Nabucco /1

11. August 2005

Nabucco ist, wie gesagt, ein bei häufigen Sensationsgastspielen sehr beliebtes Opernspektakel, je bombastischer, umso besser; und jedermann kann sich seine sommerliche Bescheinigung ausstellen, Kulturmensch zu sein. Im Winter genügt dafür die verkaterte Betrachtung zumindest der zweiten Hälfte des Neujahrskonzerts.
Beiden Ereignissen gemein ist das Warten, und das ist im Winter, vorm Fernseher, einfacher: Ganz am Schluss kommen sie, ganz sicher, zuerst, fürs Gemüt, der Donauwalzer, dann, zum Korrekturseidel, der Radetzkymarsch.
Das Warten bei Nabucco ist auch ein doppeltes, allerdings mit größerer Ungewissheit: Zuerst warten alle, bis er endlich kommt, der berühmte Gefangenenchor, dann wird auf die Uhr geschaut, bis sie endlich aus ist, diese ewige Singerei: Nabucco, die Warteoper schlechthin.