gwirks /1

23. März 2007

(anm.: ab heute wird klein geschrieben)

du schreibst ein stück (es ist immer nur ein stück, kann nie der ganze kuchen sein), notierst, formulierst spielanweisungen, schön schreiben!, klar formulieren!, je besser du deine gedanken in worte zu fassen vermagst, umso geringer sind die reibungsverluste, umso mehr kommen wir beim proben zur musik selbst, und darum geht es ja. dann stellst du fest, dass genau bei diesem werk dieses vordringen zum innersten der musik selbst zum eigentlichen anliegen, ja zu einem kategorischen imperativ! geworden ist, nach und nach kommst du dir auf die schliche, du willst aber nicht zu viel erfahren, nicht zu viel auf einmal, es wäre zu gefährlich, wer bitte hat seine vivisektion überlebt?, sträubst du dich, und nicht umsonst braucht es immer wieder etliche halbherzige anläufe (und idealer weise das damoklesschwert eines uraufführungstermins), bevor du dich dem ungeheuerlichen des schöpferischen aktes, diesem bergwerksherzen auslieferst, du bist ja nicht blöd, und so ein ausweg ist schnell zugeschüttet, die fluchtstollen sind ohnehin mit sicherheit verlegt oder es warten die geier am ausgang, immer wieder muss ich sagen: es gibt vielleicht kein kaisertreueres volk als das unsrige im süden, aber die treue kommt dem kaiser nicht zugute (kafka; es ist in der tat jeder compositorische act ein aufwand, mindestens so groß wie beim bau der chinesischen mauer), und das willst du dann doch nicht, nein, ganz sicher nicht, du willst, um beim bild zu bleiben, dass diese deine treue, die notwendige unbedingte hingabe an die kunst, diesem einzigem kaiser zugute komme.