BananenMütter 2006

26. November 2006

Liebe MBA,

(sämtliche Drittpersonsformen inkludieren Femininum und Maskulinum)

unlängst (ein ähnlich hässliches Wort, wie wenn jemand in (un)freier Rede statt des ebenso unguten aa/aah/ah/äh/ähm oder so nach jedem zweiten Wort die Bedeutung dessen, was er sagen will oder zumindest vorgibt, sagen zu wollen, durch Einfügen dieses fortgeschleppt pubertären, zubodenschauenden irgendwie zu heben, unterstreichen oder abzuwiegeln versucht), unlängst also sind wir zusammengesessen und haben uns bei apulischem Rotwein bzw. Coca Cola Light so unsere Gedanken gemacht, und dabei ist es gewissermaßen (auch so ein Wort!) äußerst schlüpfrig (strenggenommen rutschig, möglicherweise glitschig) zugegangen, in unseren Gedanken, was glauben Sie, wo denken Sie hin? In unseren Überlegungen, ich muss es zugeben, sind wir zu keiner umfassend befriedigenden Lösung gekommen, schließlich mussten wir die Diskussion mit der letztlich doch rundum konsensfähigen Erkenntnis beenden, dass keiner am Tisch diese so berüchtigte Erfahrung gemacht hat und wir es strenggenommen auch bezweifeln mussten, irgendjemanden zu kennen, der Eigenwahrnehmungsberichte weiterzugeben in der Lage wäre, denn: Keiner konnte sich erinnern je auf einer Bananenschale ausgerutscht zu sein. Diese Version des Verunfallens scheint, so unsere Überzeugung, ausschließlich in billigen Witzen vorzukommen. Und so konnten wir auch, wie gesagt, keine Antwort auf die uns zunehmend quälende Frage finden, wie denn die so gefährliche Frucht(schale) liegen müsse, damit die höchstmögliche Rutschgefahr (auf der einen Seite ein Haften, auf der anderen urplötzliches Wegrutschen; in der Folge Sturz aufs Steißbein bei gleichzeitiger Unterarmprellung reschpeckchtive Handwurzelauweh, in höherem Alter: Oberschenkelhalsbruchundaus) gegeben sei.
Sie merken schon, wir manövrierten uns in unserem Salon zunehmend in eine durchunddurch heikle Situation, und mehrmals, ich muss es zugeben, standen die Gespräche am Rande des Abbruchs, zu dem es nur deshalb nicht gekommen sein mag, weil die Runde klein war (ein sog. künstlerisches Abendessen, Gipfeltreffen der Künste im kleinsten Kreis: ein Poeta Laureatus; eine Lichtgestalt unter den Bildenden Künstlerinnen; ein Klaviermagier; der im Weingartner Compositör genannte Verfasser dieser Zeilen – verspeist wurde keine Wildente) und zudem jeglicher medialen Aufmerksamkeit und also externen Aufheizung entbehren musste, diese Kapazitäten der Hinterbringung, was der andere gerade für Gemeinheiten gesagt hat (Haben Sie’s schon gehört? Na, was sagen Sie da dazu?), diese ungeniert Haltet den Dieb! schreienden Aufhusser waren (und sind!), scheint es, gegenwärtig anderswo ausgelastet, und das ist gut so. (Irgendwie, das nebenbei, muss ich immer an die Lemuren aus der Schlussszene von Faust II denken, wenn ich im Weingartner die vorletzte Seite jener grauen Zeitung aufschlage, die nur samstags über ein breiteres Spektrum verfügt, sie aufschlage und schnell weiter blättere, bevor mir, ich sage es ganz offen, die Magensäfte hochkommen wollen.)

obacht!
Also: schön aufpassen! (Das ist keine Warnung, anwenauch?)

Mein Fragenkonvolut an Sie also:
– Kennen Sie jemanden, der schon einmal auf einer Bananenschale ausgerutscht ist?
– Hat es Sie selbst gar einmal vermittelst einer Banane aufgebirnt?
– Wenn Sie ausgerutscht sind, ist Ihr Fuß durch direktes Auftreten auf die Innen- oder Außenseite der Bananenschale ins Rutschen gekommen?
– Haben Sie sich eh nicht wehgetan?

Danke für Ihren individuellen Wahrnehmungsbericht. Somit kann ich Ihnen einen schönen Spätestherbst wünschen, sollte es noch eisig werden, tun Sie bitte aufpassen, ob etwelche exotischen Fruchtreste am Boden liegen, ja? (Nicht draufsteigen! Oderaber: Selbstversuch.)

Die Vorschau (Details: bitte beim Wort Vorschau anklikken)

Besonders am Herzen liegt mir der kommende Mittwoch, 29. November um 19.00 im Theatermuseum, da werden Gert Jonke und ich den Lieutenant Gustl von Schnitzler geben, im, wie es sich gehört, Eroicasaal.

1.-7. Dezember, Franzobel & Mütter, Die Weihnachtsorgie: St. Johann – Innsbruck – Winterthur – Kiel – Karlsruhe – Graz – Stainach-Irdning (heim dann über Attnang-Puchheim oder über Selzthalselzthal, gekürzter Aufenthalt)

10. Dezember, 15.00 – 20.00 Uhr
Offenes Atelier bei Victoria Coeln und Bertl Mütter, 19., Krottenbachstraße 66
17.00 Hauskonzert

Und kommen Sie zuguterletzt am 21. Dezember in den Loos-Salon. Da gibt’s die offiziöse Präsentation von muetters muellerin, dem Album.

so schauts aus
Sie sollten sich wirklich drei, vier davon zulegen. Ich sage nur: Irgendwer hat auch im Dezember Geburtstag. Oder vielleicht gibt es sonst einen von außen diktierten Anlassfall zum Geschenkschenkenmüssen.

(Aus Komplettitätsgründen: Der Rückblick)

Jetzt aber nur das Beste, wie immer und weiter so (gilt nicht für alle; der Nikolaus und sein Vizekanzler, die werden’s schon herausbekommen)!

Ihr

Bertl Mütter