spüren

24. Mai 2007

mit ein paar nächten verzögerung kommen die träume. träume, in denen ich stets weiß, dass es umsonst ist, trotzdem aber alles versuche zu unternehmen, die zeit zurück zu drehen, an einer großen winde mit einem langen hanfstrick, wie bei dem tiefen brunnen im märchen.
wir treffen uns zufällig, freuen uns, reden miteinander. ich tue so, als wüsste ich nichts von seinen absichten. es gilt, das gespräch in labiler balance zu halten, damit ich ihn in einem moment der unachtsamkeit mit einem beherzten ruck von seiner dachrinnenkante zurückreißen kann, oderaber es so lange zu dehnen, bis die feuerwehr mit dem sprungtuch bereit ist. es scheint zu gelingen.
(im traum ist die zeit nicht linear, sondern hat eine konsistenz, vergleichbar der mengenlehre: jetzt, gestern, in dreitausend jahren, alles ist in beliebiger ordnung frei greifbar.)
dieses wissen um das geschehene, der trug, dahinter zurück gehen zu können, etwa, wie bei leukämie, einen knochenmarkspender aufzutreiben (und wir hätten mindestens drei gefunden, ganz sicher) scheitert nicht im traum.

ach! jenes Land der wonne,
das seh‘ ich oft im traum,
doch kommt die morgensonne,
zerfließt’s wie eitel schaum.

(heinrich heine, dichterliebe: aus alten märchen winkt es)

leider. das aufwachen zerstiebt den dritten konjunktiv. und schon der zweite ist der irrealis.