die alte gräfin, wie sie sie nennen, sie wird bestimmt heesters (anm.: korrekte bezeichnung für unbestimmt überalt), bei der gallenkonzentration in ihrem vorgeblich blauen blut. im restaurant, in das sie zumindest täglich kommt, hat sie ihren winkerlplatz, sodass man ihre knappen befehle gut durchs gewölbe hören kann – sie benutzt eine nur von ihr belegte frequenz -, auch ihre halblauten kommentare zu den regenbogenbunten informationen aus dem lesezirkel am kamin. von zeit zu zeit (die abstände verkürzen sich mit ihrem zunehmendem damenspitz) teufelt sie ab, genau so, wie man sich als kind die knusperhexe vorgestellt hat. beim zahlen dann die augenzwinkernde frage des obers: a kärntnataxi, frau gräfin? sie nickt, energisch, und lallt: bei mia gibts nua a kärntnataxi, dos wissn sie doch eh, in a aundos steig ih do goanit ein! zehn minuten, in denen sie nicht weiß, ob sie sitzen oder stehen soll, muss sie warten, dann kommt der schwarzhaarige echtkärntna, sie hängt sich bei ihm ein, und sie verlassen den salon.
der ober, befragt, achselzuckend: jaja, sie werde eh kaum mehr von taxis mitgenommen, etliche verweigerten ihr bereits die mitnahme. und wenn sie erführe, dass er in seiner herkunft ein halber tscheche sei, sie würde sich nicht mehr von ihm bedienen lassen, gonz sihalih nit. – ob man ihr nicht einfach hausverbot geben solle, und die sache hätte sich? – ja, eh, sie haben schon recht, und das ist ganz meine meinung. aber die würde so einen wind machen, was glauben sie was das für ein skandal wäre in diesem land.
d a s ist der skandal. es wäre nämlich so einfach.
kärntnataxi
4. April 2010