Mitgefüll

7. August 2024

Gefühlt seit zumindest einem Jahr ist die Abraummulde vorm Haus gegenüber gestanden, und man hat sich, gewissermaßen passiv, irgendwie gefragt, welcher Umbau in welcher Wohnung auf Nummer 23 der malerischen, bombenschadenfreien Altstadtgasse denn derart lange dauere, noch dazu ohne diese praktischen ausfahrbaren Trichterabschuttrohre mit Großkübelquerschnitt, ganz zu schweigen vom fehlenden, emblematischen Stemm- oder Schremmlärm.

Da kein akut anschwellender Inhaltszuwachs zu erkennen war, ist es auch nicht zum üblichen periodischen Muldenaustausch gekommen. Sie war wohl einigermaßen angefüllt, mit merkwürdigem Krempel, und von Zeit zu Zeit sind auch ein paar Sachen dazugekommen, bei denen man aber nicht recht erkennen konnte, ob das Zeug aus dem 23er-Haus oder von opportunistischen Privatentsorgungsegoisten stammte. Alles in Allem eine nicht wirklich zuordenbare Rätselmulde, da unterm Fenster.

Eine Spur zur Lösung des Rätsels (das, wie dargelegt, so explizit gar nicht gestellt war), welcher Sonderart die Mulde (gewesen – aber: abwarten!) sein könnte, zumindest eine Andeutung, bot sich eher zufällig, und das heiße Stichwort hieß: Messias. Ein Mieter (m/w/d – keine potenziell weiteres enthüllenden Andeutungen!), so sickerte es durchs Grätzel, hält sich (so schnoddrig dahergesagt wie wertschätzend gemeint) für den Messias und lebt seinen Messianismus so aus, dass sich die Mitbewohner im Haus bereits beim Vermieter beschwert haben. Der aber ist ein mit einer Extraportion Empathie versehener Mensch, das Gegenteil von einem Miethai (ja, sowas gibt es!), was im Viertel hochachtungsvoll anerkannt ist: Wir wissen, was wir an ihm haben. Er war jedenfalls gleich damit einverstanden, dass vom im Viertel (gleich im Nebenhaus) rege aktiven Verein pro mente Oberösterreich – Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit eine gesichtswahrende, nunmehr als solche zu bezeichnende Messimulde vors 23er-Haus aufgestellt werde, in die die prekäre Person nun ihren Krempel nach Herzenslust (oder -frust) schmeißen kann, und da die Mulde schlussendlich abtransportiert wurde, besteht Hoffnung.

Indes, wie zu vernehmen ist, sieht es ganz so aus, als wäre bald wieder der Messimuldenabstellservicelastkraftwagen (MMASLKW) zu hören: Eine geht immer noch.

O Herr!