Lamentationes

11. März 2005

(Zum heutigen Konzert im Dom zu Klagenfurt)

Seit jeher verschafft sie den chthonischen Gottheiten der Unterwelt Gehör. Geht es um die Letzten Dinge, schweigt die hell strahlende Trompete; von Monteverdi über Mozart, Schubert, Berlioz, Bruckner, Mahler und Schostakowitsch bis zur Gegenwart greift die Posaune ins Geschehen ein. Zugleich gilt sie als das himmlische Instrument schlechthin (sehen wir von der Harfe ab). Was wäre die Apokalypse ohne Posaune, und die Mauern von Jericho wären vor einem Blockflötenensemble sicher nicht eingestürzt.

Meist handelt es sich bei der solistischen Posaune, um eine, die sich mit bald klagendem, bald bronze strahlendem Klang aus dem Orchester erhebt.

Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn ein Instrument unbegleitet in einem großen Raum, gar in einer Kirche erklingt: Auf einmal wird die fragile Natur jedweden Tönens offenbar, der Spieler ist auf sich selbst zurück geworfen. Das klingt karg, unvermittelt ist der Hörer mit einer Intimität konfrontiert, die anzunehmen durchaus fordernd sein kann.

Dom Kagenfurt / Guerino
© Armin Guerino

Ich stelle meine Klänge in einen jeder barocken Opulenz demaskierten Raum. Das erfordert meinerseits eine Klarheit, die keinerlei Schnörksel zuläßt, und in der jedes Scheitern mit angenommen sein muss. Es ist eine Innenschau, die nach außen projiziert wird, entsprechend der wunderbar schlichten Raumgestaltung von Armin Guerino.

Ich lade Sie ein, in diese Klänge hinein zu hören.

Bertl Mütter

PS: Im Italien des 15. Jahrhunderts war unter den Fragen, die ein Beichtvater einem Musiker zu stellen hatte, die, ob er in der Kirche ,Ballaten‘ gespielt habe. (Es handelte sich um eine Todsünde.)