zuviel! zuviel!
richard wagner, tannhäuser und der sängerkrieg auf wartburg
du sitzt im ersten bürgerlichen hotel in der angeblich mittigsten mitte österreichs (markiert durch einen über drei bacharme gespreizten mercedesstern; man kann ihn bequem vom wohnzimmerweltraum aus sehen), uns ist der erste fußballfreie tag seit menschengedenken vergönnt (menschengedenken: immer noch kürzere perioden), du sitzt am klo, liest in einem buch*, das unvorstellbar entsetzlich recherchiert ist, mit einer sprache, die allerhöchstens den durchblätterern einer maturazeitung als originell vorkommen dürfte, am klo sitz du und liest sätze für die ewigkeit wie „er isst eine wurstsemmel und macht kein geheimnis daraus.“, dir sind die füße längst schon elektrisch eingeschlafen, vorm prekären aufrichten erspähst du am klopapier, nein, keine interessanten quizfragen aus der welt des fußballs, sondern weiß in weiß im weichen papier eingeprägt delphine, bitte wie kommen die da her und wie kommen die zu derart zweifelhaften ehren? … „ich blende alles aus. ich bin gar nicht da. ich, das ist nur meine übelkeit und die aussicht, von hier wegzukommen.“
alles endet. dann aber kommt das nächste kapitel, gnadenlos. wie heißt es bei oscar wilde: „am ende wird alles gut. wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das ende.“
am nachmittag folgt die plättenfahrt, ohja, wir kommen hier raus! und doch, um glavinic, der meint, sich aus sich selbst wegdenken zu können, mit glavinic zu widersprechen: „das bin doch ich!“, also er.
jedes ich ist glavinic.
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* thomas glavinic: „unterwegs im namen des herrn“, münchen: dtv, 2014. die zitierten textstellen finden sich auf den seiten 8 und 180.