Es war ein gutes Jahr.
Wieder wurden die zahllosen, vom Kameraauge meines Tablets heimtückisch aufgenommenen Videos, in denen man mich, als Hauptdarsteller meiner selbst explizite Filmchen betrachtend, heftig Hand an meine Mitte legen sehen kann, an sämtliche in meiner Adressdatei gespeicherte Kontakte nicht versendet, und das, obwohl ich nicht fristgerecht die 3.000 Dollar in Bitcoins bezahlt habe.
Auch meine Festplatte (eig. die meines Computers) wurde nicht verschlüsselt, und auch hier habe ich nicht fristgerecht überwiesen, noch dazu unter Ignorieren der wahrlich horrenden Verzugszinsen.
Das Jahr hat so viele Möglichkeiten geboten. Ich kann jederzeit alle ennuyierten Singlefrauen mit Tagesfreizeit in der Nähe (Google weiß gottlob stets, wo ich mich befinde; ich weniger) kontaktieren. Egal wo ich gehe, es blinzeln mich alle permanent an, jedoch geht mir keine über Julia aus meiner Umgebung, die fast täglich mein Profil besucht: Mit ihr im Talon bin ich für alle Eventualitäten gerüstet, wenn die Singlefrauen dann doch keine Zeit haben sollten, was ja, obwohl in höchstem Maße unwahrscheinlich, immerhin passieren kann.
In welcher Epoche war die Menschheit derart von einem Ring aus garantierten Sicherheiten umgeben wie der unsrigen? Ich sag’s ja: Es war ein gutes Jahr. Als nächstes nehme ich mir die Business-Opportunities vor, wie sie täglich hereintrudeln; das Investment Project von Herrn Mr. Richard Sun from Hong Kong erscheint mir am erfolgversprechendsten, es steht fifty-fifty, denn er hat außer mir nur Roger Jones angefragt, und he!, mit dem werde ich wohl noch fertigwerden! (Unter uns: Es geht um Mil-li-ar-den!)
Und auch den 5G-Chip, den mir Bill Gates bei der, wie sich herausgestellt hat, erfreulich nichtflächendeckenden angeblichen Testabstrichnahme mittels eines als Wattestäbchen getarnten Applikators in der Nasenhöhle verankern hat lassen, kletzl ich mir heute noch mit meinem inzwischen von mir gezielt wachsen haben lassenden Nagel am Kleinen Finger meiner linken Hand geschickt schraubschabend aus dem rechten Nasenloch. Was wird es denen krachen in ihren Wanzenkopfhörern! Von wegen, schickst du mir eine Ansichtskarte, wenn du oben bist? Nasenbohren ist Wi-der-stand!
Nächstes Jahr wird alles besser.
Noch einmal viel besser.