genug

18. Dezember 2006

(ausnahmsweise dem täglichen Medientheater entnommen)

In Florida hat man einen Delinquenten unabsichtlich gequält. Das aus humanitären Gründen verabreichte Schmerzmittel hatte aufgrund einer stümperhaft gesetzten Injektion versagt. Um derartige Pannen fürderhin zu vermeiden, lässt man die anderen Todeskandidaten vorerst ein bisschen länger warten, hat man beschlossen; so ist in jedem Fall gewährleistet, dass sie auf menschliche Art und Weise umgebracht werden können, wir sind ja keine Barbaren.
Die liebevolle Detailtreue, mit der unsere Medien vom Todeskampf dieses zumindest doppelt Unglücklichen berichtet haben (34 Minuten Todeskampf, unbeschreibliche Schmerzen – die man sich bemühte, uns anschaulich zu vermitteln: als würden einem die Hände abbrennen), zeigt wieder einmal wie sehr wir dankbar sein sollen, dass es die USA (zumindest jene 37 Bundesstaaten, in denen Recht noch Recht ist) gibt, ermöglichen sie doch stellvertretend für alle Länder, in denen staatlich veranstaltete Lynchjustiz leider nicht mehr mit den humanen Grundrechten in Einklang zu bringen ist, vermittelst weltweit verbreiteter und multiplizierter Berichterstattung diese Anteilnahme, Gelegenheit, Genugtuung zu erfahren, ahh, das schaudert aber angenehm.

(morgen: bei uns)