Bergiselsternsinger

3. Januar 2005

Im Sommer mit einem Tuppergschirr voller Wurstsalat einen Tag im Stadtbad zu verbringen, dann noch einen Tag und noch einen, das war das schönste im Jahr, was man in Steyr tun konnte. Dafür habe ich sogar das Cordoba-Spiel versäumt: Als ich an jenem brennheißen 21. Juni 1978 vom Bad kommend den Plenklberg hinaufging, muss wohl das 3:2 gefallen sein, denn aus dem Hochhaus, dort, wo Barth Robert wohnte, drang aus allen Fenstern gleichzeitig ein unglaubliches Geschrei, ich dachte schon I werd narrisch, die Geister vom Zirkus Krone, der ein paar Jahre vorher noch hier auf der damaligen Polizeiwiese gastiert hatte, rächten sich für die frevelhafte Bebauung mit Hochhäusern (zwei fünfstöckige, ein siebenstöckiges Wohnhaus). Der Geisterchor gab sich aber bald als Jubel zu erkennen, und auch ich war auf einmal sehr stolz auf unser kleines österreich. Das Bad war an jenem Nachmittag nicht so überfüllt gewesen, wie es bei so einem Wetter immer war, und langsam kombinierte ich die Zusammenhänge.

Wovon ich aber erzählen will ist, dass es neben dem sommerlichen (Stadt-)Bad eine schönste Zeit voll höchster Wichtigkeit gab, und das waren die Tage vom dritten bis zum sechsten (eigentlich: fünften) Jänner, Sternsingen.
Auch hier gab es, analog zum Ministrieren, Filettouren, etwa die, wo man bei den Furtners vorbeikam (Resi war der Altstar im Kirchenchor), es immer Würstel für alle und 1.000,- Schilling für die Kassa gab. Und natürlich die Tour zu den Bauern, die wurde am letzten Tag mit dem Kaplan als Begleiter von jenen Buben gemacht, die dem Alkoholgenußalter am nächsten standen. Manche Jahre sind dann auch so Starsternsinger dahergekommen, die haben nur die Bauerntour gemacht, einfach, weil sie schon alt genug waren, und ohnmächtig mussten wir jüngeren zurückstehen, katholische Tradition.
Am dritten war meistens der Einserabschnitt dran, oder (wenn bereits am zweiten begonnen worden war) der Zweier. Wichtig war vor allem, wenn wir wo hineingelassen wurden (nicht allzu oft, das hing auch vom Wetter und dem Zustand unserer Schuhe ab) nicht zu vergessen, zu erfragen, wie das Schispringen steht. Manchmal durften wir sogar bei ein paar unserer noch nicht so leichgewichtigen Idole live die Daumen vor den neuen Farbfernsehgeräten drücken.
Ich stelle mir vor, dass davon Toni Innauer und auch Karl Schnabl am Bergisel nicht wenig profitiert haben.