Seine blühenden Kantilenen sind immer noch hörbar von Berg und Schönberg informiert. (…) Nichts und niemand hätte ihn daran gehindert, (…), kecke, in Zwölftonschritten hüpfende Paraphrasen auf Chet Baker und Bob Zieff [erg.:](zu spielen).
Ronald Pohl, derstandard.at
Sie sind ein Kenner
Loriot, Anstandsunterricht
Huii, Berg, Schön-berg, Zwölf-ton-schrit-te: Al-ler-hand! bzw. Sap-per-lot!, da hat der Herr Rezensionist aber ganz genau zugehorcht, und wahrlich brilliant muss er hören. Insbesondere Schönbergs autoprophetische Vision, die Spatzen würden dereinst seine Melodien von den Dächern pfeifen, hat er hiermit, wenn auch mit (weitaus!) größerem Hirn versehen, eingelöst. Was für eine Hörbegabung! In der Branche sagt man über so einen Erhörer, er verfüge über ›Million Dollar Ears‹. Herr Pohl möge doch bitte auch noch Tonmeister werden, die Welt wird es Ihm danken.
Je-doch – STOPP! – : Bitte, was soll dieses unsägliche Geschwafel bar aller Fakten? Will sich Herr Pohl zur nüchternen Mießgang dazuschreiben? (Damit wüchse sich dieses Altbubenduo zu einem regelrechten All-Star-Trio aus.)
Da beschreibt der Rezensent einen legendenumwölkten Jazzaltmeister als Zentralfigur eines improvisierenden Kollektivs – was er (ich war dabei und habe es selbst gehört!) aber nicht war und garnicht sein sollte noch wollte: Er spielte einfach das, was er immer spielt, wenn er so dahinspielt; was er auf Nachfrage übrigens stets gern (und liebenswürdig uneitel) bestätigt. Herr Pohl hätte ja, ganz einfach, nachfragen können, anstatt das zu schreiben, was man immer so dahin- und daherschreibt, wenn man gscheitlerisch über Koglmann (wen sonst) schreibt. Immerhin aber hätten wir es beim Standard mit einem Anspruch darauf erhebenden sog. Qualitätsmedium zu tun: Bitte fangt doch ganz bei den Basics an, glaubwürdig zu erscheinen. Wie es aussieht, könnten wir euch nämlich noch brauchen, dringend – wenngleich der höchste Dringlichkeits- und Befürchtungsgrad derweil aufgeschoben, aber leider sicher nicht aufgehoben sein dürfte.
Zwölftonschritte lassen sich übrigens auch ganz einfach als das, was sie sind, benennen: Oktaven. Klingt halt weniger fachverschwurbelt, ist aber richtig so; wenngleich kaum ein (kein!) Blechbläser (und keine -in) in derartig weiten Tonsprüngen hüpfend paraphrasieren wird. Der Chetgott aber hat’s auch nicht getan, ich weiß es.
Noch einmal also: Die Basics, auf denen wollen wir aufbauen. Wir brauchen Standards. Ohne Wunschpetersilie in den Ohren oder rosarote Anhimmelbrillen, wo es garnicht nötig ist; nein, generell. Einfach good old fact based journalism. Thank you.
Can you hear me?
(I don’t think so.)