(Nachgestellte Gedanken)
Es taucht die Frage auf, wie so originelle und humorbegabte Komponisten wie Kurt Weill (Ich sage nur Dreigroschenoper – Siehst du den Mond über Soho?) oder Paul Hindemith überhaupt in die Lage kommen mussten, so, nunja, witzlos, bierernst und völlig ironiefrei zu agieren. Erwähnt sei etwa Hindemiths Travestie von Richard Wagners „Ouvertüre zum ‚Fliegenden Holländer‘, wie sie eine schlechte Kurkapelle morgens um 7 am Brunnen vom Blatt spielt“, es ist ein Stück für Streichquartett (entstanden 1925), und wahrlich ein gelungenes Musterbeispiel der doch recht problematischen Disziplin Humor in der Musik. Kierkegaard bemerkt zum Humor, recht treffend, dass dieser immer durch Pathos gegengewichtet sein muss, und das gilt natürlich umgekehrt auch, Pathos ohne Abfederung im Humor ist etwas Hölzernes, aus Sperrholz, nachgerade (sage ich, Blechbläser). Hindemith übrigens hat sich selber immer gerne einen Musikanten genannt (berichtet uns Carl Zuckmayer in seiner Autobiographie), und das ist doch ein sympathischer Zug in unserer nicht ganz vor Dünkeln gefeiten Zunft.
Ich frage mich auch, ob die Kunst der Zeit der Weimarer Republik überall so eckig, ungeschlacht und so derart nicht zum Warmwerden sein musste, stelle die Frage in den Raum, man belehre mich. Wie schaut es mit dem Bauhaus aus? War dieser Zeit ein derartig übermächtigs Vorauswissen der herannahmenden und bald hereinbrechenden Katastrophe eingeschrieben? Als gäbe es rein gar nichts zu lachen beim Tanzen am vulkanischen Abgrund. Alles Anthrazit.