zum wochenende hin würde sich das wetter wieder auf sein vom langjährigen durchschnitt vorgeschriebenes maß einrenken, kündigte die wetterdame an, die trotz ihrer jugendlichen stimme signalisierte, diese langfristigkeit persönlich erfahren haben zu können, und der geschichtslehrer war ja auch noch mit den bayloniern, jedenfalls aber mit den römern bekannt gewesen; die wettererinnerung aber ist, abgesehen von als singulär wahrgenommenen ereignissen (jahrtausendfluten und -stürme, die, wie die längjährige beobachtung zeigte, keine solchen waren) eine kurzfristige war. umgekehrt aber vermeinte er (völlig zu recht) eine authentische vorstellung von den schneereichen wintern und den herrlichen sommern der kindheit seiner eltern im krieg zu haben.
bei afrikanischen stämmen (und die kennen sich mit dem wetter aus) begegnet man dem glauben, dass ein mensch erst dann wirklich tot ist, wenn auch der letzte von denen gestorben ist, die ihn gekannt haben und sich an ihn erinnern können. seine eltern lebten zum glück noch, und da auch er sich guter gesundheit erfreute, durfte man hoffen, dass jene winter und sommer noch lange auf der welt bleiben würden. man müsste sie sich halt immer dann, wenn man sie brauchte, vergegenwärtigen können.
mit etwas gutem willen war aber auch das zu schaffen, stellte er sich vor.
wetterfühlig (1)
18. Mai 2007