Filetministranten

26. Dezember 2004

Obwohl ich der eifrigste, beflissenste, versierteste, beliebteste, kurz: professionellste Ministrant war und mich von der Erstkommunion weg vom Seitenministranten zum Frontalministranten, Läutministranten und schließlich Hauptministranten hochgekniet hatte, bei den Saisonhöhepunkten (Christmette / Weihnachtshochamt bzw. Osternacht / Osterhochamt) kamen die �lteren, die das ganze Jahr nicht oder zumindest nicht regelmäßig ministrierten und schnappten sich die ministrantischen Filetstücke, vor allem den Kirchenjahrsjoker Weihrauchministrant; paarweise (einer mit dem Weihrauchschifferl, einer mit dem Weihrauchfass) mussten sie nur zweimal heraus aus der Sakristei und saßen sonst beim Mesnerschurl seinem Most oder aber auf sehr distinguierten Extraplätzen in der Nähe des Taufbeckens.
So konnte man schon damals ahnen, dass aus ihnen einmal Männer mit verantwortungsvollen Aufgaben werden würden. Und wirklich, ist aus allen vieren auch wirklich was geworden: Helm Peter war Minigolfjunioreneuropameister (er trainierte beim PSV, dem Polizeisportverein) und ist schließlich, wer hätte das für möglich gehalten, Polizist in Steyr geworden; Lachner Günter (mit ihm und seinem strenggrünen 128er coupà© konnte ich in meinen ersten Studiensemestern oft nach bzw. von Graz mitfahren) ist im mittleren Management eines internationalen Großkonzerns, hat Französisch nachgelernt und lebt jetzt mit Familie in Toulouse; der Ungerrudi (er ist sehr lang und sehr schlank, darum ist der Name auch zusammen zu schreiben) hat eine von den Pfaffenbichler-Töchtern geheiratet und hat noch einmal vier Töchter; und Barth Robert ist seit ein paar Jahren Intendant vom ORF Tirol.
Keiner der vier Filetministranten ist also Pfarrer geworden, und mit mir hat das ja auch, nach vielversprechendem Start zwar, doch nicht recht klappen wollen. Das wurmstichige Harmonium vom Pfarrhof steht aber heute bei mir, Apfelthalerkurt hat es mir für das Projekt Passagiere im September 2001 renoviert, der Pfarrerbert hat eh nichts damit anfangen können und so hat er es mir offiziell geschenkt. Das beste Mittel gegen den Holzwurm ist regelmäßiges Musizieren am Halleluja-Traktor, hat mir Kurt geraten.
So schwinge ich mich nun aufs Choralmobed und wünsche noch einen schönen Feiertag!