Bravonot

8. Mai 2022

Hernández bedauert seine Unschuld 
abschließender Satz einer Kurzmeldung 

Manchesmal stolpert selbst die wackerste Nachrichtensprecherin, und natürlich wissen wir, dass sie ›beteuert‹ sagen hätte wollen, allein, es wollte halt nicht so recht heraus. Nehmen wir doch die Floskelmissglückung – bei einer Inlandsmeldung wär’s die vermaledeite Unschuldsvermutung – als poetische Startrampe, spinnen wir weiter (nicht jedoch fort). 

Welche/r einst Spätpubertäre kennt sie nicht, diese vom ehemaligen Präsidenten von Honduras überlieferte Stimmungslage: Du fühlst dich schon zu Allem bereit, allein die erotisch so aufregend aufgeladene Welt hat sich für dich noch nicht im mindesten zu interessieren begonnen. Es dauert halt noch, und deshalb bedauerst du die Überlänge der noch allein abzuleistenden Zeit vor dem so herbeigesehnten Er- bzw. Sielangen deiner vollumfänglichen Schuld. Seinerzeit, im Bravo, fandest du aufstachelnden Rat zu allen Fragen derartiger Nöte. Bekanntlich eignet ja der Jugend eine große, übergroße Bereitschaft, sich selbst zu betrauern, was manchen teuer zu stehen kommen kann, bis hin zur Selbstentleibung.

Beteuern, verteuern, betrauern, vertauen, verdauen, und alles, vor allem die Unschuld: bedauern. Unschuldige Expräsidenten haben es da noch vergleichsweise einfach, oder etwa nicht?!