Gefängnisrevolten, tödliche. Entsetzlich.
Fidelio, heutzutage: Der am meisten vor Allem Gesicherte (aufs tiefste Verließ ist Verlass) sollte noch ein Weilchen warten, »Töt’ erst sein Weib«, sie springen eine große Terz nach unten, ein markanter Giant Step (nicht erst John Coltrane!, Beethoven hat später wieder an entscheidender Stelle, in der 9. Symphonie einen »vor Gott« gemacht), von D-Dur nach B-Dur, »noch ein Laut, und du bist tot«, zugleich erschallt das Trompetensignal, in puren Naturtönen: explizit befreiend.
Aber keinesfalls vor mehr als 100 Leuten, draußen könnten zudem noch 499 des dramatischen Showdowns harren. Vorerst.
So bleiben wir vorerst gespannt. Und verfügen, wenn überhaupt, über einen nur dünnen zivilisatorischen Firnis.
Fidelio indes lehrt uns Hoffnung. Und als Prinzip möge es uns fortwährend leiten, wie dereinst auch Ernst Bloch, durchs ganze Leben, bis zuletzt: Beim Trompetensignal begann der 92-jährige zu weinen; anderntags konnte er leicht gehen.
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PS: Man verzeihe die hereinschwappende Musiktheorie: Hören Sie sich’s einfach an, und Sie wissen sofort, was und wie ich’s meine. Es wird Zeit sein; wenn Ihnen die ganze Oper aber zu lange dauert (was ich bezweifle), vermittelt es auch die dritte Leonorenouvertüre.
[12.3.2020]