Zum Beispiel über den Bärlauch (Allium ursinum; Zigeunerzwiebel, Waldknoblauch) lesen wir, dass er jetzt besonders gesund ist, er reinigt uns, die Leber, die Galle, wirkt gegen Durchfall und Verstopfung, senkt den Blutdruck, entfernt unsere Wimmerl und löst den aus dem Winter mitgenommenen bronchitischen Schleim, ist überhaupt die totale Vitaminbombe, die wir gerade um diese Zeit sowas von brauchen.
Brauchen, wozu? Die auf den bunten Gesundlebenseiten die Leserinnen abbildenden Menschen („Serviervorschlag“) tun in milder Harmonie mit ihrer Umwelt den ganzen Tag doch nichts anderes, als permanent lächelnd ausschließlich Bewusstes, für sich (Körper, Seele, Geist) und ihre Familie, sich also entgifteterweise zu entgiften, entschlackt zu entschlacken, die straffe Haut zu straffen, der aufgrund der gesunden Ernährung nicht drohenden Karies und den durch ein ausgewogenes Bewegungsprogramm ganz sicher vermiedenen Haltungsschäden ihrer Kinder (Vorbild: die Jahrzehnte nicht alternde BAWAG-Werbung, seligen Angedenkens) vorzubeugen.
Also noch einmal: Von welchen, infolge welchen lasterhaft geführten Lebens kumulierten Schadstoffen und Giften müssten wir uns bitte reinigen? Noch dazu in einem so mit Bewusstsein gesegneten Land wie unsere Heimat?
Wir blättern weiter in der Sonntagskrone. Eine Kreuzfahrt, das wäre auch etwas. Ja genau, Kultur.
Wellness
11. April 2006