zeitreisende | em-bulletin (6)

13. Juni 2008

gegenüber in der s-bahn, die junge dame, sie sitzt da wie eine alte ägypterin, sehr aufrecht, sehr symmetrisch hat sie ihre hände um die handtaschenecken am schoß gewinkelt, eine strenge, nicht unsympathische brille, dazu sandalen und keinerlei erkennbare mimik. verstohlen spähe ich hinüber, ob ihre körperachsen auch klassisch mehrmals um neunzig grad verdreht sind: ja.
als tuut-anch, tuut-anch das telephon geht, spricht sie feines wienerisch, aber ganz deutlich (zugleich, das geht!) geschliffenstes hieroglyphisch.

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wenn aber alle menschen so standfest wären wie manche fußballspieler, die ganze kärntnerstraße würde sich permanent am asphalt (und über die unnedichen musikererinnerungsplatten) wälzen. obwohl, fußballer heißt der kurzzeitberuf ja kurz gesagt, und probieren doch einmal sie, ihre füße zu ballen, wie das die faustballer mit ihren händen machen (österreicher, typischerweise: im hosensack), ohne, dass es sie schmeißt, ich meine, zweimal fünfundvierzig minuten, sind ja letztlich alles zerschnürte chinesinnen, und so betrachtet steht, geht und läuft es eigentlich eh einigermaßen.