Luxus

8. August 2006

Er trat aus dem Kaffeehaus. Während er sich drinnen besprochen hatte, hatte es zu regnen begonnen. Die ersten Meter, etwa bis zum Parlament, empfand er es als regelrechten Luxus, nach dieser Rekordjulihitze endlich wieder einmal frösteln zu dürfen. Dann, bis zum Mannershop, wo er sich so einen praktischen schweinchenrosa Regenmantel kaufte und gleich überzog, begann er bereits zu hadern, dass es nicht so etwas wie einen thermischen Notgroschen gab, ein Konto, auf dem man Kälte und Hitze speichern könnte mit der Möglichkeit, bei Bedarf die benötigte sinnliche Erinnerung gegen die aktuellen Außenbedingungen gewissermaßen gegenzurechnen.
Ihm fiel ein, dass Thomas Mann im Doktor Faustus ein sehr plausibles Bild der Hölle gezeichnet hatte, als einen bzw. zwei Orte, an dem es unerträglich heiß sei, aber dort drüben habe es die ersehnte Kälte, kaum sei man dort angelangt, dränge es einen augenblicklich wieder nach der Hitze, die einem jetzt wie der Himmel und so weiter, hin und her ad infinitum: Die Hölle bestehe im Hinundherwollen- bzw. -müssen.
So weit war es jetzt, an jenem dritten August zwischen Eiles und Stephansplatz noch nicht, dachte er sich, stellte er sich vor.