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20. November 2022

Kobuk, Heller & Co.: Schabernack als riskantes Spiel mit Grenzen
orfon


Der Tag der Niederschrift dieses Bekenntnisses ist der 3. November 2022, Tag Eins nach Aufkommen der ›Basquiat-Akte‹ – billig kalkulierenden Kreischjournalisten stehen sämtliche Tore zum anhaftend-griffigeren Aufplusterterminus ›Hell(er)-Gate‹ – sperrangelweit offen –, ›a bleede Gschichd‹, wie der Wiener gern sagt, welcheinsolchiger Heller ja zuckerlgleich immer und bis in finsterst geahnte Abgründe stets war, wer, wenn nicht Er. Wir verstehen sich: Wird eine öffentlich abzuhandelnde Affaire (›Öffäre‹) ungemütlich, gilt es, nebst präciser Vernebelung, so diese nicht ausreicht, (an)patzige Entlastungsangriffe zu reiten. Für einen (den letzten?) Herrenreiter will ich das – ungefragt und unverlangt, damit das gesagt ist! – breschespringend tun, und mir ist bewusst, dass ich lediglich minderer Legionär eines regelrechten Entsatzungsheeres bin, sein kann, sein muss! … Alstern:


›Wie mir einmal der André Heller begegnet ist‹

Eingehüllt in einen vlaushigen, naturfarbenen Leinenanzug promenierte Er, gleich einem jungen Lamm (bei Ihm kann das keine Tautologie sein – Nichts verkommt bei Ihm zur T.), an diesem frühhochsommerlichen Mittag den Graben entlang …

… wobei, Lamm, vielleicht glich die Textur eher der eines Alpakas oder jungen Kameel’s (wie heißen eigentlich die jungen Kamele? – ahja, Fohlen, wie alle Jungtiere der Paarhufer; wobei die der Neuweltkamele in ebendieser Neuen Welt ›crias‹ heißen) … fangen wir also noch einmal an, RESET!

Alpakagleich glitt Er den Graben entlang, abwesenden Sinn’s wohl, da abwesenden Blick’s, und die Vlaushigkeit seiner Textilie wurde auf’s stimmig’ste durch seinen karakulgleichen Bart samt Haupthaar komplettiert, eine rundum gerundete Erscheinung, …

… da fällt mir ein, dass zur Zeit meines Aufwachsens der Besitz (und das jährlich erstmalige Ausführen am Friedhof, zu Allerheiligen) eines Persianers die Behauptung erreichten Wohlstands für Menschen unterer Gesellschaftsschichten darstellte, und auch meine Oma, Mindestrentnerin, gab viel auf diese Bastion der Würde, die man auch an der das Goderl leicht forçierenden würdevollen Straffung des Nackens beim Gehen erkennen konnte, und eine Brosche war dort, wo die Männer auf ihren groben Pfefferundsalzmänteln schnell noch mit einer Stecknadel die silberne (oder goldene) Spenderplakette (sic!) vom Schwarzen Kreuz aus dem Vorjahr (oder von vor mehreren Jahren) anhefteten, wobei sich mein Vater – der Antritt der Friedhofsfahrt war, da diese eine repräsentative war, immer von Hektik durchsetzt – gerne (wie man sagt) dabei in den Finger gestochen hat. Das Wort ›Persianerklauen‹ hat in mir regelmäßig den Verdacht unrecht erworbenen Eigentums erregt. …

… war Er, die Bräunerstraße hatte Er bereits links liegen lassen (indes, Er schritt, peripatetisch – wie sonst? –, entlang der rechten Grabenseite) beinah’ schon an der gefährlichen (der 1A, der 2A!, die Radfahrer!, die Taxler!, die Fiaker!, die Elektroroller! – DIE ESSENSZUSTELLER!) Kreuzung mit der Habsburger, wo sie, wer weiß, warum, auf ihrem letzten Kürzeststück zur Jungferngasse mutiert – wer weiß, wohin Er wollte? Das Schwarze Kameel ist, unweit des Grabens, in der Bognergasse, inmitten des Goldenen Quartier’s; auch das Gutruf wäre nicht weit –, als ich Seiner gewahrte. Ich war jedoch in die andre Richtung unterwegs, sah Ihn nur aus einer Distanz von etwa siebzehn Metern. Nach kurzem Sinnen wendete ich, konnte Ihn unbemerkt überholen, und in einem Bogen gelangte ich so zu einer ›zufälligen‹ direkten Begegnung – und redete Ihn an.

Wie ich Ihn ansprach, was ich mit Ihm sprach, was ich Ihm als Geschenk übergab und ob er verdutzt und dabei keinesfalls unwirsch (dieses Detail sei hier als einziges verraten: durchaus wirsch) reagierte, kann hier aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht preisgegeben werden. Soviel (so viel) ist sicher: Wir haben ein paar gemeinsame Bekannte, möglicherweise sogar Freunde, und auch die will ich da keinesfalls hineinziehen.

Bis heute (Datum: rollierend) warte ich auf ein (originales!) Zeichen von Ihm. Also Heller. Kobuk: Steht bitte meilenhoch über ihm. (Schuhriemenlösen und so.)

Bleiben Wir dran!