Aufzug, orthodox

24. Februar 2007

Da standen sie nun im Lift, der großgewachsene hübsche Student von hinter der akustisch recht kommunikationsfreudigen Wand, der nachts keinen Damenbesuch erhalten hatte, mitsamt seinem Koffer, in den der Nichtdamenbesuch mit etwas Willen und reichlich Vorstellungsvermögen schon auch hineingepasst hätte, warum auch plagte sich der kräftige Jüngling derart, fragte er sich später, und er, keinesfalls taub diese Nacht verbracht habend, und sie warteten und warteten, bis die selbsttätige Schiebetür ihrem Namen gemäß verfahren würde, aber es tat sich nichts, 6-8 Personen stand von links und rechts zu lesen, keine Rede also von Überlastung, auch wenn sie, was immer wahrscheinlicher wurde, zu dritt in der Kabine waren, was aber nützte es, sie gingen auf den Gang hinaus und sogleich wollte die Tür zumachen, nichts wie in den Lichtschranken ausgeschritten, wieder in den Vertikaltransponder, und dann die ganze gleiche Prozedur noch zweimal, bis er beschloss, zu Fuß in den Frühstücksraum, der sich, wie gestern berichtet, als rechteckige Höhlengrotte herausstellen sollte, minus 2, ein Stockwerk noch unter den Autos, so war das hier, wie gesagt, und der sympathische junge Mann mit der Menschenkiste nuschelte, durchaus kommunikativ, unverständlich etwas , das sich auf seine Nachfrage hin wie Schabbatlift anhörte, und er erklärte es auch gleich, nämlich, dass ein Schabbà¡tlift ein Aufzug für orthodoxe Juden sei, die ja am Schabbat nichts, aber schon gar nichts anrühren dürfen (wie gehen die eigentlich aufs Klo?), und der deshalb also am Schabbà¡t dauernd aufundab fahre, nachgerade fahren müsse, an jedem Stockwerk anhalten müsse, wodurch gewährleistet sei, dass der gläubige Mensch keinen Finger rühren würde müssen, so ein Glück.

Er aber hatte sich das liftfreundlicher vorgestellt, nämlich dass jeweils ein Lift (wöchentlich alternierend) am Hl. Ruhetag auch tatsächlich ruhen dürfe.

Können Aufzüge zum Judentum konvertieren? Oder könnte man sie gleich so schaffen? – Fragen über Fragen in diesem faszinierenden Land also, schon am ersten Morgen.