Weitersteigen, aufwärts.