unerwartet erwartet

9. Januar 2010

der allerunterste raum des oceandampfers, der das ganze schiff durchgeht, ist völlig leer, allerdings ist er kaum ein meter hoch. die konstruktion des schiffes verlangt diesen leeren raum. ganz leer ist er nicht, er gehört den ratten
franz kafka, 1922

völlig leer war es im riesigen loft. wo es während des arbeitsjahres so geschäftig zugehen musste, wie es in einem medienkontor, sollte der nicht bankerotte gehen, zugehen musste, herrschte eine stille, die ihn sein unaufgeregtes herz pochen hören ließ. auch alle einrichtung schien für die zeit ihres nichtgebrauchtwerdens abtransportiert, nach den betriebsferien (oder war es nur ein wochenende?) würden sicherlich und völlig unhinterfragensnotwendig alle geräte wieder an ihrem platz sein. so aber waren nur die arbeitsflächen, schlichte, an den wänden montierte klapptische, erkennbar, dazu ein paar sessel, die man hier stühle nannte. um seine dringlichen arbeiten zu erledigen (er wusste beim besten willen nicht, welcher natur die waren; gleichzeitig war klar, dass er sich nur hinzusetzen brauchte, und er würde rasch vorwärts kommen), setzte er sich in den ersten raum gleich links bei der eingangstür, es musste das zimmer der empfangsdame sein. auch hier gab es nirgendwo irgendwelche persönlichen bureauutensilien, keinen hinweis auf die hier arbeitenden menschen oder ihre lieben, wie sie gerade empfangsdamen gerne vor sich auf dem schreibtisch placierten. die arbeit (selbst bei ihrer verrichtung hätte er, gefragt, nicht sagen können, worin nun genau sie bestand) ging erwartungsgemäß rasch vonstatten. bevor er aufbrechen wollte, konnte er es, von neugierde, die keinerlei spionageabsicht entsprang, getrieben, doch nicht unterlassen, noch die riesenhaften räume abzuschreiten. im allerhintersten raum, der sich erst beim betreten zu seiner tatsächlichen größe aufblies, saß endlich kayk, schwenkte auf seinem sessel linksherum und erhob sich freundlich lächelnd bis zu einer wahrhaftigen samsongröße. du bist also derbehrtel, sagte er, als habe er ihn längst erwartet oder auf einem überwachungsmonitor sich nähern gesehen. kayk aber sah gar nicht aus wie der kayk auf den bildern, mehr onkelhaft, mit grauer stanislausfrisur und klobrillenbärtchen auf einem mondrunden kopf, und war es doch, ohne jeden zweifel, kayk, mindestens zwei meter siebzig hoch noch dazu. zu befürchten hatte er allerdings nichts. als er jedoch zu einer sein hiersein rechtfertigenden antwort ansetzte,