Mittwoch, 17. Juli 2024

17. Juli 2024

Klagenfurt, Künstlerhaus
Bertl Mütter solo
aus
|cul|ta|tio|nes (K.I.-angereichert)

Ich darf wieder ein die aktuelle Ausstellung bespiegelndes Konzert geben. – Unplugged,selbstredend!

(Manchmal schon, aber nicht immer; wenngleich mein Spielen im KHK am 12. April 2024 eine klassische Guerilla-Intervention war.)

Im englischen Sprachraum sagen sie »Artificial Intelligence«: Das Ai, wir wissen es vom Kreuzworträtsel, ist ein Faultier. K.I., das bedeute jedoch hier (im Rahmen der Ausstellung »F.E.A.R. KI: Freund, Feind und Fakt«), bei mir: Künstlerische Intelligenz. Die gibt es nämlich auch, und an der mag ich mich orientieren. Mögen also andere, kaninchengleich, die Schlange anstarren.
Mit den aus|cul|ta|tio|nes nun ist es bitte folgendermaßen: Ich horche mit meiner Posaune interessante Räume ab. Diese Musizierpraxis habe ich erstmalig 2020 bei meinen akustischen Erkundungen des Stephansdoms so genannt, aber eigentlich tue ich das seit eh und je. Dabei sind Räume, die ich mehrmalig auscultieren darf, für mich von einem besonderen Reiz: Wir entwickeln uns nämlich gewissermaßen wechselseitig, an einander. Und das Künstlerhaus Klagenfurt ist ein für meine Musik erwiesenermaßen nachgerade idealer Klang- und Schauraum.
Es erwartet Sie ein musikalisches Spiel erhörenden Zutrauens an die humane Kreativität.
Flyertext, Bertl Mütter

In vielen Zeitschriften und Magazinen war in großen Lettern zu lesen: »Die künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben«. Wie wird damit in der Kunst umgegangen? Wie werden KI und virtuelle Welt das, was wir jetzt unter ›Kunst‹ verstehen, in einigen Jahren oder Jahrzenten beeinflusst und verändert haben? Wird es in Zukunft überhaupt einen Kunstverein als Zusammenschluss kreativ Schaffender geben? Oder stellt sich jeder kunstinteressierte Mensch in Zukunft mittels Computer und KI jeweils die Kunst selbst her, die er eben sehen und haben will? Es stellt sich also wirklich die Frage: Können wir darauf vertrauen, dass wir und unsere Kunst so einzigartig sind, dass sie Bestand haben werden? Initiiert als Vereins-Ausschreibung geht die Ausstellung diesen und weiteren Fragestellungen rund um das Thema künstliche Intelligenz nach mit Fokus auf die Stimmen aus den eigenen Reihen.
Ausstellungsteaser, Kunstverein Kärnten

Die Gastfreundschaft des Kunstvereins Kärnten ist eine großzügige, herzliche, für die ich mich gar nicht genug bedanken kann. Indes, heuer können sie mir kein Honorar zahlen, sind lediglich zu einer Abgeltung der basalen Aufwendungen in der Lage: Der Kärntner Kulturvogel (eine Krähe, die ich 2023 für meine »absurd selbstausbeuterische Kulturarbeit in und für Kärnten« erhalten habe) kreist weiterhin adelnd um mein Haupt. Auf ein derartiges Abo aber verzichtete ich gern, so launig-vergnüglich die verleihzeremoniale Veranstaltung auch sein mag. Undaber wer weiß, vielleicht kann hier ja kurzfristig noch eine Sponsorendankeseloge angestimmt werden!


… da ist sie auch schon (in der Knäppe der Zeit steht mir leider lediglich Prosa zu Gebote): Obzwar ich antragsmäßig reichlich potschat agiert habe, hat mir das Land Kärnten (im amtlichen Schreiben in Person von Landeshauptmann Peter Kaiser) kurzfristig einen »Fair Pay-Zuschuss« gewährt.


Wer schnell hilft, hilft doppelt: DANKE! – Der in der Folge zur Anerkennung einer sachgerechten, antragsgemäßen Verwendung der Förderung amtlicherseits eingeforderte Tätigkeitsbericht ist ganz unten, am Fuß dieses Beitrags angefügt.1


Einfach einen Ton spielen. Die Posaune ist so reich im Klang, es braucht nicht mehr.


Tätigkeitsbericht

Bertl Mütter solo: »aus|cul|ta|tio|nes (K.I.-angereichert)«

Das Konzert konnte am Mittwoch, 17. Juli 2024, planmäßig im Künstlerhaus Klagenfurt durchgeführt werden. Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer des Kunstverein Kärnten gab ich eine kurze allgemeine Einleitung, Verweise auf verschiedenen Exponate, die ich bespielen würde.

In der Folge hub ich mit ruhigen Klängen an und ließ mich, wie intendiert, allmählich auf unterschiedliche Aspekte im Themenfeld »selbstbestimmt – fremdbestimmt – automatisiert – allfällig korrigierender Eingriff eines (wie immer gearteten) Freien (sic!) Willens« ein, immer ausgehend von einem beispielhaft einfachen Tonmaterial. Nach und nach geriet es gewissermaßen »aus dem Ruder«, gefolgt von einem abrupten Stop, quasi »Nothalt«, worauf ich mich auf einen Parcours durch die Ausstellung machte, wobei ich, insbesondere, wenn ich dem Publikum, das planmäßig auf seinen Sesseln verharrte, unsichtbar war, mit oft auch grellen akustischen Effekten die faszinierende Akustik des Künstlerhauses vermittelte. Die unterschiedlichen Exponate zeitigten oftmals erstaunliche Inspirationen, die auch, wie sich an der Reaktion des Publikums (und auch bei nachfolgendenen Gespräch) entsprechend rezipiert und goutiert wurden. Zurück wieder, in der Mitte, die Frage, wieweit wir einander (und selbst) abhanden kommen, wenn wir dies und das abgeben. Sich sammeln zu einem Großen Ton, ausatmen…

Als inkludierte »Zugabe« gab ich das Werk »MKL ENC ABHANDEN«, eine multiphonische Posaunenparaphrase auf Gustav Mahlers auf ein Gedicht von Friedrich Rückert komponiertes Lied »Ich bin der Welt abhanden gekommen«.

Genau so war es.

DANKE!

Bertl Mütter, mp

  1. Mit den beamtischen Verrechnungsschikaninnen will ich Sie – und mich (Retraumatisierungsgefahr!) – verschonen. Nur soviel: Überlegen Sie es sich dreimal, ob Sie eine Förderung wollen: Die Durchdeklination sämtlicher kundig ersonnenen Anerkennungsformalitäten wird die eigentliche Künstelzeit (wie auch jene, die zur Einreichung des Antrags gebraucht wird) um ein Vielfaches übersteigen.