Verhaltensökonom, einer jener Berufe, von deren Existenz wir vor zwei Jahren nicht den geringsten Tau hatten. Haben konnten.
In der Volksschule, wie in der Vierten die gütige Frau Kautz uns nun bald Große gefragt hat, was wir einmal werden wollten, hat der Steinwendtner Thomas (ja genau, der von der Apotheke!) gesagt: »Bibliothekar«. Ich war mächtig beeindruckt (sosehr, dass ich es mir bis heute gemerkt habe) und konnte mir aber nicht recht vorstellen, warum das ein höherer Bildungsberuf sein sollte. Für die Frau Heiß in der Pfarrbibliothek war es eine ehrenamtliche Nebenbeschäftigung zum Direktorinnendasein in der Mädchenvolksschule Am Plenklberg, die sie mit der Kleingewachsenen eigenen Busenwichtigkeit ausfüllte: Buchrückenschilder, Tixo, Bucheinlagekarte, Datumsstempel des Ausgabetags, Datumsstempel für den Rückgabetag, Ermahnung zu unbedingter Regaldisziplin, insbesondere bei den Wasistwas-Saurierbüchern. Wollte der Steinwendtner Thomas sowas werden und musste man dafür auf die Hochschule studieren gehen?
Die anderen Gescheiten, die dann ins (bürgerliche) Alte Gymnasium gegangen sind, waren der Gasperl Walter – er war damals schon intellektuell, hat dann aber bald das Rauchen und Saufen angefangen und ist keine vierzig geworden – und der Herzig Oliver, das verzärtelte Söhndl von einem etwas alten Steyrwerkedirektor, bei dem man zwar zum Spielen eingeladen werden wollte, wo es aber dann keinen Spaß machte, weil immer er alles bestimmen musste. Er gab damit an, dass er wusste, was Pizza war, und sie hatten ein Wochenendhaus in Filzmoos, so weit fahren müssen jeden Samstag und gleich wieder zurück am Sonntag! Jetzt ist er glaubich was mit Jus und Wirtschaft in Döbling, das passt zu ihm, da passt er hin. Nur der Halatschek Gerhard ist tatsächlich Ingenieur (was mit Flugzeugen) geworden.
Ach wäre doch damals ein Verhaltensökonom zu uns in die Volksschule gekommen! Damals wollte ich noch nicht Pfarrer werden. Und der Steinwendtner Thomas hat mit gegen fünfzig auf Volksschullehrer umgesattelt. Er macht das sicher sehr gut, und vielleicht wird er ja noch Direktor. Dann steht ihm alles offen.