Verständigung /4

14. Juni 2005

Sie ahnen es bereits: Auf jener Löhrgassenglastüre werden etliche internationale Telephonwertkarten angepriesen. Auf übersichtlich wirken sollenden, in Wirklichkeit aber umständlichen Plakaten informieren sie dich, dass nur diese Karte wenige Cent kostet (wenn es ginge, würden sie dir was zahlen fürs Telephonieren), dafür kannst du viele Minuten, Stunden, Tage mit ganz weit entfernten Verwandten reden; kleingedruckt dann die gesetzlich vorgeschriebenen, gar nicht der Rede werten minimalen Bereitstellungsgebühren, zu vernachlässigenden täglichen Administrationsgebühren, Mindestabrechnungsbeträge, Taktungen etc. u. dergl…
Calling Cards (endlich ist der zeitgemäße Begriff heraußen!) gibt es viele, und nicht wenige sind spezialisiert, etwa auf die Türkei, den Nahen Osten, Indien, Bangladesh, Pakistan, beim Prosi verkaufen sie hauptsächlich welche, die den billigsten Tarif nach Nigeria oder Ghana versprechen. Die sie vertreibenden Dienstleistungsunternehmen haben für ihre der Völkerverständigung dienlichen Produkte so klingende Namen gewählt wie BestCard, Global One, TeleCard, Televoice, Servus Media, KingCall, UniCard, MegaTel, Quality Europa; jene mit geographischem Zielschwerpunkt heißen z.B. Smile Africa, Africa Direct, Gold Africa, Taj Mahal,…
Wie ich an der Auslage des Telephonladens in der L?hrgasse vorbei geschlendert bin, bin ich aber stutzig geworden. Das dominante Plakat in der Glastür warb nämlich für eine Calling Card mit dem für ein solches Produkt sonderbaren Namen Babylon. In welcher Sprache wird einem da das Guthaben angesagt?, stelle ich mir vor. Und: wie lässt sich das mit der moralisch so hoch stehenden Aufgabe der transnationalen Verständigung vereinbaren?

Mein Gegenvorschlag, für ein positives Konkurrenzprodukt: Esperanto.
Das wird ein Erfolg.