Gestern haben wir das master so gut wie fertig gemacht, ich kopier’s noch schnell und schick’s dem Michael nach Steyr, damit er weiß, wie’s klingt und sich seinen grafischen Kopf ordentlich zermartert.
Drei Teile hat die CD bekommen, das war ja auch irgendwie klar, habe ich doch in drei Räumen – der Peterskirche, dem Karner und der Schlosskapelle aufgenommen, Anfang Sommer in St. Lambrecht. Das macht auch drei Silben, wie par-lan-do. Und italienisch ist der Titel (und auch die Stücke werden italienische Namen tragen), weil es geht ja um pure Musik, die wurde die längste Zeit italienisch beschrieben, zumindest die Tempoangaben, (ich weiß, schon Berlioz hat die erläuternden Zusätze französisch geschrieben).
Musik jedenfalls ist bei mir Reden, im Fall von parlando ein spontanes Reden. Wie man ja auch, wenn man miteinander spricht (und sich was zu sagen hat) letztlich improvisiert; man einigt sich (in der Regel unausgesprochener Weise) auf ein Thema, dann kommt das Werkl ins Laufen: Vokabel, Grammatik, Syntax, Gliederung, Rede und Gegenrede. Und idealer Weise einen feinen Wein dazu.
Abgesehen von diesem gepflegten Gespräch gibt es auch (und vor allem) die herkömmliche Standardsituation des Sprechens, die alltägliche Gebrauchssprache, sGott, eine Melange bitte, Kannst du bitte deine Tür leise zumachen und so weiter.
Schon kurios, dass es genau einen Beruf gibt, wo überwiegend nicht Spontanes geredet wird; und das Publikum geht ins Theater, um sich das anzuschauen. Die Schauspieler werden gewissermaßen dafür bezahlt, dass sie uns vorspielen, ihre wohlgeprobten Dialoge entstünden im Augenblick, seien das richtige Leben.
Und wie ist das mit der Musik?
Auch hier wird meist stark Vorherbestimmtes wiedergegeben; die Jazzmusik behauptet von sich, sehr starke Improvisationsanteile zu haben. (Ich bezweifle das.) Und manche (es sind wenige) lassen sich darauf ein, gänzlich blank aufs Podium zu gehen und im Augenblick etwas erstehen zu lassen. Auch hier gibt es natürlich Fraktionen und Untergruppen, sektenhaft mag es oft anmuten: Frei, aber bitte nur ja keine Melodie, kein rhythmisch-melodisches Kontinuum etc… Ja wie denn, kann nicht frei sein auch bedeuten, dass es nicht unstatthaft sei, die Füße zum Gehen, den Hintern zum Sitzen und die Finger zum Nasenbohren verwenden zu dürfen? (Obwohl: es war schon Büchners Lenz unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte)
Um all das geht es bei parlando.
Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht.