fabelhaft

13. Dezember 2007

aber immerhin freiheit, immerhin ein besitz.
franz kafka, forschungen eines hundes (1922)

sowas. da liest du jahrelang einen text, er wird zu einer lieblingserzählung, du kannst ganze absätze auswendig, hast ihn, in vielfacher hinsicht, verinnerlicht, aufeinmal setzt sich, wie ohne dein zutun, ein mosaik vor deinen augen zusammen, die einzelnen, garnichtsokleinen kacheln ergeben plötzlich ein neues, ganzanderes bild, und du bemerkst, dass du sehenden auges, lesenden bewusstseins, praktisch alles übersehen, drüberhinweggelesen hast. obgleich du mit diesem neuen blick das unerhörte schon vonallein und selber so wahrgenommen hast, zweifelst du doch, und sicherheitshalber – zwickt’s mi – fragst du einen freund, und nocheinen, ob du dich nicht täuschst, täuschen könntest, bitte, daskanndochnichtwahrsein!, täuschen müsstest?!
seither aber kannst du nicht mehr anders, als im text, in der textur das zu erkennen, was offensichtlich da gestanden ist, alle haben es gesehen, nur nicht du, und dabei hast du dich für einen der intimsten kenner jener geheimnisvollen fabel gehalten, bist du doch selber ein hund, seit ehundje.
im richtigen abstand betrachtet, mit leicht unscharf gestelltem blick (der bekanntermaßen zumeist präziser ist als die detailbetrachtung) können die pixel des als solches neu erkannten kachelbildes sogar eine schärfe bekommen, die ein glattes photo nie und vor allem nimmer zusammenbringt.
ohne kratzer, das auch noch. nieundnimmermehr.