Krampf

23. Juni 2005

Vierzehnter Juni. Wir werden gegen halb Neun in Linz abgeholt und fahren nordwärts, an den Rand des Böhmerwalds nach Ulrichsberg. Aus dem Saurüssel heraus kommen wir mitten in einen Wolkenbruch (in letzter Zeit sagen sie dazu im Radio Starkregen; man meint offenbar, den Defekt, den eine Fraktur nun einmal darstellt, mittlerweile, wie es so schön heißt, im Griff zu haben), es ist stellenweise stockfinster, wesentlich dunkler, als es in einer gewöhnlichen Dämmerung wäre. Und vor uns, wo sich das weite Land ausbreitet, die ganze Stunde sekundenlange Blitze, die das Gras am Straßenrand in taggleichen Farben leuchten lassen. Als hätte der Himmel Krampfadern: Trotzdem wir im Auto keinen Donner hören, fühle ich mit den Schenkeln des schmerzverzerrt schimpfenden Himmelvaters (oder ist es Rübezahl?).
Was mir noch auffällt ist, dass, immer, wenn unser Fahrer nach einer Gleitphase erneut aufs Gas steigt, zeitgleich ein besonders heller, langer und krampfiger Blitz den Horizont nieder fährt.
(Gegen Krampf in den Haxen aber ist Magnesiumbrause ein recht taugliches Mittel, heißt es.)