Das ist ja eine wirklich schöne Überraschung, Elfriede Jelinek hat den Nobelpreis für Literatur zugesprochen bekommen, da ist uneingeschränkt zu gratulieren, und unverzüglich wurde im Kaffeehaus (beim Weingartner wie auch im Westend, einem ihrer bevorzugten) in den Tageszeitungen das Wesentliche unterstrichen, mit BIC-Kugelschreiber zittrig hingekraxelt: dass ihr Vater aus einer jüdischen Familie (Kommentar: no, na!) stammt und dass sich Jelinek ganz passabel auf Dreck reimt und dass sie mit Genuss immer wiederÖsterreich in diesen Jelinekdreck zieht und man sich also trotz immawiedaöstaeich nicht uneingeschränkt freuen darf und wer hat den Nobelpreis denn aller nicht bekommen und wer hat ihn bekommen, das muss man sich auch einmal anschauen, man denke nur an Karl Schranz 1972 in Sapporo…
Erinnern wir uns: entweder man liebt Kunst und Kultur oder E. J. & Co… Österreich ist in seinem Freudentaumel aufgerufen, sich einmal mehr in seiner Kunst des Entwederundoder zu beweisen, und es gelingt selbst der Kronenzeitung, Gratulationen also, von allen Seiten, ein jeder halt auf seine Faà§on.
Die Nachricht an sich aber ist unglaublich, und ich habe sie, seit ich es erfahren habe (es war Donnerstag, zehn nach Eins), immer wieder via Internet, Radio etc. verifizieren und in der Folge in allen erreichbaren Zeitungen die gleichen Zitate nachlesen müssen, immer wieder, immer wieder, zwickts mi, i man i tram. (Ich kann mich an wenige Situationen eines derartigen Nichtwahrhabenkönnens erinnern; diesmal ist der Anlass zum Glück ein sehr erfreulicher.)
Amüsant ist, dass der zeitgleich und seit Wochen als Spitzenmeldung des Tages angekündigte Wechsel in St. Pölten (K.K. folgt auf K.K., alles bleibt besser) komplett hinweggespült wurde, da kann nicht einmal unser Kaiserselig helfend eingreifen (und schon vorher wollte er aufs Nobelpreiskomitee auch keinen rechten Einfluss ausüben).
Also noch einmal, liebe E. J., herzlichen Glückwunsch; ich verspreche, dass kein Knopfloch auf meinem Sakko für Deinen Großen Preis reserviert ist. Hermann Maier – wenn schon nicht Karl Schranz – eignet sich dafür ohnehin besser. (Der aber auch nicht so recht. Wie wäre es mit Andi Goldberger?)
immer wieder nobelpreisen
8. Oktober 2004