St. Pölten, Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich
Zeitspuren Wienerwald
Tagung und Ausstellungseröffnung
Im Zeitraum 1938-1945 wurden im Rahmen des nationalsozialistischen Lebensborn-Programms mehr als 1.300 Kinder im Heim Wienerwald geboren. Der Lebensborn verfolgte das Ziel, die Geburtenrate von Kindern zu steigern, die nach den rassistischen Idealen der SS als besonders »wertvoll« galten.
Zum 120-jährigen Bestehen des Gebäudes beleuchtet die Tagung dessen wechselvolle Geschichte, einschließlich seiner Nutzung als Lungensanatorium, Lebensborn-Heim und Gewerkschaftsheim.
Im Rahmen der Tagung wird die Ausstellung »Am Rande des Wienerwalds. Der Lebensborn in Feichtenbach« eröffnet. Sie ist bis zum 26. November 2024 im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich zu sehen.
Ankündigungsprosa
Wie ich zu dieser Tagung komme, ist eine lange Geschichte; eigentlich sind es zumindest zirka drei Geschichten. Ich lege hier die Spuren. Eine lässt sich bei meiner Buch-CD muetters muellerin (ARBE 13, 2006) aufnehmen: Im Text (es ist ein poetisch ausholender Essay) setze ich Franz Kafka, seinen Jäger Gracchus, Fritz Wunderlich, Berta Lux (meine Oma), weiters eine höchst erfolgreiche Schiläuferin aus der Region, Jorge Luis Borges und noch viele andere in Beziehung mit dem seit 1904 bestehenden Sanatorium Wienerwald in Feichtenbach. Dass wir mit der Familie zwei- oder dreimal im nachmaligen Karl Maisel-Urlaubsheim der Gewerkschaft der Metall- und Bergarbeiter auf Sommerurlaub waren, unterstreicht meine biographische Verstrickung mit diesem schon in den Siebzigerjahren (vor 1976; weil da ist nämlich, im nahen Waidmannsfeld, die Urgroßmutter gestorben, ausgerechnet am 1. Mai) als Lost Place offenbaren Komplex. Weiters habe ich, darauf und auf gezielten weiteren Recherchen aufbauend, im Jahr 2007 das Stück born. rondo für toy piano mit Innerer Stimme für die Pianistin Isabel Ettenauer komponiert.
Das Tagungsprogramm hatte zu seinem Ende hin eine Podiumsdiskussion vorgesehen: »Das Unsichtbare sichtbar machen. Künstlerische Zugänge zur Geschichte des Heimes Wienerwald«. Dazu wurde ich also gemeinsam mit dem Großen Valentin Erben (geboren 1945 dortselbst), sowie Eleonore Rodler und Darrel Toulon geladen, moderiert hat die charmante und kundige Nadjeschda Stoffers. Valentin hat das Podium mit dem Präludium zur emblematischen Ersten Cellosuite von Johann Sebastian Bach, BWV 1007, eingeleitet, ich es mit einer Schubertaneignung geschlossen. Dazwischen berührende Beiträge über im besten Sinn originelle Herangehensweisen an diese monströse Thematik, was hoffentlich auch für mein Reden und Tun gelten darf; den Rückmeldungen nach dürfte es so gewesen sein: Im Anschluss gab es interessante Gespräche, neue Vernetzungen dürften sich auftun. DANKE.