Schrecksekunde

9. August 2021

bauz!
historisches Türöffnungsgeräusch, Frankfurt a.M.

attacca
musikalischer Plötzlichkeitsbegriff

Wir haben uns seinerzeit allesamt nicht gefürchtet vor einem plötzlich hereinspringenden Schneider mit Riesenschere, und welche Mutter hätte das auch zugelassen.

Weinende Mädchen pflegte dereinst man mit »bis d’heirat’st is’ guad« zu vertrösten. Trostzuspruch für Knaben war keiner vorgesehen: Alle Indianer, Analgetiker, von Geburt an.

Hat es je eine Türe gegeben, deren Klang bei plötzlicher Öffnung auch nur im entferntesten an bauz! gemahnte? Allein dieser Umstand beweist, dass die ganze Geschichte auf dünnen Beinen steht, dünner noch als jene vom Suppenkasper am dritten Tage.

Der jüdisch-christlichen Zeitrechnung genügen bereits vierundzwanzig Stunden mit einer Sekunde vor- und nachher für die Dauerbehauptung dreier ganzer Tage.

Wie ich das erste Mal das Wort Schrecksekunde gehört habe, habe ich mich gefragt, was das wohl sei, eine Schrexe, dass es darüber eine ganze Lehre (Schrexologie?) gebe: Natur, Heimat – was das ist, hatten wir bereits in der Volksschule längst verstanden und wissen es bis heute, ohne alles Wanken.

Uns kann nichts erschüttern.