Neujahrsgruß

6. Januar 2005

Wie ich am Neujahrstag meine Eltern angerufen habe, bin ich in eine emotionale Zwischenwelt gestürzt, auf einmal persönlichst betroffen und ohne den Schutz der nur einseitigen Bekanntschaft, wie sie in Projektion zu tragischer Prominenz von Jochen Rindt bis zum Enkel des thailändischen Königs besteht: Meine Mutter erzählte mir, dass mein Freund Josef mit seiner Familie der Flutwelle relativ leicht verletzt entkommen war. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie in der Katastrophenregion auf Urlaub waren und mich über meine anonyme Betroffenheit hinaus nicht gesorgt. Jetzt auf einmal musste ich mir augenblicklich die ärgsten Sorgen machen, und zeitgleich (eigentlich vorher schon) kam das Aufatmen, dass, um mit dem gestern beprochenen Herrn zu reden, Alles OK ist.
Sein Abheben beim ersten Klingelton war einer meiner glücklichsten Momente überhaupt. Schon merkwürdig, alle Gefühle von extremer Sorge bis totaler Erleichterung auf einen Emotionspunkt konzentriert zu erleben. Ich stelle mir vor, dass das eine Situation wie vor dem Urknall ist, wo alles (und sein Gegenteil) gleichzeitig und in höchster Dichte existiert.

Ich wünsche Ihnen, solche Erlösungen auch erleben zu dürfen. Es gibt sie, in jedem Leben, will ich hoffen.