Sprechstundenhilfe

15. Mai 2006

Ein Schulkollege hat mir gesagt, dass seine dermatologische Praxis mittlerweile so gut geht, dass er eine Sprechstundenhilfe engagieren hat müssen.
Sprechstundenhilfe, was für ein Wort auch. Zum ersten Mal habe ich es im deutschen Fernsehen gehört, wohl in einer witzigen Sendung, vermutlich mit Grit Böttcher oder Ingrid Steeger. Bis dahin waren Sprechstunden etwas unangenehmes, wo die Eltern hinbestellt wurden, außerdem haben unsere Lehrer (allesamt Professoren!) zur Abhaltung derart hochnotpeinlicher Einheiten keine Assistentinnen gehabt, keine stummen Damen mit dunklen Teint, naturlangen Wimpern und vollen Lippen, die Sanftheit selbst, wie sie bei Dalli Dalli oder Am laufenden Band Kuverts gebracht haben oder Quizgäste in der richtigen Handhabung des Mikrophons unterwiesen haben, stets stimmlos für uns Fernsehzuschauer, wie gesagt. Bei Abhaltung von, sagen wir: achtzehn Unterrichtsstunden war die wöchentliche Abhaltung einer Sprechstunde jedenfalls nicht die typische Tätigkeit eines Lehrers. Worin läge also der berufstypische Wochenarbeitsablauf eines Arztes, und warum würde ihm nur bei der Sprechstunde geholfen?
So habe ich mir das vorgestellt.
Heute zu Mittag lasse ich mir, wie jedes Jahr um den zweiten Sonntag im Mai, meine Müttermale anschauen, eine gute Gelegenheit, Berndt zu fragen.
Oder seine Sprechstundenhilfe.