paululum /6

1. September 2006

Im Fortschreiten seines Studiums war der Kontakt zu P., dem Müßigen, weniger geworden, er musste sich fern halten von so viel Trägheit, und er tat gut daran. Schließlich war die Verbindung ganz abgerissen.
Unlängst, als er sich für eine gute Woche in seiner Studienstadt aufhielt, traf er ihn dann wieder, nachdem er ziemlich umständlich nach ihm recherchiert, ja, fast gefahndet hatte. Er fand ihn unverändert, und das ist das vernichtendste, was man an einen Menschen, den man mehr als zehn Jahre nicht gesehen hatte, bemerken kann, bzw., schlimmer noch, muss: P. brachte sich mit leichten Gelegenheitsjobs durch, nichts Fixes jedenfalls, sicher ist sicher.
Er merkte, wie gleich wieder der alte Unwillen in ihm hochstieg, fragte ihn, wie jemand, der so viel gelesen habe, nicht damit etwas machen wolle, anwenden eben, zitierte ihm einen seiner Lieblingssätze vom Bau der chinesischen Mauer, der so gut auf P. passte, wie er fand, Es gibt vielleicht kein kaisertreueres Volk als das unsrige im Süden, aber die Treue kommt dem Kaiser nicht zugute, und achselzuckend wurde dem beigepflichtet: Jo mei.
P., so stellte er sich und ihm vor, müsse doch ein perfekter Buchhändler oder Bibliothekar sein. (Er konnte nämlich wirklich gut über Bücher reden, sodass die Leselust in einem aufkam.) Nein, sagte P., es würde ihn zu sehr seiner Freiheit berauben, außerdem müsse er dann lesen, und er wolle lesen können, auch wenn es sich wahrscheinlich um die gleichen Bücher handle.
Er resignierte. Und doch, sonderbar, eine Portion Respekt nötigte ihm P.s sich der Welt verweigernde Haltung schon auch ab.
P., dieser säkulare Einsiedler des Geistes.