liturgymnastisch

27. Oktober 2020

Tschechien und Slowakei: Strenge Regeln für Gottesdienste
orfon

ich bekreuzige mich 
vor jeder kirche

ich bezwetschkige mich 
vor jedem obstgarten


wie ich ersteres tue 
weiß jeder katholik 
wie ich letzteres tue 
ich allein

Ernst Jandl, zweierlei handzeichen

Wir kennen es vor allem von Begräbnissen: die verstohlenen Seitenblicke, mit denen sich passiv vom Glauben abgefallene Exilchristen zu vergewissern trachten, ob sie jetzt stehen, sitzen, niederknieen, knieen, hinsetzen, aufstehen, sich niedersetzen, hinknieen, aufstehen, beim Losgehen die Knie zum eingesprungenen Telemark beugen, zugleich das daumendreifache sog. Kleine Kreuzzeichen machen müssen, welche Zauberformeln sie die Lippen nur bewegend stumm ausbringen müssen, damit sie nicht auffallen bei der unbekannten Verwandtschaft, es wird ja so viel geredet und dabei gar nicht einmal mehr auf Latein!

Gut, wenn es jetzt, zumindest für Tschechien und die Slowakei (warum sagt man eigentlich, gegenanalog, nicht »Slowakien«?) dafür verbindliche Regeln gibt.

(Liturgie in dem Sinn, das wäre was anderes, inwendigeres: Gott, anarchischer HErrscher!)