Klagenfurt / bockeln /1

15. März 2005

Der Klagenfurter Hauptbahnhof wird generalsaniert; sehr schön kommen jetzt die weiland (Anfang der 50er-Jahre) skandalisierten Fresken von Giselbert Hoke zur Geltung.
Im Zuge des Umbaus werden auch die Aufstiegshilfen zu der über den Geleisen gelegten Personenbrücke den Erfordernissen einer modernen Zeit angepasst und transportieren uns schon jetzt bequem zwischen den beiden Ebenen.
Nimmt man die Rolltreppe in die Bahnhofshalle, hat man das Gefühl von einem himmlischen Herabsteigen; aber auch im gläsernen Lift ist es ein zu jeder Zeit gut einsichtbares Herabschweben.
Sollte also demnächst einmal der größte Sohn dieser kleinen Stadt (nein, nicht Robert Musil oder Ingeborg Bachmann – die ja eine Tochter wäre) mit dem Zug anreisen, und, gesetzt den Fall, es wäre ihm, bescheiden, wie er nun einmal ist, unangenehm, so mit weißem Schal herab zu schweben, oder (das wäre in Anbetracht seiner bald einundsiebzig Jahre nicht unwahrscheinlich) er hätte Kreuzweh (da kann es, weiß ich mit meinen Vierzig schon, recht schmerzhaft sein, auf eine doch nie ganz rund laufende Rolltreppe aufzuspringen), er könnte sich völlig risikolos selbst allein mit einer, stelle ich mir vor, drallen, blondgiftigen jungen Dame in den Lift begeben, denn nirgendwo auf ihrer gemeinsamen vertikalen Reise würden sie unbeobachtet bleiben, keine heimtückischen Vorwürfe könnten dem armen, alten Bockelmann über sein angeblich unzüchtiges Verhalten in einer uneinsichtigen Grapschfalle, die ansonsten, wie er uns wissen ließ, ein jeder Lift für ihn darstellt, unterstellt werden.

(Aber meistens kommen die Züge aus Richtung Wien ohnehin auf Gleis 1 an.)

PS: Wer kann sich noch an Curd Jürgens erinnern, wie er das schöne Lied Sechzich Jahre und kein bisschen weise mehr gesprochen als gesungen hat?