unverblümt

6. November 2014

wie einem doch die alterskonform sich vermindernde scharfsehkraft spannende (erhellende?) leseerlebnisse beschert. du gehst etwa, abends, an einem katholischen grazer privatschulzentrum vorbei, das sich einem dort verehrten französisch pumpernden heiligen herzen geweiht hat und liest auf der straßenseitigen schaufront ein transparent, welches für die zeit zwischen 9.00 und 12.00 uhr zu einem TAG DES OFFENEN HASSES einlädt oder vielmehr aufzurufen scheint – aus naheliegenden gründen kann hier das datum nicht bekanntgegeben werden.
unwillkürlich tauchen dir alte geifernde klosterschwestern mit knochigen langen fingern, spitzen nägeln und hexenhafter schneidender stimme, hämisch lachend und voll eifersucht auf alles, was jung und lebendig ist, vor deinem inneren auge auf, alles kannst du ganz genau sehen und hören, du wünschst, dringend, aufwachen zu dürfen.
doch halt!, nein, es ist alles gut! das vom heiligsten herzen durchpulste schulzentrum gilt sogar als eliteschule, und wer es sich leisten kann, wird seine kinder hierher zur schule gehen lassen oder eben mit dem chauffeur herschicken, in dieses sich so benennende stundenweise offene haus.