Nun zur Musik. Ich rede nicht von den unsäglichen Tiefen jener plump synkopierten Jugendmessmusik an der Zeitenwende der Siebziger zu den Achtziger Jahren (und möglicherweise darüber hinaus – da habe ich die Szene nicht mehr weiter verfolgt, und habe daran gut getan, bin ich mir sicher). Gar so weit hergeholt wäre der Jugendmessmusikvergleich aber auch wieder nicht, fällt mir gerade auf…
Sei es ein sogenannter (und also marketingmäßig opportuner) Jahresregent, sei es ein überlebender Gast aus einer geographischen und/oder historischen Exotik (je superlativer umso begehrter, gelt, verehrter Konzertveranstalter; und, wenn es ein Trio ist, borg es dir am besten aus Tlön, Uqbar und Orbis Tertius) oder sei es ein ehrwürdiger Kompositionsauftrag für Großes Orchester samt populistisch einzusetzendem (über weite Strecken nur scheinvirtuos – das ist das schlimmste – gespieltem) Soloinstrument: Es existiert eine weltumspannende Verschwörung, aus allem, was an musikalischer Originalität oder instrumentalem Potenzial daherkommt, völlig respektlos und unnötigsterweise Jazz zu faschieren.
Was für ein angekratztes Geltungs- und Rechtfertigungsbedürfnis ist das, gerade in dieser, die originäre Kreativität wie keine zweite für sich beanspruchenden Musikbranche? Das ist doch Fotobibel in Musik. Lasst das bleiben. Ich bitte euch, inständig. Man muss ja auch nicht aus jeder Speise eine chinesische machen; der Apfelstrudel bleibe Apfelstrudel, der Kaiserschmarrn Kaiserschmarrn, das Gulasch (mit oder ohne Nockerl) Gulasch, und dem Wiener Schnitzel erspart, ich bitte euch, das chop suey; es kommt nämlich nichts besseres nach. Ganz sicher NICHT.