Ein Koch, der mir erklären musz, warum mir ein bestimmtes Essen zu schmecken habe, hat möglicherweise seinen Beruf verfehlt. Wechseln wir nun zu anderen Regionen kulinarischer Sensorik.
Es gibt Künstlerinnen und Künstler, deren Werke man unmittelbar innig liebt, eine inwendige Resonanz. Ist man ihnen in früheren Lebensabschnitten begegnet, halten sie auch einer abermaligen Überprüfung mühelos stand (Queen etwa, das Electric Light Orchestra eher weniger). In der Musik, wo ich mich einigermaszen auszukennen glaube (inwendig, weniger analytisch), sind da etwa zwei grobe Zuneigungsäste, deren Kletterer aufeinander nur mit ungläubigem Kopfschütteln schauen können. Meiner verläuft, wenn wir bei Mozart starten, über Schubert, Mendelssohn, Wagner, Bruckner und Mahler, um sich bei Schostakowitsch wieder mit jenem Ast zu treffen, der über Beethoven, Brahms und Strauss führt. Ich rede von der Hingabe, der ich beim Hören anheimfalle; ich muss mir nicht selbst erklären, warum mir, was ich gerade höre, gefällt bzw. gut sei.
Das ist jetzt keinesfalls als Geringschätzung von Beethoven, Brahms oder Strauss zu verstehen, gibt es doch etliche Werke von ihnen, die ich zutiefst liebe oder zumindest schätze. Auch können hier noch nicht genannte wie Berlioz, Schumann, Verdi, Tschaikowsky, Bartok, Schönberg, Berg, Lutoslawski, Ligeti (…) natürlich auch unmittelbar Gänsehaut bei mir hervorrufen.
Manches lieben wir eben, bei manchem wissen wir lediglich, dasz es gut (oftmals sehr gut) ist und brauchen das auch nicht weiter in Frage zu stellen.
Einige weitere Beispiele (ohne dasz ich mich oute): Velazquez, Goya, Klimt, Schiele, Picasso (welcher?), Bacon, Lassnig, Rainer, Nitsch; Flaubert, Stifter, Kafka, Joyce, Svevo, Musil, Roth, Mann, Doderer, Nabokov, Borges, Bernhard, Jelinek, Jonke; Rilke, Morgenstern, Trakl, Kästner, Celan, Bachmann, Artmann, Jandl, Mayröcker.
Der Pegel eines Meszgeräts für emotionalen Ausschlag würde recht unmittelbar anzeigen, was ich liebe. Noch einmal: Es wäre keine Auskunft über die Qualität der Kunstwerke, für die der Name der sie Schaffenden steht.
Mayröcker, im Juni entrückt, ist mir so eine. Tiefe Verneigung.
(Wenn auch umständlich.)