Dienstag, 20. Jänner 2015, ca. 21.30
Wiener Konzerthaus (A), Berio-Saal
Schule des Staunens – Nachspiel
bienenfleißig
Mir gefällt nämlich das Wort bienenfleißig, und eine oberflächliche Vorausrecherche zum Barberini-Papst Urban VIII. auf Wikipedia hat mich zusätzlich neugierig gemacht. Was man doch alles mit Fleiß zusammentragen kann, als Bienenzüchter. Komplementär dazu muss mir Lars Gustafssons »Tod eines Bienenzüchters« einfallen, ein Buch, für das man ein Leben lang dankbar sein kann (Haushofers »Die Wand« gehört auch dazu). Vielleicht ziehen überhaupt die Bienen durch meine Betrachtungen, schwänzeltänzelnd und bienenfleißig selbst mitten im kalten Winter.
Mir gefällt zudem, dass der Bienenzuchtverein Sulzbach-Rosenberg in der schönen Oberpfalz sowohl Bildnis als auch Bienenwappen Urbans VIII. auf seiner Homepage als Teil seiner Identität präsentiert. Dass aber Kapsberger niemals deutsch gesprochen haben dürfte, enttäuscht mich schon ein wenig.
Urban VIII. verwandte große Summen für bauliche Maßnahmen in Rom, wovon heute noch die allgegenwärtigen Bienen seines Wappens zeugen, die Arbeit, Sparsamkeit und Süße symbolisieren. Am 18. November 1626 weihte er nach 120 Jahren Bauzeit den Petersdom ein. Dass er für Berninis Altarbaldachin über dem Grab des Petrus vom Pantheon die noch vorhandene Bronzeverkleidung entfernen und einschmelzen ließ, ist eine von ihm selbst lancierte Legende, um aufkommende Kritik abzufangen; vielmehr wurde die Bronze für Kanonen verwendet. Auch viele andere antike Baudenkmäler litten unter seinen Baumaßnahmen. So gab er das Kolosseum in Rom als Steinbruch frei, so dass noch heute in Rom das lateinische Sprichwort umgeht: »Quod non fecerunt Barbari, fecerunt Barberini« – »Was die Barbaren nicht schafften, schafften die Barberini«. Er ließ die Engelsburg verstärken und mit modernen Kanonen ausrüsten. Das südöstlich von Rom gelegene Castel Gandolfo wählte er zu seiner Sommerresidenz.
wikipedia (14.10.2014)
Das Konzert, auf das ich mich (derart und ganz anders) mit Posaune und Stimme erzählend implizit/explizit beziehe, beginnt um 19.30 im Mozart-Saal. Mein Beitrag geschieht diesmal als Nachspiel, und wir werden sehen, ob ich da auch Protagonisten von vivante begrüßen darf.
Liebe am Hof des Bienenkönigs
Wie fleißige Bienen sollen Künstler und Wissenschaftler Papst Urban VIII. alias Maffeo Barberini in Rom umschwärmt haben, der die Bienen im Wappen trug, die noch heute die gedrehten Säulen des von Gian Lorenzo Bernini gestalteten Hochaltars des Petersdoms bevölkern. Geschaffen wurden sie aus Kupfer des antiken Pantheons, weshalb man die aristokratisch herrschende Papstfamilie der Barberini mit den Barbaren gleichsetzte. Und auch in Liebesbelangen war der päpstliche Hofstaat nicht zimperlich. Davon handelt auch die aus dem Barberini-Umkreis überlieferte Musik von Giovanni Girolamo Kapsperger, die Amor profano und sacro in allen ihren Ausprägungen besingt, von der Schönheit der Geliebten ebenso schwärmt wie sie über das Leid des Liebenden klagt oder, geistlich geläutert, in zerknirschte Reue versinkt und Gott inbrünstig um Vergebung anfleht.
Interpreten
vivante, Ensemble
Tore Tom Denys & Erik Leidal, Tenöre
Christopher Dickie, Theorbe, Barockgitarre, Colascione
Anne Marie Dragosits, Cembalo, Orgel
Daniel Pilz, Viola da Gamba, Barockgitarre
Reinhild Waldek, Barockharfe, Blockflöte
Werke
Giovanni Girolamo Kapsberger (ca. 1581–1651)